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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Knochenkonglomerat - Knochennaht.

derer, namentlich vegetabilischer, Kohle besitzt, machte Figuier 1811 aufmerksam. Auf die Empfehlungen von Derosne, Payen und Pluvier wurde sie sehr bald allgemein in der Zuckerfabrikation benutzt; aber erst Dumont benutzte 1828 gekörnte K. in feststehenden metallenen Filtern und entdeckte die Möglichkeit der Wiederbelebung. Anfangs legte man den größten Wert auf das Entfärbungsvermögen, und erst in neuerer Zeit wurde, namentlich durch die Arbeiten von Stammer, auf die viel größere Wichtigkeit des Absorptionsvermögens für Alkalisalze hingewiesen. Vgl. Stammer, Lehrbuch der Zuckerfabrikation (Braunschw. 1874).

Knochenkonglomerat, s. v. w. Knochenbreccie.

Knochenkörnungen, s. Knochenmehl.

Knochenkrankheiten, s. Knochen, S. 877.

Knochenlade, s. Knochenbrand.

Knochenlager, s. Knochenbreccie.

Knochenlehre, s. Osteologie.

Knochenmark, s. Knochen, S. 876.

Knochenmarkentzündung (griech. Osteomylitis ^[richtig: Osteomyelitis]), entweder ein langsam verlaufender Prozeß, welcher neue Knochensubstanz anbildet und die Markhöhle verengert (innere Hyperostose), oder eine akute Eiterung, welche zur Zerstörung des Knochenmarks, oft zum Brande des ganzen Knochens, ja durch heftiges Fieber unter unerträglichen Schmerzen zu Eiterfieber und zum Tod führen kann. Die erste chronische Form kommt bei allen veralteten Knochenleiden, namentlich bei Knochenbrand und Knochenfraß, sowie bei der Syphilis (Osteomyelitis gummosa) vor. Die akute Form ist vorwiegend die Begleiterin von Knochenbrüchen, Schußwunden, Amputationen, wobei eitererregende Bakterien in das weiche Markgewebe gelangen, hier Eiterung und durch Aufnahme ins Blut typhusähnliches Fieber und Tod veranlassen. Als Ursache dieser K. ist neuerdings von Rosenbach eine besondere Art der Spaltpilze aufgefunden worden, welche als Staphylococcus pyogenes aureus bezeichnet wird. Diese Eiterkokken siedeln sich zuweilen in dem Mark der Röhrenknochen an, wodurch eine Krankheit entsteht, welche man, da äußere Ursachen derselben nicht bekannt sind, als spontane oder idiopathische K. bezeichnet. Sie befällt in ihrer leichtern Form besonders Kinder, in der schweren Form Personen, deren Blutbildung sehr mangelhaft ist, entweder wegen unzureichender Bildung der Blutkörper überhaupt (perniziöse Anämie) oder wegen übermäßigen Auftretens farbloser Zellen (Leukämie); diese K. verläuft mit oder ohne Fieber und endet schon wegen des Grundleidens stets tödlich. Die Behandlung der chronischen K. bietet keine Aussicht auf Erfolg. Die akute Entzündung ist mit absoluter Ruhigstellung, Eisbeuteln und Morphium zu bekämpfen; sofern das Fieber beunruhigend wird, ist höchste Gefahr im Verzug und weder Resektion der erkrankten Knochenstücke noch Amputation ganzer Glieder zu scheuen.

