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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hugh Town; Hugi; Hugli; Hugo

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Hugh Town - Hugo (Fürsten).

gleichmäßige Geschwindigkeit zu erteilen, überwand er durch Anwendung schwingender Körper zur Regulierung der Bewegung und erzielte 1855 mit seiner Erfindung den ersten durchschlagenden Erfolg. In New York bildete sich eine Gesellschaft, welche den Typendrucktelegraphen in Betrieb nahm und nach Vereinigung mit mehreren kleinern Gesellschaften als Western Union Company noch heute besteht. 1857 ging H. nach England und bemühte sich, indes ohne Erfolg, seine Erfindung dort einzuführen. Dagegen gelang dies sofort in Frankreich, und nun bahnte sich der Apparat sehr bald seinen Weg in fast alle übrigen europäischen Länder. 1865 wurde er in Preußen eingeführt, 1869 in Bayern und Württemberg, 1872 bei der Submarine Telegraph Company. Endlich wurde auf dem internationalen Telegraphenkongreß vereinbart, daß alle internationalen Telegramme nur mittels des H.- oder des Morse-Apparats befördert werden sollen. Nach der Einführung seines Apparats ließ sich H. in London nieder und erfand das Mikrophon, welches mit Hilfe einer galvanischen Batterie und eines Telephons auch das leiseste Geräusch dem Ohr wahrnehmbar macht.

Hugh Town (spr. juh taun), Hauptort der Scillyinseln (England), auf der Insel St. Mary's, mit vorzüglichem Hafen, dem Star Castle (einer Festung aus der Zeit Elisabeths) und 1500 Einw.

Hugi, Franz Joseph, Naturforscher, geb. 23. Jan. 1796 zu Grenchen im Kanton Solothurn, studierte zu Landshut, verweilte dann eine Zeitlang in Wien und gründete hierauf in Solothurn die Naturforschende Kantonalgesellschaft, das naturhistorische Museum, das er 1830 an die Stadt Solothurn abtrat, und 1836 auch den botanischen Garten. Nachdem er eine Zeitlang als Direktor des Waisenhauses und Lehrer an der Realschule zu Solothurn fungiert, erhielt er 1833 die Professur der Physik und 1835 die der Naturgeschichte am Lyceum daselbst, wurde aber 1837 entlassen, weil er zum Protestantismus übergetreten war. Seine Theorie über die Gletscher entwickelte er in den Schriften: "Über das Wesen der Gletscher und Winterreise in das Eismeer" (Stuttg. 1842) und "Die Gletscher und die erratischen Blöcke" (Soloth. 1843). 1835 bereiste er für naturwissenschaftliche Zwecke einen Teil von Nordafrika, Sizilien und Italien. Die Resultate seiner Beobachtungen über das Leuchten und die Bewegungen des Meers teilte er mit in den "Grundzügen zu einer allgemeinen Naturansicht", deren 1. Band den Titel: "Die Erde als Organismus" (Soloth. 1841) führt. Sonst sind von ihm noch die "Naturhistorischen Alpenreisen" (Soloth. 1830) zu erwähnen. Er starb 25. März 1855 in Solothurn.

Hugli, Distriktshauptstadt der Provinz Bengalen des britisch-ind. Kaiserreichs, am rechten Ufer des gleichnamigen Mündungsarms des Ganges (s. d.) und an der Eisenbahnlinie Kalkutta-Allahabad, mit (1881) 31,177 Einw. Die Stadt wurde 1537 von den Portugiesen gegründet, 1629 von Schah Dschehan erobert und 1640 von den Briten besetzt. Der jetzige Stadtteil Tschinsura ist eine Gründung der Holländer.

