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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kaschelot; Kaschéu; Kaschgar; Kaschgil; Kaschieren; Kâschif; Kaschin; Kaschira; Kaschkalar; Kaschmir

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Kaschelot - Kaschmir.

der Einbürgerung der Magyaren in ihrem Volkstum zersetzt, erscheint K. im 16. und 17. Jahrh., gleichwie auch später, als politischer Vorort des ostungarischen Berglandes, als wichtiger Waffenplatz und Kommandoort des kaiserlichen Ungarn, aber auch als Stützpunkt und Besitz der Gegner der Habsburger, eines Bocskai (gest. 1606), Gabriel Bethlen (gest. 1629), Georg Rákoczv I. (gest. 1648), Tökölyi (1682-83), und Franz Rákóczys II. Insurrektion zog K. auch in Mitleidenschaft. Unter König Leopold I. wurde hier eine Hochschule oder Universität unter der Leitung der Jesuiten gegründet, an deren Stelle dann ein Gymnasium und eine Rechtsakademie verblieb. In den Bewegungen des Jahrs 1848 ward K. 11. Dez. von den Österreichern erobert; am 4. Jan. 1849 fand hier eine Schlacht zwischen den Ungarn unter Mészáros und den Österreichern unter Schlick statt, und 9. Febr. ward K. von Görgei, 24. Juni von den Russen besetzt. Vgl. Krones, Zur Geschichte der Freistadt K. (Wien 1864); Siegmeth, K., das Abauj-Gömörer Höhlengebirge und die ungarischen Ostkarpathen (Kaschau 1885).

Kaschelot (franz. Cachalot), s. Potwal. ^[richtig: Pottwal.]

Kaschéu (Kachéu), Ort, s. Cacheu.

Kaschgar (chines. Hoschehuöl), Hauptstadt von Kaschgarien im chinesischen Ostturkistan, 170 km von Jarkand entfernt, am Kaschgarfluß, in einer an Korn und Früchten reichen Gegend. Auf dem rechten Ufer des Flusses steht die 1513 erbaute Altstadt (Kunaschar), von einer hohen Lehmmauer mit zwei Thoren umgeben, mit 80,000 Einw. (Türken, Chinesen, Chokanjer u. a.) und engen, krummen und schmutzigen Straßen. Die einzigen bemerkenswerten Gebäude unter den sonst elenden Hütten sind der Palast des Gouverneurs und eine Karawanserai, beide von Jakub Beg erbaut. 8 km südlich steht Jangischar ("Neustadt"), eine 1838 von den Chinesen erbaute, gleichfalls mit dicken Lehmmauern und Bastionen versehene Citadelle, in welcher die von dreifacher Mauer umgebene Residenz des chinesischen Gouverneurs den größten Raum einnimmt. K. ist ein Knotenpunkt der Handelsstraßen über die westlichen Gebirge, gilt als Schlüssel für Zentralasien und wurde von Jakub Beg zur Hauptstadt des von ihm gegründeten Reichs gemacht. Doch hat sich der Handel in den letzten Jahrzehnten nach Jarkand gezogen. In K. wurde 26. Aug. 1857 der deutsche Reisende Adolf Schlagintweit ermordet, der erste Europäer, welcher K. von Indien her erreichte. Die kaiserlich russische Geographische Gesellschaft ließ ihm 1887 am Orte seiner Enthauptung ein Denkmal errichten.

Kaschgil, Ort bei El Obeid in Kordofan, bei dem die ägyptische Armee unter Hicks Pascha 3.-5. Nov. 1883 von den Aufständischen unter Befehl des Mahdi vernichtet wurde.

Kaschieren (franz. cacher), verbergen, verstecken; in der Buchbinderei s. v. w. Papparbeit (namentlich Theaterdekorationsstücke) mit Papier überkleben; Kaschiereisen, Buchbinderwerkzeug zur Erzeugung der Rückenkanten eines Buches (s. Buchbinden, S. 545); kaschiert, Bezeichnung starker Papiere, die aus zwei aufeinander geleimten, meist verschiedenfarbigen Bogen bestehen und zu Buchumschlägen und Accidenzarbeiten benutzt werden.

Kâschif, in Ägypten der unter einem Mudir stehende Kreisverwalter.

