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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kremser - Kreosot.

Schmidt (blieb 1805 bei Dürnstein). Aus einer in der Umgegend von K. vorhandenen Erde wurde das Kremser Weiß bereitet. Von der Stadt zieht sich am gleichnamigen Fluß aufwärts das schöne Kremsthal. Gleichsam den Donauhafen von K. bildet das 1 km entfernte Städtchen Stein (s. d.). - K. (Chremisa) an der fruchtbaren Donaulandschaft Wachau, einer der ältesten Ansiedlerorte am Nordufer der ostmärkischen Donau, dessen Geschicke das gegenüberliegende Stein meist teilte, wird in der Kriegsgeschichte vielfach erwähnt. So wurde die Stadt 1485 von den Ungarn lange, doch vergebens belagert; 1619 erlitt sie einen Überfall von seiten des böhmischen Obersten Carpezan, der jedoch abgeschlagen wurde. Am 28. März 1645 wurde sie an die Schweden übergeben, worauf die Kaiserlichen sie 6. Mai 1646 wieder nahmen. 1741 setzte hier das bayrische Heer unter dem Grafen Törring über die Donau, und 1809 wurde K. von den Franzosen beschossen. Vgl. Kinzl, Chronik der Städte K., Stein etc. (Krems 1870); Kerschbaumer, Geschichte der Stadt K. (das. 1885).

Kremser, vielsitzige Mietswagen für Landpartien u. dgl., die vor den Thoren halten (Thorwagen), nach einem gleichnamigen Hofagenten benannt, der 1822 die erste Konzession für Aufstellung solcher Wagen in Berlin erhielt.

Kremser, Eduard, Männergesangskomponist, geboren 10. April 1838 zu Wien, lebt daselbst als Chormeister des Wiener Männergesangvereins und als Direktor der Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde. K. veröffentlichte Männerchöre, Lieder für eine Stimme und Klavierstücke.

Kremser Weiß, s. Bleiweiß.

Kremsier (Kroměříž), Stadt mit eignem Gemeindestatut in Mähren, in der Landschaft Hanna, an der March und an der nach Hullein an der Nordbahn führenden Kremsierer Bahn gelegen, hat 3 schöne Kirchen, ein Schloß des Erzbischofs von Olmütz (Sommerresidenz) mit Gemäldegalerie, Bibliothek (37,000 Bände), Münzsammlung und großem Schloßpark, (1880) 11,816 Einw., 2 Malzfabriken, eine Zuckerfabrik, 2 Buchdruckereien und eine Gasanstalt. Es bestehen daselbst ein deutsches Ober- und ein tschechisches Untergymnasium, eine Landesoberrealschule, ein erzbischöfliches Knabenseminar mit Privatgymnasium, 2 Nonnenklöster, ein Krankenhaus und eine Sparkasse. K. ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgegend), eines Bezirksgerichts und eines Kollegiatkapitels. - K. wurde 1110 ein Besitztum des 1063 neubegründeten Bistums Olmütz (s. d.) durch Kauf von dem Olmützer Teilfürsten Otto, erlangte durch den berühmten Staatsmann und Kolonisator Bischof Bruno 1266, insbesondere aber durch Bischof Theodor 1290 städtische Rechte nach Brünner Muster und wurde ein immer beliebterer Residenzort der Bischöfe und Kanoniker. Die Stadt litt bedeutend im Hussitenkrieg und wurde 1643 von den Schweden erstürmt und verbrannt. K. war infolge der Erhebung von 1848 Sitz des österreichischen konstituierenden Reichstags, der am 22. Nov. 1848 hier eröffnet und 7. März 1849 aufgelöst wurde (die Verhandlungen desselben wurden von Springer 1885 herausgegeben). Am 25. Aug. 1885 fand hier eine Zusammenkunft der Kaiser von Österreich und Rußland statt.

