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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kronpiment; Kronprinz; Kronprinz Rudolf-Land; Kronrad; Kronsbeere; Kronstadt

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Kronpiment - Kronstadt (Siebenbürgen).

bani). Die Römer identifizierten ihn mit ihrem Saatengott Saturnus (s. d.). Zu der Deutung des K. als eines Gottes der Zeit scheint bloß die naheliegende Verwechselung von K. mit chronos ("Zeit") Veranlassung gegeben zu haben, eine Verwechselung, welche dann folgerichtig auch auf Saturnus überging (vgl. Schwartz in den "Jahrbüchern für Philologie", Bd. 119). Historischen Hintergrund will im Kronos- und Zeusmythus finden Em. Hoffmann, Mythen aus der Wanderzeit der gräkoitalischen Stämme (Teil 1: "K. und Zeus", Leipz. 1876). Vgl. dagegen Roscher in der "Jenaer Litteraturzeitung" 1877, Nr. 6, und Bursian im "Litterarischen Zentralblatt" 1880, Nr. 34.

Kronpiment, s. Pimenta.

Kronprinz, bei kaiserlichen und königlichen Regentenhäusern Titel desjenigen Nachkommen des Monarchen in gerader Linie, welcher der präsumtive Thronerbe ist. Ist der präsumtive Nachfolger kein Deszendent (Sohn, Enkel) des Monarchen, sondern ein Seitenverwandter (Bruder, Neffe etc.), so führt er nicht den Titel K. In Preußen ist in solchen Fällen die offizielle Titulatur "Prinz von Preußen". Die Gemahlin des Kronprinzen ist die Kronprinzessin. Seit 18. Jan. 1871 führt der preußische K. zugleich den Titel K. des Deutschen Reichs mit dem Ehrenprädikat "kaiserliche und königliche Hoheit". In Belgien hat der K. den Titel "Herzog von Brabant". In Großbritannien führt der K. (Prince royal) den Titel "Prinz von Wales" und seine Gemahlin denjenigen einer "Prinzessin von Wales". Da in England aber auch die weibliche Linie eventuell zur Succession berufen wird, so erhält die älteste Tochter des Throninhabers, wofern sie zugleich das älteste Kind desselben ist, den Titel Kronprinzessin (Princess royal). In Griechenland ist der Titel des Kronprinzen "Herzog von Sparta", in Italien "Prinz von Neapel", in den Niederlanden "Prinz von Oranien-Nassau". In Österreich führt der K. neben dem Titel "Erzherzog" folgenden Titel: "des Kaisertums Österreich K. und Thronfolger, königlicher Prinz von Ungarn und Böhmen etc.; kaiserliche königliche Hoheit". Der Titel des Kronprinzen von Portugal ist "Herzog von Braganza". In Rußland heißt der K. "Großfürst und Thronfolger", auch Cäsarewitsch (s. d.). Der spanische K. führt den Titel "Prinz von Asturien". In Frankreich war zur Zeit der Bourbonen der Titel des Kronprinzen Dauphin (s. d.). Die Gemahlin desselben hieß Dauphine. Napoleon I. nannte seinen Sohn "König von Rom". Während der Restauration hieß der K. wiederum Dauphin, später wurde der Titel Prince royal gebräuchlich. Der Sohn Napoleons III. hieß Prince impérial. Vgl. Erbprinz.

Kronprinz Rudolf-Land, s. Franz Joseph-Land.

Kronrad, Zahnrad, bei welchem die Zähne senkrecht auf der Ebene des Rades stehen. S. Zahnräderwerke.

Kronsbeere, s. Vaccinium.

