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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Holz

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Holz (Verarbeitung).

verschiedene Salze zu diesem Zweck vorgeschlagen, z. B. Eisenvitriol und Schwefelbaryum, von denen erst das eine, dann das andre durch Hochdruck in das H. eingeführt wird, und die bei ihrem Zusammentreffen zwei unlösliche Körper, Schwefeleisen und schwefelsauren Baryt, liefern. Dieses sinnreiche Verfahren hat sich aber in der Praxis nicht bewährt; es gelingt nicht, die zweite Flüssigkeit gleichmäßig durch das H. zu verbreiten, weil der sich bildende Niederschlag das Vordringen derselben verhindert. Die Imprägnation wird also sehr unvollständig erreicht, und die Haltbarkeit des Holzes bleibt eine geringe. Sehr wichtig ist dagegen die Anwendung empyreumatischer Stoffe. Nach der von Bethell 1838 angegebenen Methode (Bethellisieren) wird trocknes H. (am besten lufttrocknes, nicht gedörrtes) in verschlossene Gefäße gebracht und, nachdem diese mit einer Luftpumpe evakuiert sind, mit warmem schweren Teeröl, zuletzt unter einem Druck von 7-8 Atmosphären imprägniert. Dabei soll Eichenholz pro Kubikmeter 40-100, Kiefernholz 140-200 kg Teeröl aufnehmen. Dies Verfahren liefert die günstigsten Resultate und gewährt auch den Vorteil, daß die Festigkeit des Holzes erhöht wird, während sie durch die Metallsalze leidet, und daß das bethellisierte H. niemals Feuchtigkeit aufnimmt und sich mithin auch nicht wirft. Dagegen ist dasselbe leichter entzündlich, sieht schlecht aus, riecht unangenehm und läßt sich schwer bearbeiten; auch betragen die Kosten etwa 13,5 Mk. pro Kubikmeter. Für gewisse Zwecke, wo es auf den Preis nicht ankommt, läßt sich H. in vortrefflicher Weise durch Imprägnieren mit Talg, Talg und Wachs, Leinöl oder Lösungen von Harzen in Öl konservieren. Derartig behandeltes H. gewährt namentlich den großen Vorteil, daß es sich nicht wirft, und ist z. B. für Parkettböden vortrefflich geeignet. Von dem Gemisch aus Talg und Wachs soll das H. 15-60 Volumprozent aufnehmen. - Die Imprägnierungsmethoden gewähren ganz erhebliche Vorteile; doch zeigen sich nicht alle Holzarten, Holzteile oder Baumindividuen gleich gut durchtränkbar. So sind Eichen- und Edelkastanienholz schwer durchtränkbar; bei der Esche ist der Splint ziemlich leicht, das Kernholz fast gar nicht durchtränkbar. Da nun das schwer durchtränkbare H. (Kernholz) an und für sich durch Dauerhaftigkeit ausgezeichnet ist, so liegt auf der Hand, daß für dieses die Imprägnierung wenig geeignet erscheint. Man imprägniert deshalb z. B. auf einer und derselben Eisenbahn Nadelholzschwellen, aber nicht Eichenholzschwellen und hat stets das Imprägnieren für Bäume ohne hervorragende Kernbildung, für junge Bäume oder Holzstücke aus dem Splint besonders empfohlen. Folgende Tabelle, welche die relative Dauerhaftigkeit imprägnierter (die verschiedenen Systeme zusammengeworfen) und nicht imprägnierter Bahnschwellen zeigt, läßt erkennen, daß z. B. für Buchenholz die Imprägnierung unter allen Umständen rentabel sein muß, während die Rentabilität für die Nadelhölzer und noch mehr für Eichenholz bei sehr billigen Holzpreisen zweifelhaft ist:

Auswechselung wegen Fäulnis Eiche natürlich imprägniert Kiefer natürlich imprägniert Buche natürlich imprägniert Tanne und Fichte natürlich imprägniert

Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz.

nach 5 Jahren 4,5 0,2 13,6 1,6 100 4,3 48,8 28,3

nach 7 Jahren 10,6 0,8 37,3 3,2 - 10,8 93,4 48,7

nach 10 Jahren 31,1 3,5 67,7 11,6 - 11,5 - -

nach 13 Jahren 34,9 12,1 100,0 41,8 - 25,0 - -

Verarbeitung.

