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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Krakeel - Kramer.

gen und dem Freistaat wenigstens der Schein seiner frühern Selbständigkeit zurückgegeben. Als aber ein angeblicher russischer Spion, Celak, in K. ermordet wurde, besetzten im Oktober 1838 abermals österreichische Truppen das Gebiet des Freistaats. Die Besetzung dauerte diesmal bis 1841. Im J. 1846 machte die Insurrektion K. zu ihrem Hauptwaffenplatz. Zwar rückten auf Ansuchen des Senats die in Podgorze aufgestellten österreichischen Truppen 18. Febr. 1846 in die Stadt ein, mußten sich aber, als die Masse der Aufständischen immer mehr wuchs (sie zählte 21. Febr. 12,000 Mann) und die Nachricht kam, daß die erwarteten russischen Truppen erst am 27. zum Abmarsch bereit sein könnten, nach Podgorze zurückziehen. In K. wurde nun eine revolutionäre Nationalregierung eingesetzt. Aber der polnische Aufstand in Galizien wurde niedergeschlagen, und als russische und österreichische Truppen gegen K. heranrückten, riß hier die größte Mutlosigkeit ein. In der Nacht vom 2. auf 3. März räumten die bewaffneten Insurgenten die Stadt, und dieselbe ward am folgenden Tag von österreichischen und russischen Truppen besetzt. Vom April an begannen in Berlin Konferenzen der drei Schutzmächte behufs der Feststellung der künftigen Verhältnisse Krakaus, und 6. Nov. 1846 wurde von jenen in Wien trotz der Proteste von seiten Englands und Frankreichs der Freistaat K. aufgehoben und die Stadt nebst ihrem Gebiet, wie sie dasselbe 1809 besessen, 16. Nov. 1846 als Teil der österreichischen Monarchie dem Königreich Galizien einverleibt. Im Frühjahr 1848 kam es auch in K. zu Unruhen, welche durch Waffengewalt unterdrückt wurden. Auch unter österreichischer Herrschaft blieb K., wo die Nationalhelden Sobieski, Poniatowski und Kosciuszko begraben liegen, Hauptmittelpunkt des Polentums. Vgl. Miltner, Führer durch K. (3. Aufl., Krakau 1880); Essenwein, Die mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt K. (Leipz. 1869).

Krakeel (niederländ.), Hader, Zank, Streit.

Kraken, sagenhafte riesige Seetiere, welche nach den Berichten des nordischen Bischofs Pontoppidan die Größe einer Insel erreichen und Schiffen zum Ankerplatz dienen sollten. Den Kern der Fabel bilden die außergewöhnlich großen Tintenfische der Tiefsee, welche in seltenen Fällen an die Oberfläche des Meers kommen oder auch geradezu stranden. Man hat sie an den Küsten von Schweden, Irland, Island, Japan, am meisten jedoch bei Neufundland angetroffen. Aus letzterer Region sind etwa 20 Exemplare teils vollständig, teils nur in Fangarmen oder in hornigen Kiefern im Magen von Fischen vorgefunden worden. Sie gehören alle der dem Kalmar (Loligo) ähnlichen Gattung Architeuthis an; das größte unter ihnen hat eine Körperlänge von 15 engl. Fuß, eine Armlänge bis zu 40 Fuß und ein Gewicht von etwa 2000 Pfd. erreicht. Der Durchmesser der Saugnäpfe an den Armen geht bis zu 6 Zoll, derjenige des Oberkiefers bis zu 5 Zoll. Man begreift angesichts dieser Zahlen leicht, daß ein solches Tier einen gefährlichen Gegner darstellt; in der That wurden zwei Fischer in ihrem Boot 1873 von ihm angegriffen und nahmen zum Abhauen der Arme desselben ihre Zuflucht. Auch auf der Südseeinsel St. Paul ist neuerdings ein Kalmar von über 7 m Länge gestrandet, und aus dem Großen Ozean wird von Alaska das Vorkommen eines riesigen Tintenfisches aus der Gattung Onychoteuthis mit einer Körperlänge von 8½ engl. Fuß berichtet. Große Pulpen (Octopus) sind in Sitka nicht selten, doch liegt bei ihnen die Länge hauptsächlich in den Armen, während der Körper klein bleibt. Vgl. Verrill, North-american Cephalopoda (in den "Transactions of the Connecticut Academy" 1880).

