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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Immerschön - Immunität.

neue Dramen, wie das Lustspiel "Das Auge der Liebe" (Hamm 1824), die seltsame Tragödie "Cardenio und Celinde" (Berl. 1826), die das Interesse litterarischer Kreise auf ihn lenkten. Als er 1827 als Landgerichtsrat nach Düsseldorf versetzt ward, folgte ihm die Gräfin Ahlefeldt auch dahin nach Düsseldorf hatte eben damals einen geistigen Aufschwung genommen; die Akademie und die Düsseldorfer Malerschule erlangten ihre eigentümliche Bedeutung. I., sein Freund v. Üchtritz u. a. brachten das litterarische Element in die Kunstkreise. Allseitig gehoben, angeregt, gespornt, schuf I. die ersten Werke, welche ihm Anspruch auf den Namen eines selbständigen Dichters gaben. Bald nacheinander entstanden die Tragödien: "Das Trauerspiel in Tirol" (Hamb. 1827) und "Kaiser Friedrich II." (das. 1828), das reizende komische Heldengedicht "Tulifäntchen" (das. 1827; neue Ausg., Berl. 1862), die Lustspiele: "Die Verkleidungen" (Hamb. 1828) und "Die Schule der Frommen" (Stuttg. 1829), das phantastische und tiefsinnige Mysterium "Merlin" (Düsseld. 1831) und die Trilogie "Alexis" (das. 1832). Auch "Der im Irrgarten der Metrik umhertaumelnde Kavalier", eine gegen Graf Platen gerichtete "litterarische Tragödie" (Hamb. 1829), die "Miscellen" (Stuttg. 1830), eine neue Folge von "Gedichten" (das. 1830) u. a. fallen in jene Zeit. Mit dem Roman "Die Epigonen" (Düsseld. 1836; 2. Aufl., Berl. 1856), den er zu Anfang der 30er Jahre begann und bis 1835 vollendete, betrat I. das epische Gebiet, für welches sich seine Begabung am meisten eignete. Bedeutenden Gehalt und Schwung erhielt sein Leben durch die Leitung des Düsseldorfer Theaters zwischen 1835 und 1838. Aus zufälligen Anfängen war der Gedanke, eine Musterbühne zu errichten, emporgewachsen; I. nahm und erhielt Urlaub von seinem Amt, um sich der Leitung des Theaters ausschließlich zu widmen, und erreichte mit verhältnismäßig nur geringen Kräften Ungewöhnliches in Repertoire und Ensemble. Erwies sich auch das Prinzip, dem gewöhnlichen Publikum seine Lieblingsspeisen, der gebildeten Gesellschaft die exklusivsten litterarischen Genüsse darzubieten, als falsch, so ging Immermanns Reformbühne doch weniger an diesem innern Widerspruch als am Mangel einer regelmäßigen materiellen Subvention zu Grunde, und es war ein Fehler, daß sich keins der größern Theater Immermanns dramaturgisches Talent zu eigen zu machen wußte. Der Untergang seiner Lieblingsschöpfung verstimmte I. tief, beugte aber seinen freudigen Schaffensmut nicht. Er begann den humoristisch-idyllischen Roman "Münchhausen, eine Geschichte in Arabesken" (Düsseld. 1839, 2. Aufl. 1841; 3. Aufl., Berl. 1854), welcher im Grund aus zwei locker verknüpften Romanen bestand und sich durch Gestaltenreichtum, Fülle realen und poetischen Lebens im idyllischen Teil ("Der Oberhof", Sonderausgabe mit Illustrationen von Vautier, das. 1865), durch eine Reihe satirischer Meisterzüge in der humoristisch-satirischen Zeitdarstellung auszeichnete. Im Herbst 1839 vermählte sich der Dichter mit Marianne, einer Enkelin des Kanzlers Niemeyer in Halle (gest. 17. Febr. 1886 in Hamburg). Im Glück seiner jungen Ehe, im Vollgefühl der mit seinem letzten Werk endlich errungenen allgemeinen Anerkennung schritt I. zur Neugestaltung des Liebesepos "Tristan u. Isolde" (Hamb. 1842; 2. Aufl. Berl. 1854) und schrieb gleichzeitig an seinen "Memorabilien" (Hamb. 1840-43, 3 Tle.); aber die Vollendung beider Werke war ihm nicht vergönnt. Am 25. Aug. 1840 raffte ein tückisches Nervenfieber den Dichter mitten aus seinem Schaffen hinweg. I. gehörte zu jenen spröden Talenten, die erst mit den Jahren voll erglühen und in Fluß kommen. Mit seinen "Epigonen" und "Münchhausen" hat er der poetischen Darstellung modernen Lebens Bahn gebrochen und seine Stellung in der Geschichte der deutschen Dichtung gesichert. Eine Gesamtausgabe seiner Schriften (in sorgfältiger Auswahl) erschien in 14 Bänden (Düsseld. und Hamb. 1835-43), eine neuere, herausgegeben von Boxberger, in 20 Bänden (Berl. 1883). Aus seinem Nachlaß veröffentlichte G. zu Putlitz seine "Theaterbriefe" (Berl. 1851). Vgl. Freiligrath, Karl I.; Blätter der Erinnerung (Stuttg. 1842); J. D. Strauß ^[richtig: David Friedrich Strauß], Kleine Schriften (Leipz. 1866); "Karl I., sein Leben und seine Werke" (von der Witwe Immermanns; hrsg. von G. zu Putlitz, Berl. 1870, 2 Bde.); Müller (von Königswinter), Erzählungen eines rheinischen Chronisten, Bd. 1: "Karl I. und sein Kreis" (Leipz. 1860).

