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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kolumne; Kolumniferen; Koluren; Kolwa; Kolyma; Kolywan; Kolzow; Koma; Komana; Komanen; Komantschen

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Kolumne - Komantschen.

grafen von Jamaica, nebst der Grandeza. Er starb 23. Febr. 1526 in Montalban. - Don Fernando, ein unehelicher Sohn Cristoforos von der Beatrix Enriquez aus Cordova, geb. 27. Sept. 1488, begleitete den Vater auf seiner letzten Reise, trat dann in den geistlichen Stand, bereiste Europa, um Bibliotheken zu sammeln, und starb 12. Juli 1539 auf seinem Landsitz bei Sevilla. Seine gegen 12,000 Bände starke Bibliothek (Biblioteca Colombina) hinterließ er der Domkirche zu Sevilla. Er galt lange als Verfasser der Lebensgeschichte seines Vaters, der "Vida del Almirante" (ital. von Alf. Ullovo, Vened. 1571, neue Aufl. 1614; franz. von Cotolendi, Par. 1681); doch enthält dieselbe so viel legendenhaften Stoff, daß sie unmöglich seiner Feder entstammen kann. - Don Luis, Marquese Colon, Herzog von Veragua, Sohn Diegos, geb. 1520, erhielt statt des Herzogtums Veragua die Stadt La Vega auf Jamaica mit einem weitläufigen Gebiet als Herzogtum und jährlich 10,000 Golddublonen statt des K. versprochenen Zehntels aller Erzeugnisse Indiens. Er starb 1572. Mit seinem Neffen und Erben Diego starb 1576 die männliche Linie der Familie K.' aus. Vgl. Harrisse, Les Colombo de France et d'Italie, fameux marins du XV. siècle (Par. 1874).

Kolumne (lat., "Säule"), senkrechte Reihe, z. B. von Ziffern in Tabellen etc., auch Kolonne genannt; in der Buchdruckerei s. v. w. Seite, Druckseite eines Werkes; Kolumnentitel, die über die Kolumnen gesetzten Seitenzahlen oder Überschriften; bestehen dieselben nur aus erstern, so heißen sie tote; lebende aber werden sie genannt, wenn in ihnen der Inhalt der Seiten kurz angedeutet wird.

Kolumniferen, im natürlichen Pflanzensystem Ordnung der Dikotyledonen, charakterisiert durch 5 Kelchblätter mit klappiger Knospenlage, 5 freie oder am Grund verwachsene Blumenblätter mit gedrehter Knospenlage, zahlreiche durch Spaltung aus 5 oder 10 Staubblattanlagen hervorgegangene mono- oder polyadelphische Staubgefäße, mehrfächerigen Fruchtknoten und einen Keimling mit runzeligen oder gefalteten, oft gelappten Kotyledonen und spärlichem Endosperm; begreift die Familien der Sterkuliaceen, Büttneriaceen, Tiliaceen, Malvaceen und Bombaceen.

Koluren (griech.), die zwei größten Kreise (Meridiane) der Himmelskugel, von welchen der eine durch die Äquinoktialpunkte, der andre durch die Solstitialpunkte geht. Den erstern nennt man den Kolur der Äquinoktien, den andern den Kolur der Solstitien. Der Name stammt vom griechischen kóluros ("mit verstümmeltem Schwanz") und rührt wohl daher, daß beide Kreise zum Teil unter dem Horizont liegen.

Kolwa, 1) Fluß im russ. Gouvernement Perm, rechter Nebenfluß der Wischera, welche in die Kama fällt; 400 km lang. Seine hohen Ufer bergen viele Versteinerungen der permischen und der Steinkohlenformation sowie Stalaktitenhöhlen; auch hat man hier viele sogen. Gorodischtsche (alte bulgarische Erdstädte) gefunden. Wasserfälle, Stromschnellen und Felsen erlauben die Schiffahrt nur auf 116 km von der Mündung. - 2) Fluß im Gouvernement Archangel, rechter Nebenfluß der Ussa, welche in die Petschora fällt; 320 km lang. An seinem Ufer liegt das samojedische Kirchdorf Kolwinskoje.

Kolyma, Fluß, s. Kolima.