Krakow, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Herzogtum Güstrow, am fischreichen Krakower See und an der Eisenbahn Güstrow-Plau, hat ein Amtsgericht und (1885) 2044 evang. Einwohner.

Krakowiak, Nationaltanz des polnischen Landvolkes um Krakau. Die Musik, zwei oder mehrere achttaktige Reprisen im Zweivierteltakt, mit eigentümlichen rhythmischen Einschnitten, wird zuweilen vom Gesang kurzer zweizeiliger Lieder (Krakowiaken) begleitet, während die Tänzer durch starkes Zusammenschlagen ihrer mit Metall beschlagenen Absätze den Takt markieren. Verfeinert ist der K. als Cracovienne auf die Bühne gebracht worden und gehört zu den beliebten Gesellschaftstänzen.

Krakusen, poln. leichte Reiter, 1812 vom General Uminski in Krakau errichtet und nach dem mythischen Polenfürsten Krakus benannt; 1830 ward der Name auf alle neuerrichteten Reiterscharen der aufständischen Polen übertragen.

Krakuska, s. Konfederatka.

Kral (Kraal), bei den Kaffern und Hottentoten Südafrikas Benennung einer Menge von Hütten, die wie die Häuser eines Dorfs zusammengebaut sind.

Kral (slaw.), in der Türkei eine Bezeichnung für europäische Fürsten königlichen Ranges, während die Kaiser "Tschaszar" (aus dem Ungarischen stammend) benannt werden; Kraljewitsch, Königssohn.

Kraljewo, Dorf im Königreich Serbien, Kreis Alexinatz, mit 372 Einw. Hier stand zur Zeit der Römerherrschaft die Stadt Praesidium Pompeji, und nach den noch erhaltenen Überresten von Moscheen und andern Gebäuden zu schließen, muß hier auch eine türkische Stadt gestanden haben, deren Name aber mit ihr selbst untergegangen ist.

Kralle, der hakenförmig gebogene scharfe Nagel der Tierzehe, besonders bei den Raubtieren; auch bildlich gebraucht.

Krallenaffen, Familie der Affen (s. d., S. 141).

Krallenklee, s. Ornithopus.

Kralowa-Hora (Königsalm), ein Gipfel der Niedern Tátra in Ungarn, von großartiger kegelförmiger Gestalt, 1942 m hoch, mit den Waagquellen. Eine Kunststraße führt über den Berg.

Kralowitz, Stadt im westlichen Böhmen, mit alter Kirche, (1880) 2029 Einw. und Bierbrauerei; Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. Dabei das ehemalige Kloster Maria-Teinitz.

Kralup, Dorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Schlan, an der Moldau, wichtiger Verkehrspunkt an der Eisenbahn Prag-Bodenbach, von welcher in westlicher Richtung die K.-Kladnoer Bahn in das Buschtiehrader Steinkohlen- und Eisenindustriegebiet sowie die Lokalbahnen K.-Welwarn und K.-Swoleniowes und östlich die Linie K.-Turnau auslaufen, hat (1880) 2968 Einw., 2 Rübenzuckerfabriken, 2 Eisenbahnwerkstätten, eine Dampfsäge, Dampfmühle, Fabrik chemischer Produkte und Bierbrauerei.

Krambambuli (slaw.), ursprünglich Danziger Kirschbranntwein; burschikos s. v. w. geistiges Getränk überhaupt.

Krambeere, s. Vaccinium.

Kramenzelkalk, s. Devonische Formation.

Kramer (Krämer), Kleinhändler, Detaillist, im Gegensatz zum Großhändler, Grossisten, der in frühern Zeiten allein auf das Prädikat "Kaufmann" Anspruch machen konnte. Der K. galt als Minderkaufmann. Früher waren die K. zu einer