Immerschön, s. v. w. gemeines Heidekraut (Calluna vulgaris) und Immortelle.

Immersion (lat.), das Ein- oder Untertauchen; daher Immersionstaufe, Taufe durch völliges Untertauchen (bei den Baptisten). In der Astronomie heißt I. der Moment, in welchem ein Himmelskörper in den Schatten eines andern tritt.

Immersionslinsen, s. Mikroskop.

Immerwährender Kalender, s. Kalender.

Immigration (lat.), Einwanderung; immigrieren, einwandern; Immigrant, Einwanderer.

Imminént (lat.), nahe bevorstehend (von etwas Schlimmem), drohend.

Immiscibel (lat.), unvermischbar.

Immission (lat.), Einsetzung, z. B. in ein Amt oder in einen Besitz; daher die gerichtliche "Einweisung" in den Besitz von unbeweglichen Gütern.

Immobiliarkredit, s. Kredit und Landwirtschaftlicher Kredit.

Immobiliarverkehrssteuern, s. Verkehrssteuern.

Immobiliarversicherung, Versicherung von Immobilien, s. Versicherungswesen. ^[richtig: Versicherung.]

Immobilien (lat. immobiles res, Immobiliarvermögen), "unbewegliche" Sachen, im Gegensatz zu den Mobilien (mobiles res), beweglichen Sachen. Zu den I. gehört vorzüglich der Grund und Boden (Liegenschaften, Güter) und alles, was sich unter oder über der Erdoberfläche zu einem dauernden Zweck als integrierender Bestandteil des Bodens befindet, sowie die darüber befindliche sogen. Luftsäule, in welche niemand etwas ohne Willen des Eigentümers des Grundstücks hineinragen lassen darf. Auch gewisse Rechte, besonders die an Grundstücken, werden zuweilen zu den I. gerechnet (Immobiliarrechte). Der Unterschied zwischen beweglichen und unbeweglichen Sachen ist besonders wichtig bei dem Eigentumserwerb, namentlich bei der Verjährung und bei dem Pfandrecht. S. Grundeigentum.

Immobilisieren (lat.), bewegliches Gut zu unbeweglichem machen.

Immoralitat ^[richtig: Immoralität] (neulat.), Unsittlichkeit.

Immortalität (lat.), Unsterblichkeit.

Immortelle, Pflanzengattung, s. v. w. Helichrysum; auch Bezeichnung mehrerer Arten aus den Gattungen Gnaphalium, Gomphrena, Xeranthemum u. a., deren Blüten aus strohartigen Blättern bestehen und sich daher im trocknen Zustand lange aufbewahren lassen.

Immortellen von Malmaison, s. Helichrysum.

Immunität (lat. Immunitätsrecht, Emunität), im allgemeinen Befreiung von Obliegenheiten,