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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kiser; Kisfaludy; Kisil Irmak; Kis Kalessi; Kis-Kun-Félegyháza; Kislar-Aga; Kislev; Kisljar

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Kiser - Kisljar.

eine dürre Felseninsel mit wenigen Oasen, Schwefelgruben, etwas Korallen- und Perlfischerei und 15,000 Einw. Der gleichnamige Hauptort an der Ostspitze hat 5000 Einw.; an der Westspitze gründeten die Engländer die Niederlassung Bassidor, welche sie aber bald wieder aufgaben.

Kiser (Kisser), kleine Insel in der Bandasee, nordöstlich von Timor, zur niederländischen Residentschaft Amboina gehörig, auf welcher sich neben den ursprünglichen wilden Bewohnern die Nachkommen von Holländern, Franzosen und Deutschen befinden, deren Vorväter hierher als Soldaten der Ostindischen Kompanie kamen. Die holländischen Abkömmlinge tragen alle holländische Namen. Sie sprechen malaiisch, sind Christen und schicken ihre Kinder fleißig zur Schule. Ihre Felder lassen sie durch Sklaven bearbeiten, welche sie auf Handelsreisen im portugiesischen Timor kaufen. Hauptort ist Delftshaven. Früher hatte die Ostindische Kompanie zwei Forts auf der Insel, die beide verfallen sind.

Kisfaludy, 1) Sándor, berühmter ungar. Dichter, geb. 22. Sept. 1772 zu Sümeg im Zalaer Komitat, nahm früh Kriegsdienste, geriet 1793 als Leutnant in Italien in die Gefangenschaft der Franzosen und erhielt erst nach vier Jahren seine Freiheit wieder. Nachdem er 1799 noch am Rhein und in der Schweiz gefochten, nahm er 1801 seinen Abschied. Bei der ungarischen Insurrektion 1809 ward er zum Major bei einer Division ernannt und bald darauf Adjutant beim Erzherzog-Palatin. Nach Beendigung des Kriegs zog er sich auf sein Gut zurück, wo er 30. Okt. 1844 starb. K., seit 1830 Mitglied der unter seiner Mitwirkung gestifteten ungarischen Akademie, hat auf die Entwickelung und Vervollkommnung seiner vaterländischen Sprache und deren schöner Litteratur einen großen Einfluß geübt. Seinen Ruhm begründete er durch "Himfys Liebeslieder" ("Himfy szerelmei", Ofen 1807, 2 Bde.), deren 1. Teil 1801 erschien. Die lyrischen Gedichte, welche diese Sammlung bilden, sind wohl an vielen Stellen überschwenglich, schwülstig und von einer oft unleidlichen Sentimentalität, doch bricht an andern Stellen wahres Gefühl hervor, und sie mußten bei einer Nation, deren Litteratur noch sehr arm an Originalwerken war, immerhin Aufsehen erregen. Noch schrieb er: "Sagen aus Ungarns Vorzeit" ("Regék a magyar elöidöböl", Ofen 1807, 2. Aufl. 1812; deutsch von Machnil, Pest 1863), das Epos "Gyula ezerelme" (Ofen 1825) und Dramen (das. 1825, 2 Bde.; darunter "Johann Hunyady" und "Ladislaus der Kumanier"). Eine Gesamtausgabe seiner Werke veranstaltete Toldy (Pest 1847, 6 Bde.); "Nachgelassene Werke" erschienen 1870 in 4 Bänden. Im Nationalmuseum zu Budapest ist das Denkmal des Dichters aufgestellt.

2) Károly, ungar. dramatischer Dichter, Bruder des vorigen, geb. 6. Febr. 1788 zu Téth im Raaber Komitat, machte 1805-1809 die Feldzüge in Italien und Deutschland mit, lebte dann in Wien und siedelte 1817 nach Pest über. Hier gab er von 1822 an den poetischen Almanach "Aurora" (9 Jahrgänge) heraus, machte sich durch seine Bühnenstücke zum Liebling des Publikums und starb 11. Nov. 1830. Mit K. beginnt die jetzige Ära des ungarischen Theaters. Er bewegt sich in allen seinen Arbeiten, ernster wie heiterer Natur, stets in den heimischen Grenzen. Seine Trauerspiele, wie: "Die Tataren in Ungarn" (Pest 1814), "Ilka oder die Einnahme von Belgrad" (Ofen 1819), "Stibor" (das. 1820) u. a., behandeln Episoden aus der ungarischen Geschichte, namentlich aus der Heroenzeit des Kampfes zwischen dem Heidentum und dem Christentum, zwischen diesem und dem Islam und endlich aus den Zeiten des innern Bürgerkriegs. Seine Lustspiele haben sämtlich das ungarische Volksleben zum Vorwurf; unter ihnen war "Student Matthias" lange Zeit ein Zugstück. Eine Sammlung seiner Werke veranstaltete Toldy (1831, 10 Bde.; 5. Aufl., Pest 1859, 8 Bde.). Eine Übersetzung mehrerer seiner dramatischen Arbeiten findet sich in Gaals "Theater der Magyaren" (Brünn 1820). Sein Leben beschrieb Bánoczi (Pest 1882).

