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Kalliope - Kallnberg.
in Bergks "Poetae lyrici graeci", Bd. 2; übersetzt von Weber in den "Elegischen Dichtern der Hellenen", Frankf. 1826, von E. Geibel im "Klassischen Liederbuch" u. a.). Vgl. Franke, Callinus sive de carminis elegiaci origine (Altona 1816).
Kalliope (griech., die "Schönstimmige"), eine der neun Musen, Vertreterin der epischen Dichtkunst und der Wissenschaft überhaupt, Mutter des Orpheus. Ihre Attribute sind eine Tafel oder Rolle und ein Stilus (Schreibgriffel). Vgl. Musen (mit Abbildung).
Kallipädie (griech.), die Erzielung oder der Besitz schöner Kinder.
Kallipygos (griech., "mit schönem Hintern"), ein Beiname der Aphrodite, von Statuen derselben gebräuchlich, welche sie nach hinten blickend darstellen. Der Name soll folgendem Vorfall seine Entstehung verdanken. Zwei sizilische Mädchen stritten sich, welche von ihnen am Hinterteil schöner sei. Ein Jüngling, zum Schiedsrichter aufgefordert, entschied für die ältere und vermählte sich mit ihr, sein Bruder mit der andern. Beide Mädchen, nun reich geworden, errichteten darauf der Aphrodite zu Syrakus einen Tempel mit ihrem Bild in oben bezeichneter Stellung. Eine berühmte Statue dieser Art, wenn die Darstellung nicht etwa ein Hetärenmotiv ist, steht im Nationalmuseum zu Neapel (vgl. Aphrodite).
Kallirhoë (die "Schönfließende"), eine berühmte Quelle beim alten Athen, sprudelte südlich davon im Bette des Ilissos hervor, ward von Peisistratos in einen Brunnen mit neun Röhren gefaßt (daher ihr späterer Name Enneakrunos, "Neunbrunn").
Kallisthenes, Naturkundiger und Historiker aus Olynthos, um 360 v. Chr. geboren, des Aristoteles Verwandter und Schüler, hielt sich behufs historischer und naturwissenschaftlicher Studien in Athen auf, wo er innige Freundschaft mit Theophrast schloß, und begleitete hierauf Alexander d. Gr. auf seinem Zug nach Asien. Er zog sich aber bald durch freimütige Äußerungen über Alexanders Gebot der fußfälligen Verehrung seiner Person (Proskynesis) nach persischer Sitte und seine Weigerung, sich demselben zu fügen, des Königs Zorn zu und wurde daher wegen angeblicher Teilnahme an der Verschwörung des Hermolaos ins Gefängnis geworfen, worin er starb (wahrscheinlich 328). Er schrieb in der rhetorischen Weise seiner Zeit eine "Hellenische Geschichte" der 30 Jahre von 387 bis 357, eine Geschichte des sogen. heiligen Kriegs 355-346 und eine wahrscheinlich bis zum Jahr 330 reichende Geschichte der Kriegszüge Alexanders d. Gr.; außerdem mehrere naturhistorische Werke. Alle seine Schriften sind jedoch bis auf wenige Fragmente verloren gegangen. Vgl. Westermann, De Callisthene (Leipz. 1838-42). Eine romanhafte Geschichte Alexanders d. Gr., die den Namen des K. als Verfassers führt und eine Hauptrolle der mittelalterlichen Alexandersage bildet, gehört einem andern Verfasser und einer viel spätern Zeit, wahrscheinlich dem 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., an (vgl. Alexandersage).
Kallisthenie (griech.), Gymnastik zur Verschönerung und Kräftigung des Körpers.
Kallisto, Jagdgefährtin der Artemis, Tochter des arkadischen Königs Lykaon, nach andern des Nykteus, wurde von Zeus Mutter des Arkas und darauf von der zürnenden Hera in eine Bärin verwandelt, welche Artemis erlegte. Zeus versetzte sie als Arktos ("Bärin") unter die Gestirne, ihren Sohn gab er der Maia oder dem Hermes zur Erziehung. Kallistos Grab befand sich in Arkadien. K. war ursprünglich nur ein Attribut der arkadischen Artemis. Vgl. O. Müller, Dorier, Bd. 1, S. 372.
