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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lange

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Lange.

Blätter). Auch schrieb er: "Südbrasilien, mit Rücksicht auf die deutsche Kolonisation" (2. Aufl., Leipz. 1885).

4) Ludwig, Philolog und Altertumsforscher, geb. 1. März 1825 zu Hannover, studierte seit 1843 unter K. Fr. Hermann in Göttingen, habilitierte sich nach einer größern Reise daselbst 1849, wurde 1853 außerordentlicher, 1855 ordentlicher Professor der klassischen Philologie in Prag, 1859 in Gießen und 1871 in Leipzig, wo er 18. Aug. 1885 starb. Sein Hauptwerk ist das "Handbuch der römischen Altertümer" (Berl. 1856-71, 3 Bde., unvollendet; 3. Aufl. 1876 ff.). Sonst nennen wir: die Preisschrift "Historia mutationum rei militaris Romanorum" (Götting. 1846); eine Ausgabe von Hyginus' "De munitionibus castrorum" (das. 1848); "Das System der Syntax des Apollonios Dyskolos" (das. 1852); "Die oskische Inschrift der Tabula Bantina" (das. 1853); "Der Homerische Gebrauch der Partikel εἰ" (Leipz. 1872-73, 2 Tle.), "Die Epheten und der Areopag vor Solon" (das. 1874). Auch gab er mit G. Curtius, Lipsius und Ribbeck seit 1878 die "Leipziger Studien" heraus. Gesammelt erschienen seine "Kleinen Schriften aus dem Gebiet der klassischen Altertumswissenschaft" (Götting. 1886, Bd. 1). Vgl. Neumann, Ludwig L. (Berl. 1886).

5) Friedrich Albert, Philosoph und Nationalökonom, Sohn von L. 2), geb. 28. Sept. 1828 zu Wald bei Solingen, studierte in Zürich und Bonn, war 1852-55 Gymnasiallehrer zu Köln, dann Privatdozent in Bonn, hierauf 1858-61 wieder Lehrer am Gymnasium zu Duisburg und wurde darauf Sekretär der Handelskammer daselbst. 1866 ließ er sich in Winterthur nieder, wo er sich an der Redaktion des "Landboten" beteiligte; später habilitierte er sich an der Universität Zürich, wurde daselbst 1870 ordentlicher Professor der induktiven Philosophie und folgte 1873 einem Ruf an die Universität Marburg, wo er 23. Nov. 1875 starb. Um die Philosophie hat sich L. besonders verdient gemacht durch seine "Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart" (Iserl. 1866; 3. Aufl. 1877, 2 Bde.; Ausgabe ohne die umfangreichen Anmerkungen, mit Biographie von Cohen, 1887), ergänzt durch "Neue Beiträge zur Geschichte des Materialismus" (Winterth. 1867). In diesem allgemein als bedeutend anerkannten Werk, welches auch eine Kritik der Geschichte der Philosophie enthält, führt L. den Gedanken aus, daß unsre Erkenntnis aus der Erfahrung hervorgehe, und auf Grund dieser denn auch der ursachliche Zusammenhang der Erscheinungen klargelegt werden könne, ohne jedoch die praktische Berechtigung von idealen Auffassungen zu verkennen, welche nicht unmittelbar sich auf die Erfahrung zurückführen lassen. In seiner Schrift "Die Grundlegung der mathematischen Psychologie" (Duisb. 1865) wendet sich L. gegen Anschauungen von Herbart und Drobisch. Im Gebiet der Volkswirtschaftslehre machte sich L. bekannt durch einige gehaltvolle Schriften: "Die Arbeiterfrage in ihrer Bedeutung für Gegenwart und Zukunft" (Duisb. 1865; 4. Aufl., Winterth. 1879), worin er sozialpolitische Gedanken entwickelte, die erst später sich Anerkennung errungen haben, "J. St. Mills Ansichten über die soziale Frage" (Duisb. 1866), worin er auch die "angebliche Umwälzung der Sozialwissenschaft durch Carey" beleuchtete. Auch seine Schrift "Die Leibesübungen" (Gotha 1863) ist zu erwähnen. Nach Langes Tod gab Cohen seine "Logischen Studien" (Iserl. 1877) heraus. Vgl. Vaihinger, Hartmann, Dühring und L. (Iserl. 1876).

