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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Holz

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Holz (Konservierung).

Konservierungsmethoden.

Die durch rationelle Behandlung des frisch gefällten Holzes zu erzielende Dauerhaftigkeit läßt sich künstlich sehr bedeutend erhöhen durch verschiedene Konservierungsmethoden. Vollkommen trocknes H. zeigt sich in trockner Luft von unbegrenzter Dauer (Mumiensärge), und wo daher das H. bei seiner Verwendung vor nachträglichem Feuchtwerden bewahrt ist, erweist sich das Austrocknen als sehr wirksames Konservierungsmittel. Man benutzt dazu Dörröfen, in welchen das H. von den Verbrennungsgasen direkt umspült wird, so daß auch die antiseptischen Wirkungen einzelner Bestandteile jener Gase zur Geltung kommen. Besonders wird H. zu Eisenbahnschwellen gedörrt und dabei etwa 6 Stunden lang auf 100° erhitzt; weniger energisch trocknet man H. für andre Zwecke, indem man es sehr viel längere Zeit bei nur 40-50° im Ofen läßt; das Trocknen in luftdicht schließenden, von außen zu erhitzenden eisernen Gefäßen mit Hilfe der Luftpumpe ist in den meisten Fällen zu teuer. Bildung von Rissen beim Trocknen muß man durch langsames Trocknen und rationelles Zuschneiden der Balken verhindern. Das Ankohlen von Pfählen, Pfosten etc. am untern in die Erde einzugrabenden Ende scheint wenig empfehlenswert zu sein. In Frankreich kohlt man Schiffbauhölzer und Eisenbahnschwellen mit Hilfe einer Leuchtgasgebläsevorrichtung an. Gedörrtes H. ist auch in feuchter Luft dauerhaft, wenn es durch Anstrich mit Leinöl, Leinölfirnis, Ölfarbe, Teer vor dem Naßwerden geschützt wird. Eine Mischung von 2 Volumen Steinkohlenteer und 1 Volumen Holzteer, mit etwas Kolophonium aufgekocht und mit 4 Volumen trocknem Ätzkalk zusammengerührt, widersteht der Einwirkung der Sonne besser als die gewöhnlichen Anstriche. Schädlich werden diese Anstriche, wenn das H. nicht völlig trocken war, weil das eingeschlossene Wasser durch dieselben am Entweichen gehindert wird. - Sicherer als durch Trocknen wird das H. konserviert durch Unschädlichmachung der eiweißartigen Saftbestandteile, weil von diesen die Einleitung der Zersetzungsprozesse ausgeht. Man erzielt dieselbe entweder durch Auslaugen oder durch Überführen der eiweißartigen Stoffe in unlösliche Verbindungen. Das Auslaugen durch Wasser wird selten angewandt, weil es lange Zeit in Anspruch nimmt und den Zweck nur unvollkommen erreichen läßt. Häufiger behandelt man das H. in festen eisernen Gefäßen mit gespanntem, überhitztem Wasserdampf; aber auch hierbei ist die Auslaugung sehr unvollständig und beschränkt sich beinahe auf den Splint. Bisweilen dämpft man auch in Kasten aus starken Bohlen ohne erhöhten Dampfdruck und läßt die Dämpfe dann etwa 60 Stunden lang einwirken. Wirksamer ist die Imprägnierung des Holzes mit Salzen und andern Stoffen, welche die Zersetzung verhindern. Sehr verbreitet und erfolgreich ist das von Burnett 1838 angegebene Verfahren des Imprägnierens mit Zinkchlorid unter Anwendung von Hochdruck (Burnettisieren). Man packt die vollständig zugerichteten Hölzer auf einen Wagen, der genau in den eisernen Imprägnierungscylinder paßt und in diesem auf Schienen läuft, verschließt den Cylinder, dämpft etwa 3 Stunden, läßt eine Luftpumpe angehen, um alle Luft aus den Hohlräumen des Holzes zu entfernen, und leitet, sobald das Manometer die vollständige Evakuierung anzeigt, kalte 1proz. Zinkchloridlösung ein, welche schließlich unter einem Druck von 8 Atmosphären in das H. hineingepreßt