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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hudsonbaikompanie; Hudsonbailänder; Hudsongruppe; Hudson Lowe; Huë; Huëba

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Hudsonbaikompanie - Hueba.

119 km kürzer ist als diejenige von Montreal. Ob aber diese Verkürzung des Wegs um 1019 km für die jedenfalls schwierigere Schiffahrt in der H. entschädigt, ist immerhin zu bezweifeln. Die Hudsonstraße wurde 1602 von Georg Weymouth entdeckt, die H. aber erst 1610 von H. Hudson.

Hudsonbaikompanie (Company of Adventurers trading in Hudson's Bay), eine vom Prinzen Rupert u. a. in England gegründete Gesellschaft, der ein Freibrief König Karls II. 1670 das Recht zugestand, in allen die Hudsonbai umgebenden Ländern ausschließlich Handel zu treiben und gewisse Hoheitsrechte auszuüben. Schon damals waren die französischen Pelzhändler von Kanada aus bis an die Küsten der Hudsonbai vorgedrungen; aber es gelang der Kompanie trotz des feindlichen Auftretens derselben und der wiederholten Zerstörung ihrer Forts und Wegnahme ihrer Schiffe, sich festzusetzen. Im Frieden von Utrecht (1713) trat Frankreich alle Ansprüche auf die Hudsonbai ab, und die Kompanie wurde dadurch in den Stand gesetzt, ihre Handelsverbindungen auszudehnen. Aber schon nach wenigen Jahren erstand ihr in Kanada in der 1783 gegründeten Nordwestkompanie ein ebenbürtiger Rival, der seine Unternehmungen bis zum Fuß der Felsengebirge und den Gestaden des Stillen Ozeans ausdehnte. Die Grenzen des Gebiets der H. waren nie genau festgestellt worden, und so kam es bald und wiederholt zwischen den beiden wetteifernden Gesellschaften zu Konflikten, die häufig blutig ausliefen, aber dann durch die Vereinigung beider (1821) definitiv beendigt wurden. Seit dieser Zeit wurde der Pelzhandel in jenen weiten Ländern mit großem Gewinn betrieben. Die alten Vorrechte wurden 1838 abermals auf 21 Jahre erneuert, aber schon 1846 erlitt die Kompanie durch Abtretung von Oregon an die Vereinigten Staaten eine Einbuße an Gebiet; 1858 wurde die Kolonie Britisch-Columbia (s. d.), 1870 Manitoba (s. d.) gebildet. Die öffentliche Meinung in Kanada erhob sich entschieden gegen die Verlängerung der Privilegien einer Gesellschaft, welche man anklagte, die Besiedelung dieser ausgedehnten Ländereien zu hindern, und nach langwierigen Verhandlungen kam es endlich 1869 zu einem Vertrag, in welchem die Kompanie gegen Zahlung von 300,000 Pfd. Sterl. von seiten Kanadas auf ihre Vorrechte verzichtete. Kanada verpflichtete sich, der Gesellschaft 50,000 Acres Land in Grundstücken von nicht über 5000 Acres und den 20. Teil des im sogen. fruchtbaren Strich (fertile belt) gelegenen Landes zu schenken, falls solches innerhalb 50 Jahre, vom Abschluß des Vertrags an, verlangt werden sollte. Die Kompanie setzt indes den Pelzhandel noch wie früher fort. Ein Verwaltungsrat, an dessen Spitze augenblicklich Eden Colville als Governor steht, hat seinen Sitz in London, und ein Statut, Deed Poll genannt, bestimmt die Rechte und Pflichten der Beamten der Kompanie. Unter diesen nehmen die Chief factors (Oberfaktoren) und Chief traders (Oberhändler) den vornehmsten Rang ein. Sie beziehen zwei Fünfteile des aus dem Pelzhandel erzielten Reingewinns, doch ist ihnen eine Gesamtjahreseinnahme von 200 Pfd. Sterl. garantiert. Die obern Beamten sowohl als die Clerks (Schreiber) stammen meist aus den Orkneyinseln oder Schottland; die meisten Jäger und Reisenden aber sind französischer Abkunft, und von ihnen rühren die vielen französischen Ortsnamen des Gebiets her. Den Beamten der Kompanie ist es auf das strengste untersagt, auf eigne Faust mit den Indianern Handel zu treiben. Der Handel ist reiner Tauschhandel; ein Biberfell wird dabei gewissermaßen als Einheitsmünze angenommen. Die auf den einzelnen Posten angesammelten Felle werden nach den Hauptdepots der vier Departements gebracht, von denen aus dann wieder die 150 Posten im Innern mit den zum Tauschhandel bestimmten Waren versorgt werden. Diese Departements sind: Departement von Montreal, das Süddepartement mit dem Hauptdepot Moose Fort, das Norddepartement mit den Hauptdepots York Factory an der Hudsonbai und Winnipeg und das Westdepartement jenseit des Felsengebirges mit dem Hauptdepot Victoria in Britisch-Columbia. Mit Europa stehen die am Meer gelegenen. Depots durch die eignen Dampfer der Gesellschaft in Verbindung, und auch auf dem Red River und dem Saskatschawan unterhält die Kompanie Dampfschiffe, welche flußaufwärts bis Edmonton fahren. Der Handelsbetrieb der Kompanie warf 1884-85 einen Reingewinn von nur 21,510 Pfd. Sterl. ab (1882-83: 130,217 Pfd. Sterl.). Für in London verkaufte Pelze realisierte man 196,009 Pfd. Sterl. Die Pelzpreise waren um 25-50 Proz. gefallen. Über die Zahl der in Kanada erlegten Tiere liegen Angaben nicht vor, wohl aber gibt der Jahresbericht an, daß nur Biber, Bären und Wasserwiesel seltener geworden, Füchse und Luchse sich dagegen vermehrt haben. Bessere Resultate ergab das Landgeschäft der Kompanie. Bis Ende 1855 waren bereits über 500,000 Acres im Wert von 1,140,000 Pfd. Sterl. verkauft, An- und Abzahlungen im Betrag von 460,000 Pfd. Sterl. waren gemacht worden, 310,000 Pfd. Sterl. standen noch aus, und Käufe im Betrag von 370,000 Pfd. Sterl. wurden wegen Nichtzahlung anulliert ^[richtig: annulliert]. Von der durch Landverkäufe erzielten Summe wurden den Aktionären 400,000 Pfd. Sterl. ausgezahlt und dadurch das Kapital der Kompanie von 1,700,000 auf 1,300,000 Pfd. Sterl. ermäßigt. Die Zahl der Aktionäre ist 2500.

