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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kekulé; Kekuneöl; Kelänä; Kelat

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Kekulé - Kelat.

Athene in Zusammenhang standen) gebar. Er vereinte die Urbewohner des Landes in zwölf Demen (Gemeinden), baute die Burg Kekrupia und führte die Ehe, die ersten staatlichen Einrichtungen und das Recht des Eigentums ein. Als Schiedsrichter in dem Streit zwischen Poseidon und Athene um den Besitz von Attika bestimmte er die Nützlichkeit eines Geschenks als ausschlaggebend. Poseidon schuf das Pferd; Athene pflanzte am Pandroseion den so wichtigen Ölbaum und erhielt darauf das Land, dem sie den Namen Attika gab. Dem K. schreibt man auch die Einführung unblutiger Opfer und die Begrabung der Toten zu. K. war der Heros eines altpelasgischen, über Attika, Böotien und die Umgegend verbreiteten Stammes; die ägyptische Herkunft, welche man ihm vindizieren wollte, ist längst widerlegt. Auch andre sagenhafte Könige von Attika haben diesen Namen.

Kekulé, 1) Friedrich August, Chemiker, geb. 7. Sept. 1829 zu Darmstadt, habilitierte sich 1856 als Dozent der Chemie in Heidelberg, folgte 1858 einem Ruf als Professor der Chemie nach Gent und 1865 nach Bonn, wo er auch die Direktion des chemischen Instituts übernahm. K. hat durch zahlreiche Untersuchungen namentlich die organische Chemie gefördert, vor allem aber legte er durch seine Arbeit über die Vieratomigkeit des Kohlenstoffs (1858) das Fundament zu den neuen Ansichten über den Aufbau der chemischen Verbindungen. Diese Arbeit gab der organischen Chemie eine neue Richtung und gilt als das Wichtigste, was auf spekulativem Gebiet für die Chemie in neuester Zeit geleistet wurde. In seinem "Lehrbuch der organischen Chemie" (Erlang. 1861-67, 3 Bde.) und "Chemie der Benzolderivate" (das. 1867, beide unvollendet) brachte er die neuen Prinzipien zur Durchführung.

2) Reinhard, Archäolog, Verwandter des vorigen, geb. 6. März 1839 zu Darmstadt, studierte seit 1857 in Erlangen, Göttingen und Berlin, hielt sich 1863 bis 1868 in Italien und Griechenland auf, habilitierte sich dann in Bonn, wurde 1869 Konservator des Museums in Wiesbaden und 1870 außerordentlicher, 1873 ordentlicher Professor in Bonn. K. ist zugleich Vorstand des akademischen Kunstmuseums daselbst. Er schrieb unter anderm: "Hebe, eine archäologische Abhandlung" (Leipz. 1867); "Die Balustrade des Tempels der Athena Nike" (das. 1869); "Die antiken Bildwerke im Theseion" (das. 1869); "Die Gruppe des Künstlers Menelaos in Villa Ludovisi" (das. 1870); "Das akademische Kunstmuseum zu Bonn" (Bonn 1873); "Über die Entstehung der Götterideale der griechischen Kunst" (Stuttg. 1877); "Über den Kopf des Praxitelischen Hermes" (Stuttg. 1881); "Zur Deutung und Zeitbestimmung des Laokoon" (das. 1883); "Das Leben Friedr. Gottl. Welckers" (Leipz. 1880), und veröffentlichte einige umfangreiche Bilderwerke, wie: "Griechische Thonfiguren aus Tanagra" (das. 1878), "Die antiken Terrakotten", Bd. 1: "Pompeji" (mit v. Rohden, das. 1880); Bd. 2: "Sizilien" (das. 1884), "Die Reliefs an der Balustrade der Athena Nike", nach neuen Zeichnungen und Entwürfen von Otto (das. 1881).

Kekuneöl, s. Aleurites.

Kelänä, im Altertum große und blühende Stadt im südlichen Phrygien, an den Quellen des Mäander, besaß ein von Xerxes auf steilem Felsen gebautes festes Schloß, eine königliche Residenz und einen umfangreichen Wildpark, später Eigentum des jüngern Cyrils. Die Geschichte des Marsyas (s. d.) spielt in K.; Ruinen bei Dinêr.