Knochenmehl, ein durch Zerkleinerung von Knochen hergestelltes Dungmittel. Die Knochen bieten vermöge ihrer Zähigkeit der Zerkleinerung großen Widerstand und werden deshalb durch vorherige Behandlung mit gespannten Wasserdämpfen mürbe gemacht. Man bringt sie zu diesem Behuf in große cylindrische Kessel aus Eisenblech, in denen sie auf einem falschen Boden ruhen, und leitet gespannten Wasserdampf hinein, oder man behandelt sie bei kleinerm Betrieb in liegenden, eingemauerten Kesseln, in welchen unter dem falschen Boden befindliches Wasser durch direktes Feuer erhitzt wird. Das Dämpfen darf nur etwa vier Stunden fortgesetzt werden, damit sich nicht zu viel organische Substanz in Leim verwandle; auch dürfen die Knochen nicht mit Wasser in Berührung kommen, weil sie durch dieses ausgelaugt werden würden. Bei diesem Verfahren des Dämpfens geht das Knochenfett verloren; will man es gewinnen, so müssen die Knochen vor dem Dämpfen mit Wasser ausgekocht werden, wodurch aber ein Teil des gebildeten Leims ausgezogen wird. Die gedämpften Knochen werden auf einer Darre getrocknet, auf Knochenbrechern zwischen Walzen, deren Oberfläche mit scharfen stählernen pyramidenförmigen Hervorragungen versehen ist, zerbrochen und dann auf einem gewöhnlichen Mahlgang mit französischen Steinen oder auf eisernen Kollermühlen gemahlen und gesiebt. Auch Stampfwerke, Kreis- oder Cylinderraspeln oder massiv gebaute Desintegratoren werden zum Zerkleinern benutzt. Gegenwärtig zerkleinert man die Knochen zunächst aus einem Stampfwerk und gibt die dabei gewonnenen Körnungen (Knochenkörnungen) an die Knochenkohlefabriken ab, welche durch Verkohlung derselben unmittelbar einen Handelsartikel gewinnen und so die Erzeugung eines fast wertlosen Kohlenstaubes vermeiden (vgl. Knochenkohle). Der aus dem Stampfwerk durch das Sortiersieb abgeschiedene Grieß wird auf Steinmühlen zu möglichst feinem K. weiter vermahlen. Da bei der Zerkleinerung der Knochen vorzugsweise die harten, festen Wandungen in die Körnungen eingehen, während die weichern, schwammigen Teile der Knochen vollständig in Pulver verwandelt werden, und da jene vorzugsweise reich an phosphorsaurem Kalk sind, während letztere verhältnismäßig mehr stickstoffhaltige organische Substanz enthalten, so muß ein unter Abscheidung von Körnungen bereitetes K. in seiner Zusammensetzung von dem durch vollständiges Aufmahlen von Knochen erhaltenen abweichen. Dies zeigen folgende Analysen, von denen die ersten zwei sich auf K. der erstern, die andern zwei auf K. der letztern Sorte beziehen:

^[Liste]

Feuchtigkeit 6,2 5,1 Proz. 5,8 5,2 Proz.

Organische Substanz^{1} 41,6 43,2 " 29,8 33,5 "

Knochenerde^{2} 48,8 47,2 " 61,7 59,8 "

Sand 3,4 4,5 " 2,7 1,5 "

^{1} Darin Stickstoff 4,1 4,5 Proz. 3,2 3,8 Proz.

^{2} Darin Phosphorsäure 20,4 19,7 " 26,2 25,0 "

Man benutzt K. als Dünger (s. d., S. 218) und behandelt es oft mit Schwefelsäure, um den darin enthaltenen unlöslichen basisch phosphorsauren Kalk in löslichen sauren phosphorsauren Kalk zu verwandeln. Auch ist versucht worden, sehr feines K. dem Viehfutter beizumischen, um die Knochenbildung bei jungen Tieren zu begünstigen. In Dalekarlien bereitet man Brot unter Zusatz von K.

Knochenmühlen, die zur Zerkleinerung der Knochen behufs der Darstellung von Knochenmehl (s. d.) benutzten Vorrichtungen.

Knochennaht (Sutura), eine Form der unbeweglichen Knochenverbindung, bei welcher die zackigen Ränder zweier Knochen dicht ineinander greifen. Sie kommt beim Menschen nur zwischen den Kopfknochen vor, wo die einzelnen Nähte besondere Namen tragen (s. Schädel). Bei der sogen. falschen Naht sind die Knochenränder nur rauh und ohne Zacken, so daß die Verbindung eine nicht so feste ist. Die Knochenhaut geht stets über die Naht hinweg und ist enger mit ihr als mit den Flächen der Knochen verbunden. Im hohen Alter verschwinden die meisten Nähte der Knochen, so daß letztere geradezu miteinander verschmelzen. Wenn hingegen in der Ju-^[folgende Seite]