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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Himmel; Himmelfahrt

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Himmel (Komponist) - Himmelfahrt.

tigere Schätzung der Distanzen ermöglichen. Damit im Einklang steht auch die Erfahrung, daß uns Sonne und Mond am Horizont viel größer erscheinen als höher am H.

Die blaue Farbe des Himmels (Himmelsbläue) hat man auf verschiedene Weise zu erklären versucht. Nach Tyndall ist das langsame Entstehen und Vergehen unsichtbarer Wolkenkeime die wahre Ursache. Wenn sich nämlich Wolken zu bilden anfangen, so reflektieren die feinsten Wasserbläschen zunächst die blauen Lichtwellen als die kürzesten im Sonnenspektrum, und erst mit wachsender Vergrößerung der Wasserbläschen werden auch längere Lichtwellen reflektiert, und das Blau geht allmählich in Weiß über. Nach einer neuern Ansicht von Nichols dagegen liegt die Ursache darin, daß die Netzhaut unsers Auges für die Empfindung der roten, grünen und violetten Strahlen besondere Lagen von Nervenzäpfchen besitzt. Die "violetten" Nerven sind nun für schwaches Licht sehr empfänglich, während die andern noch fast unempfindlich bleiben. Je intensiver aber das Licht wird, desto lebhafter wird die Empfindung des Rot und Grün, während die für die Empfindung des Violett dienenden Nerven unempfindlich werden. Im Sonnenlicht sind nun verschiedenfarbige Strahlen enthalten; sehen wir aber direkt in die Sonne, so erscheint sie uns gelb als Mischfarbe aus dem Rot und Grün, das wir wahrnehmen, während das Auge für das Violett unempfindlich bleibt. In dem schwachen, von den Luftteilchen reflektierten Licht aber kommen umgekehrt nur die blauen und violetten Strahlen zur Wahrnehmung.

Für die religiöse Betrachtung hat sich infolge der Anbetung der Gestirne an das Wort H. dauernd der Begriff der göttlichen Wohnung, des Aufenthalts der Seligen im Gegensatz zur Erde, als der Sphäre der Endlichkeit und der Wohnstätte von Schmerz und Sünde, geknüpft. Während die jüdischen Religionsphilosophen in Alexandria den alttestamentlichen Begriff des Himmels als der Wohnung Gottes (Jes. 66, 1; Apostelgesch. 7, 49) geradezu mit der Platonischen Idealwelt (kosmos noëtos) identifizierten, in welchem Sinn auch der Hebräerbrief und das Johannes-Evangelium das "Himmlische" oder "Wahrhaftige" dem Irdischen als unwesenhaftem Scheindasein gegenüberstellen, hat die palästinische Theologie, bei der altherkömmlichen Vorstellung vom H. als einer glockenförmig über die Erde gestellten Wölbung beharrend, die Vorstellung von sieben Himmeln ausgebildet, welche auch Paulus voraussetzt (2. Kor. 12, 2. 4). Eine übersichtliche Vorstellung von der himmlischen Geographie, wie sie das Mittelalter auf Grund dieser jüdisch-christlichen Ansichten ausbaute, gibt Dantes "Paradies" mit seinen zehn Himmelskreisen, deren letzter und höchster das sogen. Empyreum ist. Im Grundsatz zerstört wurde diese ganze Weltanschauung schon durch das kopernikanische System und durch den im Gefolge seiner weitern Ausbildung sich einstellenden Begriff des unendlichen Himmelsraums. Für die wissenschaftliche Theologie ist das Wort wieder zum Symbol der religiösen Ideen der Vollendung, des absolut normalen Seins, teilweise auch der Vorsehung geworden, während Feuerbach darin "das offene Herz der Menschheit", das phantastische Produkt ihrer teils liebenswürdigen, teils selbstsüchtigen Wünsche bezüglich des Jenseits erblickte.

