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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kanäle

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Kanäle (die deutschen Schiffahrtskanäle).

Strecken auch für Schiffe von geringem Tiefgang wirklich gut fahrbar. Zu den besten gehören trotz der Kleinheit der Gewässer Spree und Havel von oberhalb Berlin bis zur Elbe. Die Vorzüge dieser Wasserverbindung, der Berlin seine Entwickelung verdankt, erklären sich aus geringem, durch drei Schleusen noch gemindertem Gefälle und durch eine Anzahl tiefer Seen, welche die Senkstoffe aufnehmen. Ähnlich günstig erweist sich die Elbe auf der Strecke im Gebirgsland von Aussig bis Meißen. Nicht immer, aber doch in der Regel hinreichend fahrbar ist die Elbe von Magdeburg bis Hamburg für Schiffe von 120-150 Ton. und die Netze und Warthe durch den Finowkanal bis zur Spree für Schiffe mit 100-120 T. Ladung. Sehr benachteiligt ist indes die Schiffahrt auf der Elbe zwischen Meißen und Magdeburg und auf verschiedenen Strecken der Oder oberhalb Frankfurt. Die Weser hat zwar den Vorzug ziemlich gleichmäßiger Wasserstände für Frachten bis 100 T., ist aber wegen ihrer Richtung und des Mangels an Seitenverbindungen kein allgemein nutzbarer Wasserweg. Auch der Ems fehlt auf einer großen Strecke eine dauernd genügende Wassertiefe. Nur der Rhein ist ein auch für größere Schiffe bis 350 T. und darüber auf der ganzen Strecke von Mannheim bis zur Mündung gut benutzbarer Wasserweg, welcher durch Lippe und Ruhr sowie durch den Main drei durch Kanalisierung fahrbar gewordene Arme in das Binnenland vorstreckt. Die Lippe trägt vermöge 12 Schleusen bis Lünen Schiffe von 170, bis Hamm von 140 T., oberhalb Hamm nur kleine Kähne. Die Ruhr ist mit 13 Schleusen so kanalisiert, daß Schiffe bis 150 T. verkehren. - Das bedeutendste Werk, welches bisher auf dem Gebiet der Flußkanalisierung unternommen worden ist, besteht in der Kanalisierung des Mains zwischen Frankfurt a. M. und dem Rhein. Die Arbeiten hierzu waren im Herbst 1886 beendet; es sind dazu aus öffentlichen Mitteln 5½ Mill. Mk. aufgewendet worden. Der Tiefgang des Mains ist dadurch von 0,90 auf 2 m gebracht und erlaubt den größten Rheinbooten, bis Frankfurt stromauf zu fahren. In Frankfurt enden die Anlagen in einem großen Hafen, welcher mit dem neuen Zentralbahnhof in Verbindung steht. Über die bedeutenderen schiffbaren K. und deren Benutzbarkeit gibt die nachfolgende Tabelle II. Auskunft.

II. Übersicht der Schiffahrtskanäle in Deutschland,

welche eine Länge von 20 km und darüber haben, sowie der für die Binnenschiffahrt wichtigern Kanäle von geringerer Länge.

Bezeichnung mit Angabe der Anfangs- und Endpunkte Länge Kilom. Wassertiefe Meter Schleusen Zahl Länge Breite Meter Tragfähigkeit Ton.

Breisacher Kanal, Rhein bei Alt-Breisach - Rhônekanal 9,5 1,6 1 36,7 7,0 200

Bromberger Kanal, Bromberg - Nakel 26,5 1,2 9 40,2 8,8 125

Breuschkanal, Wolxheim - Ill bei Straßburg 20,0 1,0 11 58,0 4,5 60

Kolmarer Kanal, Ill bei Kolmar - Rhein-Rhônekanal 13,0 1,6 1 34,5 5,2 200

Duisburger Kanal, Ruhr - Rhein 4,5 2,0 1 42,6 5,96 700

Eiderkanal, Obereider bei Voorde - Kieler Bucht 32,0 3,2 5 35-35,9 8,1 200

Elbing-Oberländer Kanal, Elbing - Drausensee - Geserichsee - Schillingsee 115,0 1,3 11 31,3 3,1 60