Eine bleibende Erinnerung an die Brüder K., namentlich an Károly, ist die 1837 gegründete Kisfaludy-Gesellschaft. Der in 5000 Gulden bestehende Überschuß von einer Sammlung, um dem Verstorbenen zu Füred am Plattensee ein Denkmal zu setzen, ward nämlich zur Aussetzung von Preisen für ästhetische Abhandlungen und belletristische Arbeiten verwendet, und bald wuchs die Summe durch freiwillige Schenkungen und den Erlös aus den Werken Kisfaludys bedeutend an. Die Kisfaludy-Gesellschaft erweiterte dabei alljährlich den Kreis ihrer Mitglieder, und ihre Thätigkeit rief nicht nur durch die jährlich verteilten Preise viele gediegene Arbeiten hervor, sondern übte auch durch ihre Jahrbücher, ihr kritisches Journal "Szepirodalmi szemle", die Herausgabe älterer und neuerer ungarischer Meisterwerke etc. bedeutsamen Einfluß auf die Entfaltung der jungen ungarischen Litteratur aus. Außerdem lieferte sie gediegene Übersetzungen antiker und moderner Meisterwerke, namentlich der dramatischen Dichtungen von Shakespeare, Molière u. a., des Don Quichotte von Cervantes, und veröffentlichte Sammlungen von ungarischen und in Übersetzung von slowakischen und ruthenischen Volksliedern.

Kisil Irmak (Kyzyl Irmak, "roter Fluß", der Halys der Alten), der bedeutendste Strom Kleinasiens, entspringt am Kössedagh südöstlich von Tokat, fließt südwestlich, dann nordwestlich, nördlich und zuletzt nordöstlich, so daß sein ganzer Lauf einen großen Bogen beschreibt. Er mündet 80 km östlich von Sinope ins Schwarze Meer. Trotz seiner bedeutenden Länge (ca. 900 km) ist er für die Schiffahrt nicht geeignet.

Kis Kalessi ("Mädchenturm"), Turm an der asiat. Küste des Bosporus, bei Skutari, früher Leuchtturm, auch "Turm des Leander" genannt.

Kis-Kun-Félegyháza, s. Félegyháza.

Kislar-Aga (Kizlar-Agasi, Chadim-Agassi, türk.), einer der höchsten Hofbeamten des Sultans, mit dem Titel Muschir, das Oberhaupt der schwarzen Verschnittenen, denen er selbst angehört, führt die Oberaufsicht über die Odalisken und spielte ehedem eine sehr bedeutende Rolle auch in Staatsangelegenheiten, insofern er bei gewissen feierlichen Aufzügen selbst den höchsten Würdenträgern voranging. Heute beschränkt sich sein Einfluß nur auf die Haremsangelegenheiten des Sultans. Er ist zugleich Vorsteher aller kirchlichen Gebäude und milden Stiftungen.

Kislev (hebr.), der dritte Monat im bürgerlichen, der neunte im Festjahr der Juden, hat 30 Tage.

Kisljar, Bezirksstadt im Terekgebiet der russ. Statthalterschaft Kaukasien, links am Terek und an der Straße von Astrachan nach Derbent und Wladikawkas. Der Ort hat 4 griechisch-katholische und 4 armeno-gregorian. Kirchen, 6 Moscheen, eine Weinbauschule und (1879) 9257 Einw. 1730 wurde K. gegen die Überfälle der Gorzen befestigt, ist aber jetzt keine Festung mehr. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Garten- und namentlich Weinbau sowie Seiden- und Baumwollweberei. Der Wein von