Kolywan, seit 1854 Kreis- und Bergwerksstadt im sibir. Gouvernement Tomsk, liegt südöstlich von Tomsk an der großen südsibirischen Straße, mitten in dem durch seinen Silberreichtum ausgezeichneten sogen. Kolywanschen Erzgebirge, 368 m ü. M., hat ein großes kaiserliches Steinschleifwerk, aus welchem prachtvolle Arbeiten aus Porphyr, Jaspis, Marmor etc. (Säulen, Vasen, Gesimse etc.) hervorgehen. Es ist ein sehr freundlicher und netter Ort mit 6309 Einw., die zum Teil in der Fabrik und den Steinbrüchen arbeiten oder von Ackerbau und Bienenzucht leben. Der Altaihonig ist wegen seines feinen Aromas mit Recht berühmt und bildet einen bedeutenden Handelsartikel.

Kolzow, Alexei Wassiljewitsch, russ. Volksdichter, geb. 2. Okt. (a. St.) 1809 zu Woronesh, betrieb in seiner Jugend das väterliche Geschäft des Viehhandels, bildete sich daneben als Autodidakt, namentlich durch das Lesen der Werke Lomonossows, Dershawins, Shukowskijs, Puschkins u. a., und begann sich nun selbst im Dichten zu üben. Durch Geschäfte 1831 nach Moskau geführt, fand er Gelegenheit, seine Poesien zu veröffentlichen, und erwarb sich durch dieselben hohe Gönner. Er war eben im Begriff, sein Handelsgeschäft aufzugeben und nach Petersburg überzusiedeln, als er 19. Okt. (a. St.) 1842 an der Schwindsucht starb. Eine Ausgabe seiner Gedichte mit einer von Belinskij verfaßten Biographie erschien zu Petersburg 1846 (7. Aufl. 1880); ins Deutsche wurden sie von Fiedler (Leipz. 1885) übersetzt. Unter diesen Gedichten sind es vornehmlich die "Russischen Lieder", welche von Kolzows Talent Zeugnis ablegen. Er war der erste, der das russische Volkslied wahrhaft künstlerisch verarbeitete.

Koma (griech., lat. Coma), s. Schlafsucht; Coma diabeticum, s. Harnruhr 1).

Komana, 1) (Comana Pontica) im Altertum Stadt in Pontos Polemoniakos, am Iris, Mittelpunkt des Handels nach Armenien, mit einem berühmten Tempel der Ma (Artemis), dessen Oberpriester dem Rang nach der zweite Mann im Land war und über die Güter und Unterthanen des Tempels (zur Zeit des Strabon 6000 Hierodulen) fast unumschränkt verfügen konnte. Lucullus vergrößerte das heilige Gebiet. Ruinen bei Gümenek unweit Tokat. - 2) (C. Chryse) Stadt im alten Kappadokien, am Saros, ebenfalls berühmt durch einen Tempel der Ma (Artemis) mit 6000 Priestern und großem Landbesitz; Ruinen bei Schar.

Komanen, Volk, s. Kumanen.

Komantschen (Comanches oder, wie sie sich selbst nennen, Nimenim, d. h. Volk der Völker), Indianerstamm in Nordamerika, dessen Wohnsitze ehemals vom Quellgebiet des Colorado, Rio Grande del Norte und Arkansas im N. bis an das Quellgebiet des Nueces im S. reichten. Auch die Yamparica im O. des Großen Salzsees gehören zu ihnen. Ihre Zahl hat seit der Besitznahme Neumexikos durch die nordamerikanische Union sehr abgenommen; sie wurde von Catlin auf 40,000 angegeben; 1847 schätzte man sie auf 10-12,000 mit 2500 waffenfähigen Männern, 1883 befanden sich nur 1561 auf einer Reservation im Indianerterritorium zwischen dem Washitafluß im N. und dem Red River im S. Früher wurden die K. von den Ansiedlern sehr gefürchtet. Ihre Waffen waren Bogen, vergiftete Pfeile, Lanze und Schild; gegenwärtig führen sie Hinterlader und Revolver. Sie sind vortreffliche Reiter und besitzen zahlreiche Pferde. Seit ihren unglücklichen Kriegen mit den Truppen der Union 1867 und 1874 und der Verminderung des Wildes sahen sich die K. zur Unterwerfung genötigt. Allmählich haben sie angefangen, Vieh zu züchten, den Boden zu bebauen und ihre Kinder in die Schule zu schicken; die alte Tracht ist durch die