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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Korybanten - Kosaken.

und 2100 indizierten Pferdekräften, welche den Schiffen die Fahrgeschwindigkeit von 13-15 Meilen erteilen. Die Zahl ihrer Geschütze wechselt zwischen 8 und 14, von 8,7-15 cm Kaliber. Zuvor unterschied man drei Arten von Korvetten: 1) Glattdeckkorvetten, welche ihre Geschütze ausschließlich auf dem Oberdeck führten (die jetzigen Kreuzerkorvetten); 2) gedeckte Korvetten, deren Geschütze zum größten Teil unter Deck "in der Batterie" Aufstellung haben, während auf dem Oberdeck 2-4 Pivotgeschütze an Bug und Heck als Jagdgeschütze placiert sind (die jetzigen Kreuzerfregatten, z. B. der Bismarckklasse u. a.); 3) Ausfallkorvetten, mit der Bestimmung, die deutschen Haupthäfen gegen Blockade zu schützen. Sie zeichnen sich durch starke Panzerung (40 cm), durch geringen Tiefgang (6 m), um die Hauptostseehäfen anlaufen zu können, weshalb sie mit Doppelschrauben ausgerüstet sind, und durch das Fehlen der Takelage aus, da sie nur einen Signalmast führen. Die letztere Eigenschaft ermöglicht den Vorzug geringerer Besatzungszahl (350 statt 500). Vgl. Panzerschiff.

Korybanten, die Priester der Kybele oder Rhea in Phrygien, oft vermischt (vielleicht auch identisch) mit den Kureten und Kabiren, bei den Römern durch die Galli (s. d.) vertreten. Sie begingen ihren Dienst in rasender Begeisterung mit lärmender Musik und bewaffneten Tänzen. Daher Korybantismus s. v. w. ein wilder, tobender Gemütszustand.

Korydon, griech. Name, besonders von Hirten bei bukolischen Dichtern; daher s. v. w. verliebter Schäfer.

Korykische Grotte (Korykion-Antron), großartige, einst dem Pan und den Nymphen geweihte Tropfsteinhöhle in der griechischen Landschaft Phokis, auf der Höhe des Parnaß, wohin beim Nahen der Perser die delphischen Tempelschätze geflüchtet wurden. Später völlig in Vergessenheit geraten, wurde sie 1812 von Clark wieder aufgefunden. Er beschreibt sie als ein System von Gängen, Sälen und Kammern, darunter ein Raum von 60 m Länge und 12 m Höhe mit Quellen und schönen Tropfsteingebilden. Die Armatolen und Klephthenführer fanden hier oft sichere Schlupfwinkel.

Korykos, in den Gymnasien der alten Griechen ein großer, mit Mehl, Sand oder Feigenkörnern gefüllter Sack, der von der Zimmerdecke an einem Strick bis zur Brusthöhe des Übenden herabhing, und den dieser mit der Brust oder den Händen in immer heftigere Bewegung versetzen mußte.

Korykos, Stadt im alten Kilikien, zwischen den Mündungen des Lamos und Kalykadnos, mit gutem Seehafen, merkwürdig durch die 20 Stadien entfernte, neuerdings wieder aufgefundene korykische (Tropfstein-) Höhle. Jetzt liegt an Stelle des alten K. das Kastell Gorighos.

Korymbifēren (Corymbiferae), s. Kompositen.

Koryphäe (griech., "der an der Spitze Stehende"), auf der altgriech. Bühne der Chor- oder Sängerführer; im modernen Theater der Führer des Ballettkorps, auch der Hauptsänger unter den Choristen; auf dem Gebiet einer Kunst oder Wissenschaft, in der Politik etc. s. v. w. Erster, Vorzüglichster, Tonangeber.

Koryphodonten (Urhuftiere), Gruppe der Unpaarzeher (Perissodactyla), Tiere mit kurzen, fünfzehigen Füßen, echten, verbreiterten Hufgliedern, vollständigem Gebiß und einem Gehirn, dessen Verhältnisse an jenes der Reptilien und selbst der Amphibien erinnern. Die hierher gehörige Gattung Coryphodon Owen wird als die Stammform aller Huftiere oder doch als die denselben am nächsten stehende Form betrachtet. Der Name bezieht sich auf die nach Art derjenigen des Tapirs gebauten Unterkieferzähne, welche auf den Querjochen in Spitzen auslaufen. Reste von K. hat man im Londonthon, in den Ligniten von Soissonnais und im Untereocän (Wahsatchgruppe) Nordamerikas gefunden.

