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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Klumpp; Klundert; Klunzinger; Klüpfel; Kluppe; Kluppet; Kluschnik; Klüsen; Klusiaceen; Klusie; Kluster; Klüver

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Klumpp - Klüver.

lern Teil desselben, wo sich gewöhnlich eine bedeutende Schwiele befindet. Das Übel ist in der Regel angeboren, kann sich aber auch nach der Geburt entwickeln, wenn z. B. der Fuß wegen Geschwüren u. dgl. längere Zeit in einer bestimmten Lage gehalten und dadurch das Gleichgewicht zwischen den Streck- und Beugemuskeln aufgehoben wird. Die Heilanzeigen bestehen in der Wiederherstellung des natürlichen Antagonismus zwischen den betreffenden Muskelgruppen und in der Geraderichtung des Fußes durch mechanische Vorrichtungen, wobei die subkutane Durchschneidung der widerstrebenden Muskeln und Sehnen gewöhnlich vorweg vorgenommen werden muß. Um den Fuß in seiner normalen Stellung zu erhalten oder ihn allmählich in dieselbe zurückzuführen, sind verschiedene Verbände und Maschinen angegeben worden, unter welchen die mit einem festen Schuh versehene Klumpfußmaschine die bekannteste ist.

Klumpp, Friedrich Wilhelm, Pädagog, bekannt als Verteidiger des Realismus im Jugendunterricht, wurde 30. April 1790 im Kloster Reichenbach im Schwarzwald geboren, widmete sich theologischen Studien und ward 1821 als Professor an das Gymnasium zu Stuttgart berufen, wo er bald auch einen Turnplatz eröffnete. Aufsehen erregte seine Schrift: "Die gelehrten Schulen, nach den Grundsätzen des wahren Humanismus und den Anforderungen der Zeit" (Stuttg. 1829-30, 2 Bde.). In ihr verlangt er, daß die erste sprachliche Ausbildung nur in der Muttersprache geschehen soll. Ihr folgt der Unterricht in fremden Sprachen, der vom 10.-14. Lebensjahr für Realisten und Humanisten noch derselbe sein soll. Erst dann, mit der Bestimmung des künftigen Berufs, sollen sich beide voneinander trennen. Nachdem er in dem ihm vom König zur Errichtung einer Erziehungsanstalt eingeräumten Lustschloß Stetten selbst mit seinen Grundsätzen die Probe gemacht, näherte er dieselben allmählich wieder der bestehenden Tradition. In dieser modifizierten Gestalt haben sie wesentlich auf die Einrichtung der gelehrten Schulen (Schulplan von 1845) und der Realschulen ("Über die Errichtung von Realschulen", Stuttg. 1836) Württembergs eingewirkt, zumal seitdem K. 1849 in die Oberstudienbehörde berufen worden war. In dieser Stellung machte sich K. unter anderm verdient um Einführung des Schulturnunterrichts und Errichtung der Turnlehrerbildungsanstalt. Auch bearbeitete er die 3. Auflage von Guts Muths' Gymnastik (Stuttg. 1847). Er starb 12. Juli 1868.

Klundert, Stadt und ehemalige Festung in der niederländ. Provinz Nordbrabant, nordwestlich von Breda, mit (1883) 3219 Einw., die meist vom Ackerbau leben. Unweit am Hollandsch Diep liegt die Nordschanze. Am 3. März 1793 wurde K. von den Franzosen nach einer sehr heldenmütigen Verteidigung genommen.

Klunzinger, Karl Benjamin, Zoolog und Reisender, geb. 18. Nov. 1834 zu Güglingen, lebte 1863-1869 und nach dreijährigem Aufenthalt in Europa zur Bearbeitung seiner Sammlungen wieder 1872-1875 als Arzt meist in Kosseil am Roten Meer, dessen Küste er nebst dem Nilthal mehrfach bereiste. Nach Deutschland zurückgekehrt, erhielt er die Stellung eines Kustos am Naturalienkabinett zu Stuttgart. Er schrieb: "Bilder aus Oberägypten, der Wüste und dem Roten Meer" (2. Aufl., Stuttg. 1877); "Die Korallentiere des Roten Meers" (Berl. 1877-79, 3 Tle.); "Die Fische des Roten Meers" (Stuttg. 1884).