Himmel, Friedrich Heinrich, Klavierspieler und Komponist, geb. 20. Nov. 1765 zu Treuenbrietzen in der Mark Brandenburg, studierte zu Halle Theologie, widmete sich dann als Pensionär König Friedrich Wilhelms II., der ihn auf dem Klavier spielen gehört hatte, zu Dresden unter Naumann dem Studium der Musik und brachte nach zwei Jahren in Berlin sein Oratorium "Isacco" mit größtem Beifall zur Aufführung, worauf ihm der König die Mittel zu einem zweijährigen Aufenthalt in Italien gewährte. In Venedig schrieb H. 1794 das Pastorale "Il primo navigatore" und in Neapel die Oper "Semiramide", welche beide reichen Beifall fanden. Nach seiner Rückkehr wurde er 1795 an Reichardts Stelle zum königlichen Kapellmeister ernannt und erwarb sich einen weitverbreiteten Ruf als Komponist und Klavierspieler, obwohl ihm auf beiden Gebieten die Tiefe und Gründlichkeit mangelte. Beethoven, der ihn während seines Aufenthalts in Berlin kennen lernte, urteilte über ihn: "er besitze ein ganz artiges Talent, weiter aber nichts", und zog das Spiel des Prinzen Ludwig Ferdinand dem seinigen vor. H. starb 8. Juni 1814 in Berlin. Von seinen Kompositionen, deren er über 80 veröffentlichte, haben ihn nur wenige überlebt, darunter das Lied "An Alexis send' ich dich" und die dreiaktige Operette "Fanchon, das Leiermädchen" (Text von Kotzebue), die von ihrem Erscheinen (1804) an ein Menschenalter hindurch auf allen Bühnen Deutschlands enthusiastisch aufgenommen wurde.

Himmelfahrt, eine unablösbar mit dem Weltbild des Altertums zusammenhängende, auch noch mit dem ptolemäischen, nicht mehr aber mit dem kopernikanischen System vereinbare Vorstellungsform, welche den religiösen Begriff der Apotheose (s. d.) sinnlich nahebringen und gleichsam ausmalen will. Wie schon im klassischen Altertum (Romulus), so dient die H. besonders auch im Judentum und Christentum zur phantasiemäßigen Veranschaulichung eines Überganges der betreffenden Persönlichkeiten aus der irdischen, bez. menschlichen in die überirdische, bez. göttliche Daseinsweise. Schon bei Lukas (drittes Evangelium und Apostelgeschichte) schließt das Leben Jesu mit einer H. (Ascensio, im Unterschied zu der seit dem 5. Jahrh. erkennbaren Vorstellung einer H. der Maria, Assumptio, daher Assunta); jüdische und christliche Apokalypsen behandeln übrigens auch die H. des Henoch, des Moses und des Jesaias. - Die bildende Kunst bemächtigte sich erst seit dem 7. Jahrh. des die H. Christi betreffenden Stoffs, der anfangs mehr symbolisch-typisch (in Miniaturen und Elfenbeinreliefs) und erst seit dem 15. Jahrh. realistisch dargestellt wurde. Aber auch in späterer Zeit steigt Christus bisweilen noch mit der Siegesfahne gen Himmel. Die bekanntesten Darstellungen sind: das Bild von Giotto (Arena zu Padua), die H. Christi von P. Perugino (Museum zu Lyon), die für viele spätern Darstellungen Vorbild wurde; die eigentümlich ideale Darstellung von Correggio (Kuppel von San Giovanni in Parma) u. aus neuerer Zeit Gemälde von Schraudolph (München, Neue Pinakothek), Pfannschmidt und E. v. Gebhardt (Berlin, Nationalgalerie). Es ist bisher keinem Künstler gelungen, eine H. Christi von allgemein anerkanntem klassischen Wert zu schaffen. Die H. Mariä wurde von der Kunst mit großer Vorliebe behandelt, welcher wir Tizians Meisterwerk in der Akademie zu Venedig u. eine Reihe von prächtigen Schöpfungen des Rubens in der Kathedrale zu Antwerpen, dem Museum zu Brüssel, dem Belvedere zu Wien, der Akademie zu Düsseldorf u. a. O. verdanken. Die Darstellung ist typisch geworden, so daß sich der Vorgang immer in Gegenwart der Apostel über dem geöffneten Grab ereignet, während Christus und Gott-Vater die von