Emdener Fahrwasser, Emden - Ems 3,5 3,5 1 - 11,0 600

Emskanal, Hanekenfähr - Meppen 26,0 1,4 5 30,0 5,8 80

Ems-Vechtekanal, Hanekenfähr - Frenswegen 21,0 1,9 2 33,0 6,5 100

Erftkanal, Neuß - Rhein 4,0 1,8 - - - 350

Finowkanal, Havel - Oder bei Hohensaaten 69,5 1,3 17 47,6 5,3-14,1 110

Friedrich Wilhelm-Kanal (auch Müllroser Kanal genannt), Spree bei Neuhaus - Oder 24,0 1,5 9 40,2 5,2 120

Großefehnkanal, Fehnter Tief - Großefehn 21,0 1,1 4 16,0 5,0 -

Hadlerkanal, Bederkesa - Elbe b. Otterndorf (vorzugsweise Entwässerungskanal) 32,0 1,1 1 20,2 6,1 16

Holländischer Kanal (Entwässerungskanal, Schiffbarkeit unvollkommen) 58,0 - - - - -

Hüninger Kanal, Rhein bei Hüningen - Rhein-Rhônek. bei Mülhausen 28,0 1,6 4 34,5 5,2 200

Hunte-Emskanal, Ems - Hunte bei Oldenburg 45,0 1,5 4 30,0 5,2 50

Ill-Rheinkanal, Verbindung zwischen Rhein-Rhône, Rhein-Marne sowie Breuschkanal und dem Rhein 2,0 - 2 55,0 12,0 400

Klodnitzkanal, Gleiwitz - Oder bei Kosel 45,5 1,3 18 36,6 4,0 60

König Wilhelms-Kanal, Langkuppen - Kurisches Haff 23,0 1,6 1 157,0 23,5 80

Main-Donaukanal, Main bei Bamberg - Donau 173,0 1,6 91 36,5 5,0 100

Nottekanal, Wellensee - Dahme bei Wusterhausen 22,0 0,9 3 37,7 5,3 75

Papenburger Kanal, Stadt Papenburg 30,0 1,8 3 30,0 6,5 80

Plauer Kanal, Niegripp an der Elbe - Plaue an der Havel 57,5 1,6 5 46,9 8,0 225

- - 9,5 1,1 1 50,2 7,9 200

Rhauderfehnerkanäle 98,5 1,4 - 30-40,5 4,8-6,5 28

Rhein-Marnekanal, Ill bei Straßburg - Xures (französische Grenze) 104,0 1,6 64 34,5 5,2 200

Rhein-Rhônekanal, Illkanal bei Straßburg - Französische Grenze 132,0 1,6 87 34,5 5,2 200

Rheinsburger Kanal, Rhinfluß - Pälitzsee 16,0 1,3 1 45,0 5,5 220

Saarkanal, See von Gondresanges - Saargemünd 63,5 1,6 27 34,5 5,2 200

Spandauer Kanal, Spree bei Berlin - Havel bei Spandau 9,0 1,4 1 39,0 6,0 200

Spoykanal, Kleve - Rhein bei Kecken 9,4 2,3 1 46,0 6,9 200

Stecknitzkanal, Elbe bei Lauenburg - Trave 56,0 0,9 13 22,0 4,0 50

Storkower Kanal, Scharmützelsee - Dahmefluß 28,0 0,8 3 38,5 5,0 80

Süd-Nordkanal, Bockholt - Rheede (Meliorations- und Schiffahrtskanal durch das Bourtanger Moor) 71,0 1,9 12 33,0 6,5 100

Templiner Kanal, Templiner See - Havel 13,5 0,7 3 36,6-110,5 5,9-26,0 60

Trekfahrtskanal, Emden - Aurich 23,5 1,1 3 14,7-16,1 4,1-4,7 20

Warsingfehntiefkanal, Fehntertief - Warsingfehn 21,0 1,1 1 16,1 4,7 20

Weichsel-Haffkanal, Weichsel - Frisches Haff 19,0 2,0 2 40,3 6,3 155

Der größte. Teil der bestehenden K. ist, was ihre Tragfähigkeit betrifft, bislang noch wenig leistungsfähig. Damit ein deutsches Kanalnetz Rentabilität erlangen u. durch Tauerei, Dampfbetrieb etc. den Anforderungen