Hugo (franz. Hughes), Mannesname, ist eigentlich nur die volltönend erhaltene, durch Kürzung entstandene Koseform eines zusammengesetzten altdeutschen Namens, dessen erster Teil althochdeutsch Hugu lautet (vgl. Hubert). Merkwürdig sind: 1) H. der Große, Herzog von Francien, auch zur Unterscheidung von Hugo dem Schwarzen von Burgund, der Weiße, bisweilen auch wegen der Pfründen, die er besaß, H. der Abt genannt, Sohn des Grafen Robert von Paris, des Gegenkönigs Karls des Einfältigen, lenkte nach dem Tod seines Vaters in der Schlacht bei Soissons 923 die Königswahl auf seinen Schwager, den Herzog Rudolf von Burgund, und nach dessen Tod 936 auf den Karolinger Ludwig IV. mildem Beinamen Transmarinus, d'Outremer ("der Überseeische"), dessen Vormund er ward. Den hierdurch erlangten Einfluß benutzte er dazu, zu seinen bedeutenden Besitzungen auch noch die Hälfte des Herzogtums Burgund von Hugo dem Schwarzen abgetreten zu erhalten. Da König Ludwig sich nicht von ihm beherrschen lassen wollte und sich aus seiner Nähe entfernte, schloß H. ein Bündnis mit Heribert von Vermandois und dem Herzog von der Normandie und brachte 942 nun auch die zweite Hälfte des Herzogtums Burgund nebst dem Herzogtum Neustrien an sich. Durch Verrat nahm er den König Ludwig in Rouen gefangen und nötigte ihn zur Herausgabe der letzten königlichen Feste, Laon; aber der deutsche Kaiser Otto d. Gr., welcher mit beiden Fürsten verschwägert war, zwang an der Spitze eines Heers 950 H. zur Wiedereinsetzung des Königs. Nach dem Tode desselben (954) mußte H. es dulden, daß König Ottos Bruder Bruno von Köln den ältesten Sohn Ludwigs IV., Lothar II., zum König erhob. H. starb übrigens schon im Juni 956. Er war erst mit der Tochter des Königs Eduard des ältern von England, sodann mit Hedwig, der Schwester des deutschen Königs Otto I., vermählt und hinterließ drei Söhne, Hugo Capet, Otto und Heinrich, von denen der erste Francien, die letztern Burgund erhielten.

2) König von Italien, Sohn des Grafen Theobald von Provence, bemächtigte sich nach dem Tode des geblendeten Königs Ludwig III., den er schon bei seinen Lebzeiten völlig beherrschte, 924 Niederburgundiens, wurde aber von der dem König Rudolf II. feindlichen Partei nach Italien gerufen und nach dessen Sturz 926 in Pavia als König von Italien gekrönt; dagegen mußte er Rudolf seine burgundische Herrschaft abtreten. Er regierte kräftig, aber auch mit Härte und Grausamkeit, umgab sich mit einem Harem schöner Weiber und übertrug geistliche und weltliche Ämter unwürdigen Günstlingen. 932 vermählte er sich mit seiner Schwägerin, der sittenlosen Römerin Marozia, der Mutter des Papstes Johann XI., um die Kaiserkrone zu erlangen, wurde indes von Alberich aus Rom vertrieben. 938 heiratete er Rudolfs (gest. 937) Witwe Bertha. Indes gelang es ihm nicht, deren Sohn Konrad Burgund zu entreißen, und als er den Plan hegte, Berengar, Markgrafen von Ivrea, zu überraschen, gefangen zu nehmen und zu blenden, führte er seinen eignen Sturz herbei. Berengar nämlich entkam noch zu rechter Zeit zu Kaiser Otto, kehrte 945 mit einer in Deutschland geworbenen Schar zurück und gewann in kurzem die mißvergnügten Großen für sich. H. entfloh nach der Provence und starb 947 in Arles. Das Königreich Italien erhielt sein Sohn Lothar, der mit Rudolfs II. Tochter Adelheid vermählt war, aber schon 950 starb.

3) H. der Große, Graf von Vermandois, Sohn König Heinrichs I. von Frankreich, geb. 1057, erlangte durch die Heirat mit der Erbtochter von Vermandois diese Grafschaft. Er war einer der Führer des ersten Kreuzzugs, wurde auf der Fahrt nach Dyrrhachium verschlagen und von da nach Konstantinopel geleitet, wo er dem Kaiser Alexios den Lehnseid schwur. Er focht in der Schlacht bei Doryläum mit Auszeichnung, kehrte aber 1098 noch vor der Eroberung Jerusalems von Antiochia nach Frankreich zurück und nahm erst 1101 an einer neuen Kreuz-^[folgende Seite]