wird. Nach einer andern Methode wird das H. nicht gedämpft, sondern gedörrt, sonst aber wie angegeben behandelt. Die Quantität Zinkchlorid, welche die verschiedenen Hölzer aufnehmen, ist sehr ungleich; Kiefern- und Buchenholz nimmt erheblich mehr auf als Eichenholz. Die Kosten betragen etwa 3-6 Mk. pro Kubikmeter, und die Erfolge sind sehr günstig. Sehr erfolgreich ist auch das 1841 von Boucherie angegebene Verfahren des Imprägnierens mit Kupfervitriol (Boucheriesieren). Es setzt frisch gefällte, unbehauene Stämme voraus, welche an der Hirnfläche mit einer luftdichten Kappe (aus einem gefetteten Strick, einem Brett und Klammern hergestellt) versehen und von dieser aus mit der 1proz. Lösung, die aus 10 m hoch stehenden Bottichen zuströmt, getränkt werden. Die Kupferlösung verdrängt den Zellsaft, welcher am andern Ende des Stammes abfließt, und man setzt das Verfahren fort, bis statt des Zellsaftes die blaue Imprägnierungsflüssigkeit erscheint. Sehr lange Balken werden durch einen Einschnitt in der Mitte von hier aus zugänglich gemacht. Leider folgt die Imprägnierungsflüssigkeit fast ausschließlich den Bahnen des Holzsaftes, es wird daher der Splint, aber auch dieser keineswegs regelmäßig, vorzugsweise durchtränkt, das Kernholz aber bleibt fast unberührt (besonders bei Eiche und Fichte). Die aus den Stämmen abfließende, mit Saft verdünnte Kupferlösung wird durch poröse Substanzen filtriert, wieder auf den nötigen Kupfergehalt gebracht und dann von neuem benutzt. Buchen- und Kiefernholz nehmen etwa 5,5 kg Kupfervitriol pro Kubikmeter auf, entschieden mehr, als der völligen Sättigung des Holzes mit 1proz. Lösung entspricht. Das H. besitzt also eine besondere Fixierungsfähigkeit für Kupfer, welche vielleicht durch seinen Harzgehalt bedingt ist. Die Erfolge der Methode sind recht günstige; der Apparat kann überall schnell aufgestellt werden und erfordert keine Maschinenarbeit. Die Hauptvorzüge der Methode liegen aber entschieden nur in der Manipulation, denn der Kupfervitriol wirkt jedenfalls nicht besser als Zinkchlorid, ist teurer und wird auch in dem imprägnierten H. zersetzt, wo dieses mit Eisen in Berührung kommt. Das von Kyan 1832 angegebene Verfahren (Kyanisieren) gründet sich auf die Anwendung von Quecksilberchlorid (Sublimat), welches im höchsten Grad fäulniswidrig wirkt und deshalb sehr einfache Manipulationen gestattet. Man arbeitet mit 2/3proz. Lösung in hölzernen Kasten ohne Eisenteile und legt in diese das vollständig zugeschnittene H. Nadelholz läßt man 8-10, Eichenholz 12-14 Tage in der Lösung. Die letztere ist unter Regulierung des Sublimatgehalts immer von neuem verwendbar. Die Gefahren des Kyanisierens für die menschliche Gesundheit sind geringer, als man glauben sollte, und vorwiegend auf die Behandlung des ungelösten Sublimats beschränkt. Die Erfolge des Kyanisierens sind ungemein günstig, obwohl Schwefelammonium nur in einer schmalen Zone an der Oberfläche der Hölzer Quecksilbergehalt nachweist. Die Kosten betragen über 9 Mk. pro Kubikmeter. Wegen der großen Giftigkeit des Quecksilberchlorids darf man kyanisiertes H. nicht zu menschlichen Wohnungen, Ställen, Gebäuden, die von Vieh beleckt werden, auch nicht zu Treibhäusern benutzen. Payne schlug zuerst vor, zum Imprägnieren zwei Salze anzuwenden, welche bei ihrem Zusammentreffen im H. eine unlösliche Verbindung eingehen. Dadurch soll das Wiederauswaschen der eingedrungenen Substanz verhindert und zugleich spezifische Schwere, Härte, Farbe und Politurfähigkeit des Holzes günstig beeinflußt werden (Metallisieren, Paynesieren). Man hat