6) Max, Schriftsteller, geb. 7. Aug. 1832 zu Magdeburg, studierte seit 1852 Mathematik, Theologie und insbesondere Jurisprudenz und lebt gegenwärtig in Leipzig. Selbst ein namhafter Meister im Schachspiel, hat er über dasselbe eine Reihe wertvoller Schriften veröffentlicht: "Kritik der Eröffnungen" (Berl. 1855); das in mehrere Sprachen übersetzte "Lehrbuch des Schachspiels" (das. 1856; 2. Aufl., Halle 1865); "Sammlung neuer Schachpartien" (Leipz. 1857); "Handbuch der Schachaufgaben" (das. 1862); "Feinheiten des Schachspiels auf dem Gebiet der Komposition" (das. 1865); "Paul Morphy. Skizze aus der Schachwelt" (das. 1859, 2. Aufl. 1880) und "Der Meister im Schachspiel" (Weim. 1881). L. ist auch der Begründer der seit 1861 stattfindenden Kongresse des Westdeutschen Schachbundes. Außerdem machte er sich litterarisch durch seine "Kritik der Grundbegriffe vom geistigen Eigentum" (Schönebeck 1858) und eine Biographie Abr. Lincolns (Leipz. 1866) bekannt.

7) Julius Henrik, dän. Kunsthistoriker und Ästhetiker, geb. 19. Juni 1838 zu Vordingborg in Südseeland, bezog 1858 die Kopenhagener Universität, begleitete einige Jahre später einen reichen Herrn auf einer Reise nach Italien und wandte sich dann ausschließlich der Kunstgeschichte zu. Er wurde 1870 an die Akademie, 1871 an die Universität zu Kopenhagen als Dozent der Kunstgeschichte berufen und war 1874-82 als Sekretär der Akademie thätig. Seit 1877 ist er Mitglied der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften. Von seinen Schriften führen wir an: "Om en Räkke antike Figurer og Hoveder" (1869); "Det ioniske Kapitäls Oprindelse og Forhistorie" (1870); "Michelangelo og Marmoret" (1871); "Nutidskunst", eine Sammlung von Essays über moderne Kunst (1874); "Om Kunstværdi" ("Über den Kunstwert", 1876) und "Vor Kunst og Udlandets" ("Unsre Kunst und die des Auslandes", 1879), worin er die Ziele der dänischen Kunst feststellte; ferner: "Guder og Mennesker hos Homer" ("Götter und Menschen bei Homer", 1881); "Billedkunst; Skildringer og Studier fra Hjemmet og Udlandet" (1884); "Kunst og Politik" (1885) und "Sergel og Thorvaldsen" (1886). Auch lieferte er eine dänische Übersetzung von Lübkes "Grundriß der Kunstgeschichte" (2. Aufl. 1881).

Dichter und Schriftsteller.

8) Samuel Gotthold, Dichter, Sohn von L. 1), geb. 1711 zu Halle a. S., studierte daselbst Theologie, erhielt, nachdem er sich längere Zeit in Erfurt und Berlin aufgehalten hatte, die Pfarrei zu Laublingen bei Halle und wurde 1755 von Friedrich II. zugleich zum Inspektor der Kirchen und Schulen im Saalkreis ernannt; starb 25. Juni 1781. Anfangs ein Anhänger Gottscheds, suchte er später mit seinem Freund Pyra durch die Stiftung eines litterarischen Vereins in Halle (1733) der Gottschedschen Schule entgegenzuwirken; beide waren namentlich Feinde des Reims, den sie durch Einführung der antiken Versmaße zu verdrängen suchten. Ihre Gedichte erschienen zusammen unter dem Titel: "Thyrsis' und Damons freundschaftliche Lieder" (Zürich 1745). Am bekanntesten wurde L. indessen durch seine metrische Übersetzung der "Oden" des Horaz (Halle 1752), die gänzlich verunglückt war und an Lessing, den L. gereizt hatte, einen vernichtenden Kritiker fand ("Vademekum für S. G. Lange"). Noch gab L. eine "Sammlung gelehrter und freundschaftlicher Briefe" (Halle 1769-1770, 2 Bde.) heraus, die für die Geschichte der litterarischen Bewegung jener Zeit von Interesse ist.