Kallistratos, 1) Athener aus Aphidna, einflußreicher Redner und tüchtiger Feldherr neben Timotheos und Iphikrates, kam 371 v. Chr. an der Spitze einer Gesandtschaft nach Sparta und sprach daselbst mti Erfolg für die Einigung Spartas mit Athen. Seine Rede über Oropos, den Zankapfel zwischen Athen und Theben, begeisterte Demosthenes für die Beredsamkeit. Er war ein entschiedener Gegner Thebens, und als seine antiböotische Politik dem Staat empfindliche Verluste verursachte, ward er angeklagt, und trotz seiner Beredsamkeit konnte er dem Tod nur durch freiwillige Verbannung nach Makedonien entgehen (361). Ohne Erlaubnis aus der Verbannung nach Athen zurückgekehrt, wurde er hingerichtet.
2) Griech. Rhetor, wahrscheinlich aus dem 3. Jahrh. n. Chr., verfaßte nach dem Beispiel des Philostratos eine (noch vorhandene) Beschreibung von 14 Statuen berühmter Künstler, wie Skopas, Praxiteles, Lysippos u. a., in trocknem und geziertem Ton und ohne die Fähigkeit, eine wirkliche Anschauung von den geschilderten Kunstwerken zu geben. Sie wurden meist mit den Werken des Philostratos herausgegeben, so von Welcker und Jacobs (Leipz. 1825), von Kayser (neue Ausg., das. 1870-71). - K. hieß außerdem ein älterer alexandrinischer Grammatiker, Schüler des Aristophanes von Byzanz, der um die Mitte des 2. Jahrh. v. Chr. lebte und sich namentlich mit der Kritik und Erklärung des Homer, der dramatischen Dichter etc. beschäftigte. Doch sind seine Schriften nur aus vereinzelten Anführungen bekannt.
Kallitrichaceen (Wassersterne), dikotyle, etwa 25 Arten umfassend Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Tricoccae, Wasserpflanzen mit gegenständigen, am Sproßgipfel meist rosettenartig zusammengedrängten blättern und achselständigen, eingeschlechtigen, von zwei Vorblättern umgebenen, sehr reduzierten Blüten, die entweder aus einem Staubgefäß oder aus einem nackten, zweigriffeligen Fruchtknoten bestehen, der bei der Fruchtreife in vier einsamige Steinfrüchtchen zerfällt. Vgl. Hegelmaier, Monographie der Gattung Callitriche (Stuttg. 1864).
Kallitriche, s. Meerkatze.
Kalliwoda, Johann Wenzel, Violinspieler und Komponist, geb. 21. Febr. 1801 zu Prag und im dortigen Konservatorium gebildet, war 1822-53 Kapellmeister des Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen und starb 3. Dez. 1866 in Karlsruhe. Ein sehr fruchtbarer Komponist, machte sich K. durch zahlreiche Violinwerke, Symphonien (darunter eine treffliche in F moll), Konzertouvertüren, besonders aber durch ansprechende Lieder in weitern Kreisen bekannt. Als Violinvirtuose zeichnete er sich weniger durch brillantes als durch ausdrucksvolles Spiel aus. - Sein Sohn Wilhelm K., geb. 19. Juli 1827 zu Donaueschingen, bildete sich von 1844 an am Leipziger Konservatorium zum Musiker aus und wirkte von 1848 an als Musikdirektor an der katholischen Kirche zu Karlsruhe, später auch gleichzeitig als Kapellmeister am dortigen Hoftheater, bis er 1875 durch Kränklichkeit genötigt war, in den Ruhestand zu treten. In seinen Kompositionen folgt er mit Vorliebe der Mendelssohnschen Richtung.
Kallnberg (Callnberg), Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Glauchau, an der Linie St. Egidien-Stollberg der Sächsischen Staatsbahn, nur durch die Rödlitz von Lichtenstein (s. d.) getrennt, hat ein Lehrerinnenseminar, Weberei, Strumpfwirkerei, Fabrikation von Bettdecken, seidenen und halbseidenen Shawls und Tüchern und (1885) 2853 evang. Einwohner.