Klüpfel, Karl August, Historiker, geb. 8. April 1810 zu Darmsheim bei Stuttgart, studierte in Tübingen Theologie und Geschichte, war dann mehrere Jahre Pfarrgehilfe seines Vaters in Großheppach und ward 1841 zum zweiten und 1863 zum ersten Universitätsbibliothekar in Tübingen ernannt. Er veröffentlichte: "Urkunden zur Geschichte des Schwäbischen Bundes" (Litterar. Verein, Stuttg. 1846-1853, 2 Bde.); "Geschichte der Universität Tübingen" (Tübing. 1848); "Die deutschen Einheitsbestrebungen in ihrem geschichtlichen Zusammenhang" (Leipz. 1853); "Geschichte der deutschen Einheitsbestrebungen 1848-71" (Berl. 1872-73, 2 Bde.); "Die Universität Tübingen in ihrer Vergangenheit und Gegenwart dargestellt" (Leipz. 1877) und "Gustav Schwab als Dichter und Schriftsteller" (Stuttg. 1881). Ferner bearbeitete er neu den früher mit G. Schwab herausgegebenen "Wegweiser durch die Litteratur der Deutschen" (4. Aufl., Leipz. 1870, mit 3 Nachträgen bis 1879).

Kluppe, Werkzeug zum Schneiden der Schrauben (s. d.); in der Forsttechnik ein Instrument zum Messen des Durchmessers der Bäume. Dasselbe besteht aus einem in Zentimeter geteilten hölzernen oder metallenen Lineal, an welches zwei Arme rechtwinkelig angesetzt sind. Der eine Arm steht fest, während der andre auf dem Lineal verschiebbar ist (s. Holzmeßkunde).

Kluppet, Stückmaß in Nürnberg, = 4 Stück.

Kluschnik, s. Kljucznik.

Klüsen, die schrägen, langgestreckten Öffnungen seitlich im Bug des Schiffs (zuweilen auch im Heck), welche anderseits auf dem Oberdeck münden, für den Durchgang der Ankerketten.

Klusiaceen, dikotyle, etwa 230 Arten umfassende, in den Tropen einheimische Familie aus der Ordnung der Cistifloren, meist Bäume mit gegenständigen, am Blattstielgrund artikulierten Blättern und regelmäßigen, variabel gebauten, hypogynen Blüten mit zahlreichen, durch Spaltung entstandenen Staubgefäßen. Die K. sind zunächst mit den Hyperikaceen verwandt. Vgl. Baillon, Histoire des plantes, Bd. 6. Die K. gewähren vorzugsweise durch ihren harzigen, balsamischen Milchsaft (Gummigutt, Tacamahaca) Nutzen.

Klusie, s. Clusia.

Kluster, s. v. w. weiße Mistel, s. Viscum.

Klüver (Cluver, lat. Cluverius), Philipp, verdienter deutscher Geograph und Altertumsforscher, geb. 1580 zu Danzig, sollte in Leiden die Rechte studieren, widmete sich aber der Erd- und Altertumskunde, weshalb ihm sein Vater jede Unterstützung entzog. Die Not zwang ihn, zwei Jahre lang österreichische Militärdienste zu nehmen; dann kehrte er nach Leiden zu seinen Studien zurück, machte hierauf eine Reise durch England, Schottland, Frankreich, Deutschland und Italien und ließ sich endlich abermals in Leiden nieder, von den Kuratoren der Hochschule durch einen Jahrgehalt in den Stand gesetzt, seinen litterarischen Bestrebungen sorgenfrei zu leben. Er starb bereits 1623. K. schrieb: "Introductio in universam geographiam tam veterem quam novam" (Leiden 1629 u. öfter; am vollständigsten von Bruzen de la Martinière, Amsterd. 1729; deutsch 1733), der erste gelungene Versuch einer systematischen Behandlung der historisch-politischen Geographie nach ihrem ganzen Umfang; "De tribus Rheni alveis atque ostiis et de quinque populis quondam accolis" (das. 1611; abgedruckt in Scrivers "Antiquitates inferioris Germaniae", das. 1619 und 1631); "Sicilia, Sardinia et Corsica antiqua" (das. 1619); "Italia antiqua" (das. 1623); "De Francis et Francia" (in A. Duchesnes "Historiae Francorum scriptores" Bd. 1) etc.