Kaschin, Kreisstadt im russ. Gouvernement Twer, an der Kaschinka, einem Seitenfluß der Wolga, hat 25 Kirchen, 3 Klöster, Fabrikation von Juften, Lichten, Leinwand, Garn, Pfefferkuchen, Mehlsäcken (jährlich an 20,000), bedeutenden Handel mit Getreide, Fleisch, Wein, Garn etc. und (1880) 5730 Einw. K. wird schon 1238 erwähnt. - Der Kreis K. ist der bevölkertste des Twerschen Gouvernements. Die Bauern treiben außer Ackerbau besonders Leinweberei.

Kaschira, Kreisstadt im russ. Gouvernement Tula, am Einfluß des Flusses K. in die Oka malerisch gelegen, mit 7 Kirchen, vielen Gärten, einigen Fabriken und (1881) 4602 Einw.

Kaschkalar, Volksstamm, s. Katschinzen.

Kaschmir (Kaschemir), weiches, geköpertes Gewebe aus feiner Kammwolle, ohne glänzende Appretur, auch wohl mit Blumen durchwirkt, dient zu Damenkleidern, Umschlagtüchern etc. Früher kam dieser Stoff ausschließlich aus dem Orient, wo er aus den feinen Haaren der Kaschmirziege gefertigt wurde, in den europäischen Handel. Halbwollener K. hat eine Kette aus Seide und Einschlag aus Kaschmir- oder Merinowolle.

Kaschmir (amtlich K. und Dschamu), Vasallenstaat an der Nordwestgrenze des englisch-ostind. Reichs, wird im N. und O. von China (Ostturkistan und Tibet), im S. und W. von Pandschab und Kafiristan begrenzt, dehnt sich von 32° 17'-36° 58' nördl. Br. und 73° 26'-80° 30' östl. L. v. Gr. aus und umfaßt 178,558 qkm (3242 QM.). Die letzte Zensusaufnahme fand 1873 statt und ergab eine Bevölkerung von 1,534,972 Seelen (918,536 Mohammedaner, 506,699 Hindu, 20,254 Buddhisten etc.). Das Gebiet schließt außer der Provinz K. und dem Distrikt Dschamu nebst Pantsch die Gouvernements Ladak, Gilgit und Baltistan mit den Distrikten Dardistan, Leh u. a. ein. An landschaftlichen Schönheiten wird insbesondere die Provinz K. von wenigen Gegenden der Erde übertroffen; sie ist ein auf allen Seiten von Schneegipfeln umstelltes Hochthal von fast eirunder Gestalt, 190 km lang und bis 140 km breit, dessen mittlerer Teil eine kleine Ebene bildet, die der am Nordostende entspringende Dschelam mit zahlreichen Nebenflüssen von O. nach W. durchfließt. Die Pir-Pandschabkette mit Gipfeln bis zu 6470 m bildet die südliche Umwallung; zu gewaltiger Höhe steigt der Nordostrand empor, wo der (vom Thal aus jedoch nicht mehr sichtbare) K2 oder Diamer 8113 m erreicht. Tief eingeschnitten sind die Paßübergänge, die um ca. 1000 m tiefer als die Berggipfel liegen, während die Thalebene bei der Hauptstadt 1568 m Höhe hat. Die mittlere Jahrestemperatur von Srinagar ist mit 13,8° C. gleich jener von Konstantinopel. Die Winter sind überaus mild, der kälteste Monat hat eine mittlere Temperatur von + 4,5° C.; die Regenmenge beträgt 1160 mm. Unter den zahlreichen Seen ist der bedeutendste der 275 qkm große Wularsee, der vom Dschelam durchströmt und seit 1876 mit einem kleinen Dampfer, einem Geschenk der englischen Regierung, befahren wird. Der Dschelam, der das Thal seiner ganzen Länge nach durchfließt, zahlreiche Bergflüsse aufnimmt und in Bewässerungskanälen abgeleitet wird, ist von der Hauptstadt bis in den Wularsee für größere, bis Islamabad für kleinere Boote schiffbar. Erdbeben finden sehr häufig statt; 1828 wurden in Srinagar 1200 Häuser zerstört und 1000 Personen kamen um, 1885 erstreckte sich die Zerstörung über weite Strecken, wobei Tausende ihr Leben verloren. Von Metallen kommen vor: Eisen (sehr häufig, aber nicht gut), Kupfer, Blei, Waschgold; auch Kohle ist vorhanden; Schwefelquellen sind zahlreich. Die Flora ist mit der europäischen eng verwandt; Deodar (Cedrus Deodara), Yar (Pinus excelsa), Tschil (Pinus longifolia) u. a. bilden große Wälder, die erst in 3350 m