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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Johann

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Johann (Sachsen: Albertinische Linie).

König aber wurde er erst 20. März 1816 nach dem Tod seiner Mutter. Als J. sich 1807 England in die Arme warf, erklärte Napoleon I. das Haus Braganza für abgesetzt und ließ Portugal besetzen, worauf der ganze portugiesische Hof Ende November 1807 nach Brasilien übersiedelte. Der Prinz-Regent hob nun alle Verträge mit Spanien und Frankreich auf und schloß sich eng an England an, welches 1808 die Franzosen aus Portugal vertrieb und auch 1809-1811 deren fernere Einfälle abwehrte. Infolge der Proklamierung der Konstitution und der Zusammenberufung der Cortes 1820 kehrte J. 1821 nach Portugal zurück; doch ließ er seinen ältesten Sohn, Dom Pedro, als Prinz-Regenten in Brasilien zurück. Bald entstanden Differenzen zwischen Brasilien und Portugal, und ersteres erklärte sich 1. Aug. 1822 für unabhängig und Dom Pedro 12. Okt. zum Kaiser. In Europa hatte indessen J. den Streit zwischen der konstitutionellen und der absoluten Partei nicht beschwichtigen können, und selbst als J. während der französischen Intervention in Spanien 1823 die Konstitution beseitigte, genügte dies den Absoluten, an deren Spitze die Königin und der zweite Prinz, Dom Miguel, standen, nicht. Innere Unruhen brachen aus, und der König ward von den Absoluten sogar genötigt, auf ein englisches Schiff zu fliehen; doch endigte dieser Aufruhr mit Verbannung der Königin und Dom Miguels. 1825 kam durch englische Vermittelung ein Vertrag mit Brasilien zu stande, worin die Unabhängigkeit Brasiliens und Dom Pedro als Kaiser anerkannt wurden; gleichzeitig nahm jedoch auch J. für seine Person den Kaisertitel an. Bald darauf, 10. März 1826, starb er und hinterließ seinem Sohn Pedro auch Portugal, worüber dieser zu gunsten seiner Tochter Maria da Gloria verfügte.