Zur weitern Verarbeitung des Holzes sind in neuerer Zeit nach dem Vorgang der Metallindustrie Werkzeugmaschinen konstruiert worden, bei denen zwar die Metallbearbeitungsmaschinen Vorbilder darboten, aber, entsprechend der eigentümlichen Natur des Holzes, zum Teil ganz andre Konstruktionsprinzipien angewandt werden mußten. Arbeitsstücke von gebogener Gestalt stellt man aus krumm gewachsenem H. dar, muß aber, da dergleichen nicht immer in gehöriger Beschaffenheit anzutreffen ist, gewöhnlich die Stücke aus geradem H. krumm zuschneiden. Größere Festigkeit erhält man durch das Biegen des Holzes in die gewünschte Form. Frisch gefälltes H. ist sehr biegsam, und wenn es in diesem Zustand gebogen und durch eine äußere Kraft bis zum Trocknen in der Krümmung erhalten wird, so verliert es die ihm gegebene Gestalt nicht mehr. Noch biegsamer wird frisches H. beim Erwärmen und trocknes, wenn man es in Wasser kocht oder mit Wasserdampf behandelt. Man legt es dann noch heiß an oder zwischen hölzerne oder gußeiserne Formen (Zulagen), preßt diese so stark zusammen, daß das H. die gewünschte Krümmung annimmt, und läßt die Stücke unter dem Druck im Schatten langsam trocknen. Faßdauben, Hölzer zu Kutschengestellen und Wagen überhaupt, Radfelgen und Hölzer zu Stühlen und andern Möbeln werden auf diese Weise gebogen. Zur Darstellung von flachen Reliefverzierungen auf H. preßt man dasselbe auf erhitzte, vertieft gravierte Formen aus gegossenem Messing. Am besten eignet sich hierzu Maserholz von Buchsbaum, Esche und Ahorn; Hirnholz erfordert stärkern Druck als Langholz, gibt aber einen vollkommnern Abdruck. Reliefpressungen auf Furnieren werden zwischen zwei erwärmten Metallplatten oder zwischen Metallwalzen hergestellt, von denen die eine vertieft graviert, die andre mit korrespondierenden Erhöhungen versehen ist. Reliefs von beträchtlicherer Höhe erhält man mit glühenden Formen, indem alles zur Herstellung der Vertiefungen wegzuschaffende H. in leicht abzulösende Kohle verwandelt wird, die man mit einer steifen Bürste entfernt. Wenn man H. nach der Boucherieschen Methode mit verdünnter Salzsäure imprägniert, indem man dieselbe unter einem Druck von 1-2 Atmosphären 8-10 Tage lang einströmen läßt und dann das H. 3-4 Tage lang mit Wasser auswäscht, so wird dasselbe plastisch, kann auf einen kleinen Bruchteil seines ursprünglichen Volumens zusammengepreßt werden, verliert beinahe gänzlich seine leichtere Spaltbarkeit in gewissen Richtungen und wird einer ganz andersartigen Bearbeitung fähig. Das H. der Birke, Rotbuche, des Nußbaums und der Pirus-Arten wird besonders leicht schneidbar, und die Schnittfläche dieser Hölzer erscheint dann metallglänzend. Man benutzt derartig zubereitetes H. namentlich auch zur Nachahmung geschnitzter Arbeiten, indem man es in Formen preßt. Das mit dem Hobel bearbeitete H. unterliegt sehr allgemein noch weiterer Behandlung zur Verschönerung der Oberfläche. Man zieht es mit der Ziehklinge (federhartem Stahlblech) ab, deren Kante durch Bestreichen mit einem glatten, glasharten Ziehklingenstahl einen feinen Grat erhält. Letzterer nimmt von der gehobelten Fläche kleine Unebenheiten in Gestalt staubartiger Späne fort. Das abgezogene H. wird mit Bimsstein und Leinölfirnis (oder Talg oder Wasser), Fischhaut, Schachtelhalm und jetzt sehr häufig mit Sand- oder Glaspapier geschliffen; auch wendet man Schleifmaschinen an, deren wirksamer Teil eine mit Filz, Segeltuch und starkem Papier gefüt-^[folgende Seite]