Korys, der eherne Helm der alten Griechen, mit Stirn-, Nackenschiene, Backenstücken und Helmschmuck.

Koryza, s. Schnupfen.

Korzec (Korschetz, "Scheffel"), Getreidemaß in Polen und Galizien; 1 K. in Krakau = 123 Lit., in Warschau = 128 L.

Korzeniowski, Jozef, poln. Schriftsteller, geb. 19. März 1797 bei Brody in Galizien, studierte zu Brody und Czernowitz, dann in dem Lyceum zu Krzemieniec in Podolien, wurde Erzieher in Warschau, 1823 Professor der polnischen Litteratur an dem erwähnten Lyceum, 1833 Dozent der klassischen Philologie an der Universität zu Kiew, 1838 Schulrat für das Gouvernement Charkow, zuletzt Direktor der Unterrichtskommission in Warschau und starb 17. Sept. 1863 in Dresden. K. begann seine litterarische Laufbahn mit dramatischen Dichtungen, von denen "Aniela" (1826), "Mnich" ("Der Mönch", 1830), "Karpaccy górale" ("Die karpathischen Goral") und "Zydzi" ("Die Juden", 1843), "Andrzei Báthory" (1846) als die bedeutendsten zu nennen sind. Dann ging er auf das leichtere Gebiet des Romans über und errang auch hier namhafte Erfolge mit den Sittenromanen: "Spekulant" (1846; deutsch, Wien 1880), "Kollokacya" (1847; deutsch u. d. T.: "Szlachta", Leipz. 1879), "Tadeusz Bezimienny" (1850), "Emeryt" (1851), "Garbaty" ("Der Bucklige", 1853), "Krewni" ("Die Verwandten", 1857) u. a. Seine Werke erschienen gesammelt Warschau 1871-73, 12 Bde. Vgl. Kantecki, Jozef K. (Lemb. 1880).

Kos, eine gewöhnlich zu den Sporaden gezählte Insel an der Küste von Karien (jetzt ital. Stancho, türk. Istanköi), in ihrer Südhälfte mit mittelhohen Gebirgen (bis zu 875 m), aus Schiefern, Kreidekalk und Tertiärschichten bestehend, erfüllt, im Altertum berühmt wegen ihres vortrefflichen Weins, ihrer Amphoren, Salben und leichten, durchsichtigen Gewänder (Coae vestes). Sie besaß in der gleichnamigen Hauptstadt eine berühmte Heilanstalt und medizinische Hochschule (Asklepiäon) und war Geburtsort des Hippokrates, des Ptolemäos Philadelphos und des Malers Apelles. Die ältere Hauptstadt, Astypaläa, ist ihrer Lage nach ungewiß; die spätere, K. (das heutige Ko), lag in der Nähe der nordöstlichen Landspitze Skandarion und war mit starken Mauern und einem guten Hafen versehen; ihre Burg ward später Ritterschloß, dann türkische Festung. Unweit der Stadt hat sich ein merkwürdiges antikes unterirdisches Quellgebäude mit Zugang und zwei Luftstollen, die Burinna, trefflich erhalten. Gegenwärtig gehört die Insel zum türkischen Wilajet Dschesairi Bahri Sefid und hat bei einem Flächeninhalt von ca. 250 qkm etwa 20,000 Einw. Erzeugnisse derselben sind: Zitronen, Getreide, Baumwolle, Wein und Seide.

Kosaken (russ. Kasák, Mehrzahl Kasāky), Volk oder richtiger Kaste (Korporation) von Kriegern in Rußland. Das Wort Kasak ist ein altorientalisches und soll etwa s. v. w. Landstreicher und Straßenräuber (vgl. Kirgisen) bedeuten. Schon im 10. Jahrh. bekämpften russische Fürsten die Kasoghen (Kasagen) auf der Halbinsel Taman, und ein Teil des heutigen Kaukasus hieß Kasachia. Indes läßt sich ein Zusammenhang dieser Namen mit dem der