[Sachsen: Albertinische Linie.] 25) J. Georg I., Kurfürst von Sachsen, geb. 5. März 1585 als zweiter Sohn Kurfürst Christians I., seit 1601 Administrator des Stifts Merseburg, folgte seinem kinderlosen Bruder Christian II. 23. Juni 1611 in der Regierung. Anschluß an Österreich und Haß gegen die Reformierten waren das Streben und der Grundzug seiner Politik, durch welche er in bewegter Zeit die Führerschaft der evangelischen Reichsstände verlor; die böhmische Krone, welche ihm 1619 angeboten wurde, lehnte er ab und gab nicht nur dem Erzherzog Ferdinand seine Stimme bei der Kaiserwahl, sondern leistete sogar diesem aus politischer Eifersucht und konfessionellem Haß gegen den calvinistischen Böhmenkönig Friedrich V. von der Pfalz Beistand durch Unterwerfung der Lausitzen und Schlesiens, infolgedessen ihm die erstern für die Kriegskosten unterpfändlich von Ferdinand II. eingeräumt wurden. Dennoch sah er sich nach der Schlacht am Weißen Berg vom Kaiser mit der größten Rücksichtslosigkeit behandelt; trotz seines Widerspruchs wurde die Pfälzer Kur auf Bayern übertragen, nahm die Gegenreformation in Böhmen und Schlesien ihren Fortgang, wurde sein zum Administrator von Magdeburg gewählter Sohn August durch Erzherzog Leopold Wilhelm verdrängt, er selbst durch das Restitutionsedikt von 1629 im Besitz der säkularisierten Stifter gefährdet; aber zu mehr als zu Klagen und Beschwerden beim Kaiser und dann zur Berufung eines Konvents der Evangelischen nach Leipzig, der durch seine schüchternen Gravamina und den Versuch einer Defensionsordnung zum Gespött der Gegner wurde, vermochte sein träger Stumpfsinn sich nicht aufzuraffen. Daß er Gustav Adolf den Elbübergang bei Wittenberg verweigerte, verschuldete mit den Untergang Magdeburgs. Erst die Vergewaltigung seines Landes durch das Heer der Liga brachte den noch immer widerstrebenden Kurfürsten zum Anschluß an Gustav Adolf, worauf das neugebildete sächsische Heer unter Arnim sich bei Düben 1. (11.) Sept. mit den Schweden vereinigte und die Schlacht bei Breitenfeld 7. (17.) Sept. trotz der Niederlage der Sachsen das Land von den Feinden befreite. Der Verabredung mit Gustav Adolf gemäß drang J. jedoch erst im November in Böhmen ein, trat aber dort mit einer Schonung auf, die seinen Widerwillen gegen die Bekriegung des Kaisers deutlich verriet, und schon im Mai 1632 wurden die Sachsen von Wallenstein ohne ernstlichen Widerstand wieder vertrieben. Des schwedischen Bündnisses längst überdrüssig, duldete J., nachdem Gustav Adolf bei Lützen gefallen, die Verhandlungen seines Generals Arnim mit Wallenstein über einen Separatfrieden, und eingeschüchtert durch die Schlacht bei Nördlingen, fiel er von der protestantischen Sache ab, indem er nach längern Verhandlungen zu Eilenburg und Pirna 30. Mai 1635 mit dem Kaiser den Frieden zu Prag schloß, durch welchen er nebst dem erblichen Besitz der Lausitzen (als böhmische Mannslehen) und dem Verzicht auf das Restitutionsedikt für seinen Sohn August auf dessen Lebenszeit das Erzstift Magdeburg und von diesem Erzstift für sich selbst die Ämter Burg, Dahme, Jüterbog und Querfurt erhielt und sich mit dem Kaiser zur Vertreibung der Schweden und Franzosen aus dem Reich verbündete. Diesen Abfall des Kurfürsten büßte das Land nach den unglücklichen Kämpfen bei Dömitz (22. Okt.) und Kyritz (7. Dez.) durch furchtbare Verheerungen, mit denen die Schweden unter Banér es heimsuchten. Nach dem Sieg über die Sachsen und die Kaiserlichen bei Wittstock 24. Sept. 1636 erschien Banér zum zweiten-, im Februar 1639 zum drittenmal in Sachsen, besetzte nach seinem Sieg bei Reichenbach Zwickau, belagerte, wiewohl vergeblich, Freiberg und schlug die Kaiserlichen und Sachsen 4. April bei Chemnitz. Zwickau eroberte zwar der Kurfürst 7. Juni 1642 wieder, dagegen ging Leipzig infolge von Torstenssons Sieg über die Kaiserlichen (23. Nov.) an die Schweden verloren. Zuletzt zwang Torstensson, nachdem er im Oktober 1644 das sächsische Heer bei Jüterbog vernichtet und Pegau verbrannt hatte, durch schwere Kontributionen und unterstützt durch die Vorstellungen des Kurprinzen dem schwankenden Kurfürsten den Waffenstillstand von Kötzschenbroda (27. Aug. 1645) ab, der wenigstens den schwersten Kriegsdrangsalen für Sachsen ein Ende machte. Der Westfälische Friede bestätigte J. die Erwerbungen des Prager Friedens, aber seine unheilvolle Politik kostete ihm und seinem Haus die Stellung als Haupt der deutschen Protestanten, wenn schon ihm 1653 das Direktorium des Corpus Evangelicorum übertragen wurde. Mit seinen Landständen lag J. vielfach in Streit, wozu meist die tiefe Verschuldung des Landes und die trotz derselben fortgehende Verschwendung des Hofs die Veranlassung gab. Mit gänzlichem Mangel an feiner Sitte, Trunksucht und Jagdleidenschaft verband sich in ihm eine gewisse Biederkeit, streng lutherische Bekenntnistreue, die von seinem Oberhofprediger Hoë von Hoënegg (s. d.) nach Kräften genährt wurde, aber oft auch eine große Härte, die er selbst den Kreis seiner Familie fühlen ließ. Seine erste Gemahlin war Sibylle Elisabeth von Württemberg, gest. 1606; von der zweiten, Magdalene Sibylle, der Tochter