Hudsonbailänder, s. Nordwestgebiet, amerikanisches

Hudsongruppe (richtiger Hudsonstufe), s. Silurische Formation.

Hudson Lowe, s. Lowe.

Huë (bei den Eingebornen Phuthua-Thien), Haupt- und Residenzstadt des Reichs Anam in Hinterindien, am linken Ufer des Truongtien, der sich 15 km unterhalb der Stadt in die geräumige Bai Thuanan ergießt, wird teils vom Fluß, teils von breiten Kanälen eingeschlossen und ist nach 1801 unter Leitung französischer Ingenieure auf europäische Weise befestigt worden. Dem stattlichen Anblick von außen entspricht das Innere nicht. Die Mitte der Stadt bildet der kaiserliche Palast, Than h'Noi, der aus zahlreichen Gebäuden inmitten von Gärten besteht und von einer hohen Mauer umgeben ist. Die eigentliche Stadt liegt daher zwischen dieser innern und der äußern Mauer und schließt zahlreiche Pagoden, die Gebäude der Ministerien, Schulen, Magazine, Arsenale (worin 4000 Geschütze aller Kaliber) nebst Lehmhütten (Soldatenwohnungen) und kleinen Läden mit billigen Waren, Mauertrümmern und viel unbebauten Raum ein. Die Industrie der Stadt ist sehr unbedeutend. Die Zahl der Einwohner wird auf 30,000, mit den Vorstädten auf 50,000 geschätzt; sie sind fast ausschließlich Anamiten, nur wenige Hundert Chinesen. Seit 1874 unterhält Frankreich einen Ministerresidenten in H., und seit dem Vertrag von 1884 hat Thuanan, der Hafen von H., eine ständige französische Besatzung erhalten.

Huëba, Getreidemaß, s. Ueba.