Kremsmünster, Marktflecken in der oberösterreich. Bezirkshauptmannschaft Steier, an der Krems und der Kremsthalbahn, hat (1880) 1030 Einw., eine Brauerei, Mühlen, bedeutende Viehmärkte und ein Bezirksgericht und ist durch sein Benediktinerstift berühmt, welches eine kleine Stadt für sich bildet. Die Stiftskirche hat ein schönes Portal, 12 Altäre, gute Gemälde (Hochaltarblatt von J. A. ^[Johann Andreas] Wolf) und eine Schatzkammer mit dem berühmten Thassilokelch ^[Stichwort: Tassilokelch] (s. d.). Das Stiftsgebäude enthält einen großen Speisesaal (Kaisersaal), die Bibliothek, in einem Saal von 77 m Länge, mit 60,000 Bänden, 2000 Inkunabeln und 1797 Manuskripten. Die Sternwarte, 52 m hoch, isoliert stehend, wurde 1785 erbaut und enthält in acht Stockwerken außer dem astronomischen Observatorium mit schönen Instrumenten Sammlungen von Naturalien, Münzen, Kupferstichen und Gemälden. Im Klosterhof befinden sich fünf mit Skulpturen gezierte marmorne Fischbehälter. Das Stift erhält ein Obergymnasium mit einem Konvikt. Gestiftet vom Herzog Thassilo von Bayern im J. 777 und von Karl d. Gr. reich dotiert, litt das Stift sehr unter den Einfällen der Ungarn; erst seit 1007 unter Kaiser Heinrich II. nahm das Kloster einen raschen Aufschwung und zählt nun zu den reichsten Stiftern Österreichs.

Kren (Krän, Green, slaw.), s. v. w. Meerrettich.

Krenelierte Mauern etc., s. Mauerwerk.

Krengel (Kringel), s. v. w. Brezel.

Krensäure, s. Humus.

Kreole (franz., v. span. criollo), im allgemeinen ein im Land gebornes Individuum fremder Rasse; insbesondere in den ehemaligen spanischen, französischen u. portugiesischen Kolonien Amerikas (s. Tafel "Amerikanische Völker", Fig. 26), Afrikas und Ostindiens ein Eingeborner von rein europäischem Blut (sangre azul), im Gegensatz zu dem in Europa selbst gebornen Einwanderer. In Brasilien nennen sich die eingebornen Weißen Brasileiros. Kreolendialekte nennt man die im tropischen Amerika aus dem Spanischen, Französischen und Englischen entstandenen Mischdialekte. Vgl. Ölsner-Monmerqué, Der K. (Berl. 1847); Thomas, The theory and practice of Creole grammar (Port of Spain 1869); Saint-Quentin, L'histoire de Cayenne et de la grammaire créole (Par. 1872).

Krēon, im griech. Mythus Sohn des Menökeus, Urenkel des Pentheus, Bruder der Iokaste, der Gemahlin des Laios, Königs von Theben, und Vater des Hämon und jüngern Menökeus (s. d.). Nach des Laios Tod führte er die Herrschaft von Theben, trat sie dann dem glücklichen Besieger der Sphinx, Ödipus, ab und übernahm sie als Vormund des jungen Laodamas erst wieder, als der unglückliche Krieg der Sieben gegen Theben dem Eteokles das Leben gekostet hatte. Sein Verbot, den Leichnam des Polyneikes zu bestatten, hatte die gänzliche Verwaisung seines Hauses zur Folge. Vgl. Antigone und Ödipus. - Ein andrer K. war König von Korinth und Vater der Glauke oder Krëusa, der zweiten Gemahlin des Iason (vgl. Medea), ein dritter König von Theben und Vater der Megara, die er dem Herakles zur Gattin gab (s. Amphitryon und Herakles, S. 394).

Kreophāg (griech.), Fleischesser.

Kreosōt (vom griech. kréas, Fleisch, und sōzein, retten, erhalten), Bestandteil des Holz- und Torfteers, wird aus Buchenholzteer bereitet, indem man das daraus gewonnene schwere Teeröl mit Sodalösung wäscht, rektifiziert, die unter 200° siedenden Anteile beseitigt und das bei höherer Temperatur siedende Öl wiederholt in Natronlauge löst und mit Schwefelsäure abscheidet. K. bildet eine ölige, farblose Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,04-1,09, riecht durchdringend nach Rauch, schmeckt stark brennend-ätzend, löst sich schwer in kaltem, leichter in heißem Wasser,