Kelat, Staat in Belutschistan, umfaßt die Landschaften K. und Katscha Gandawa nebst Schal (Quetta), ferner Sarawan mit Mastung, Dschalawan mit Chozdar, Las mit Bela und Mekran mit Kedsch als Hauptorten; doch stehen die beiden letztern Provinzen in sehr losem Verband mit K. Der Gesamtumfang des Gebiets, über welches der Chan von K. einige Hoheitsrechte ausüben kann, beträgt 137,500 qkm (2540 QM.) mit 500,000 Einw. Das Land ist im Innern gebirgig. Die Hochthäler sind durchweg wasserarm, wasserreiche Flüsse finden sich nur am Südrand des Hochlandes. Der Ackerbau ist daher durchweg von der Bewässerung der Felder bedingt, und ein großer Teil der Bevölkerung führt ein Nomadenleben. Ihr Reichtum besteht in Herden von Schafen und Pferden, die in Indien gesucht sind. Die Bevölkerung ist eine gemischte; Stämme indischer Abkunft (Brahui u. a.) wiegen im Hochland, iranische (Belutschen u. a.) im Flachland vor. Die Macht des Ehans ist gering, Grundabgaben erhebt er nur von bestimmten Städten und Dörfern; seine Einnahme beträgt jährlich etwa 600,000 Mk. Er hat eine erbärmlich ausgerüstete Leibwache von 1000 Mann; das Aufgebot erscheint nur, wenn es ihm gut dünkt. Die Hauptstadt K. liegt in 2057 m Meereshöhe und hat, da sie den Nordwinden ausgesetzt ist, ein gemäßigtes, sogar rauhes Klima, so daß Schnee den Boden zwei Monate lang bedeckt. Sie steigt in Terrassen empor und ist von Mauern und Bastionen aus Lehm umgeben, durch welche drei Thore führen. Da K. nur mit wenigen Geschützen armiert ist und überdies von den umliegenden Höhen beherrscht wird, kann es als Festung keinen Wert haben. Der weitläufige Bazar ist mit Waren wohlversehen; ein altes, die Stadt überschauendes Fort ist Residenz des Chans. Im W. und O. breiten sich ausgedehnte Vorstädte aus. Die Bevölkerung (Brahui, Hindu, Dehwar, Afghanen) wird auf 14,000 Seelen geschätzt. - Im Anfang dem Großmogul in Dehli unterthan, machte sich K. im 18. Jahrh. unabhängig, kam aber bald darauf unter die Herrschaft des persischen Königs Nadir Schah (s. Belutschistan). 1839 eroberten die Engländer die Stadt K. zur Strafe für mehrfache von den Grenzstämmen auf indischem Gebiet unternommene Raubzüge, setzten aber 1841 den rechtmäßigen Herrscher wieder ein und erhielten 1854 durch einen Schutz- und Handelsvertrag das Recht, in beliebige Orte des Landes Garnisonen zu legen. Der gegenwärtige Herrscher, Chodabad Chan, wurde 1857 zum Oberhaupt erwählt, 1863 vertrieben, aber 1864 abermals auf den Thron gesetzt. Von dem im Vertrag von 1854 ihm gewährten Recht machte England 1876 Gebrauch, indem es 1000 Mann zur Schlichtung innerer Streitigkeiten nach Mastung entsandte. Zugleich wurde im März 1877 ein neuer Staatsvertrag abgeschlossen, wonach der Chan eine Jahressubsidie von 200,000 Mk. und überdies monatlich 44,000 Mk. zur Verwendung für Wege etc. erhält, wogegen England Truppen in beliebiger Stärke in jede Stadt legen und Befestigungen sowie Eisenbahnen und Telegraphenlinien anlegen darf, wo es ihm beliebt. Infolgedessen wurde eine politische "Agentur K." geschaffen, Quetta sowie die Stadt K. wurden mit je 400 Mann Besatzung belegt und an Wegeknotenpunkten, wie am Fuß des Bolampasses, Posten und Blockhäuser errichtet. Seitdem ist Quetta zu einer förmlichen Festung geworden, und die früher sehr räuberischen Bewohner sind zur Ruhe gebracht. Während des afghanischen Kriegs hielt K. zu England. Durch den östlichen Teil führt seit 1880 die Eisenbahn von Rohri am Indus nach Sibi an der afghanischen Grenze.