Kronstadt (ungar. Brassó), ungar. Komitat in Siebenbürgen, grenzt an Fogaras, Großkokelburg, Háromszék und die Walachei, umfaßt 1797 qkm (33 QM.), ist im nördlichen Teil, im sogen. Burzenland, flach, im übrigen gebirgig (Bucsecs und Tömöspaß), wird von der Aluta und ihren Nebengewässern durchströmt, ist sehr fruchtbar, hat (1881) 83,929 meist rumänische, dann sächsische und ungar. Einwohner (griechisch-orientalischer und evangelischer Religion), die reichste Industrie in Siebenbürgen und lebhaften Handel und zählt 24 Gemeinden. Amtssitz ist die Stadt K., in merkantiler und industrieller Beziehung der wichtigste Ort Siebenbürgens. K. liegt an der Ungarischen Staatsbahnlinie Klausenburg-Predeal sehr malerisch in einer romantischen, von hohen Bergen eingeschlossenen Thalschlucht des Schulergebirges, die sich nur gegen die im NW. längs des Weidenbachs bis an die Aluta erstreckende Kronstädter Ebene (das Burzenland) öffnet. Vor dieser Thalmündung erhebt sich der Schloßberg mit der Citadelle, unmittelbar über der Stadt im S. der steile Kapellenberg (die Zinne) mit prachtvoller Rundschau. Die innere Stadt liegt eingezwängt in der Hauptschlucht, die Vorstädte: die terrassenförmig den Bergkessel aufsteigende bulgarische oder walachische Vorstadt, die Altstadt (Brassó) und die ob ihrer vielen Gärten so benannte Vorstadt Blumenau (Bolonya), in kleinen Nebenschluchten. In der Mitte der Stadt, die ehedem stark befestigt war und 1689 durch einen großen Brand fast ganz vernichtet wurde, steht die 1385-1425 unter König Siegmund im gotischen Stil (80 m lang) erbaute imposante Hauptkirche der Evangelischen mit einer kolossalen Orgel (4060 Pfeifen) und nebenan auf dem dreieckigen Marktplatz das stattliche Rathaus (erbaut 1420) und das große Kaufhaus (erbaut 1545). Sonst sind noch zu erwähnen: die kath. Pfarrkirche im italienischen Stil, die rumänische Kirche im byzantinischen Stil, das große, malerisch gelegene griechisch-orientalische Gymnasium und die prächtige evangelische Mädchenschule. Überdies gibt es in K. noch mehrere katholische, evangelische und griechische Kirchen, ein Franziskanerkloster und viele große Schulgebäude, ein Waisenhaus, Theater, Spital etc. K. hat (1881) 29,584 Einw. verschiedener Nationalität und Religion, und in keiner siebenbürgischen Stadt findet man ein so buntes Straßenbild wie hier: neben den Städtern sächsische Bauern, Szekler, Ungarn, Rumänen, Griechen, Armenier und Zigeuner in ihren eigentümlichen Trachten. Handel und Gewerbe sind ungemein lebhaft. Von großer Bedeutung ist die Metallindustrie (insbesondere Kupferschmiede- und Gußwaren, emaillierte Kochgeschirre, Werkzeuge). Die Kronstädter Bergland- und Hüttenaktiengesellschaft besitzt viele Kohlenwerke, Eisengruben und Hütten im Zsilthal und im Komitat Krassó-Szörény, erzeugt Roheisen, Gußwaren und Schmiedeeisen und beschäftigt 3586 Arbeiter. Sehr ausgebreitet ist auch die Holzmanufaktur, welche Möbel und Tischlerwaren, Maschinenparkette und die einen nationalen Produktionsartikel bildenden Holzflaschen (csutora) liefert und letztere jährlich in großer Menge (30,000 Stück) nach Ungarn, Slawonien und in die Türkei ausführt. Zu erwähnen ist weiter die Produktion von Strumpfwirker- und Seilerwaren, Tuch, Kotzen, Decken und andern meist ordinären Schafwollwaren, welche ebenfalls einen wichtigen Handelsartikel bilden, die Fabrikation von Hüten, Leder- und Schuhwaren verschiedener Art, von Steingut, Zement, Likör, Mehl, Lackfirnis, Leim, die Petroleumdestillation, Papierfabrikation etc. K. vermittelt den Verkehr zwischen Österreich-Ungarn und den Donauländern, in verschiedenen Fabrikaten, in Bodenprodukten, Vieh etc. und hat sehr lebhafte Märkte, während welcher die Kaufleute der verschiedensten Nationen daselbst ihre Waren auslegen und zahlreiche Geldwechsler, eine Eigentümlichkeit der Stadt, ihre Tische auf offener Straße aufstellen. K. ist der Sitz eines Gerichtshof, einer Handels- und Gewerbekammer, eines Hauptzollamtes, verschiedener Militär- und Zivilbehörden, hat mehrere Geldinstitute, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, eine Lehrerpräparandie, 3 Gymnasien und