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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lefèvre; Leflô; Lefort; Le Franc; Lefrançais; Lefuel

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Lefèvre - Lefuel.

träte gemalt, welche sich durch vornehme Auffassung auszeichnen. L. besitzt die Ehrenmedaille des Salons.

Lefèvre (spr. löfähwr), André, franz. Dichter und Schriftsteller, geb. 9. Nov. 1834 zu Provins (Seine-et-Marne), erhielt seine Ausbildung auf der École des Chartes zu Paris, machte sein schriftstellerisches Debüt mit "Les finances de la Champagne aux XIII. et XIV. siècles" (1857) und erhielt eine Anstellung in den kaiserlichen Archiven. Er beteiligte sich an der "Histoire de France par les monuments" von Bordion und Chardon und veröffentlichte einen Band Gedichte: "La flûte de Pan" (1861), die sich, wie auch die spätere Gedichtsammlung: "La lyre intime" (1865), durch tiefes Naturgefühl auszeichnen. In der Folge redigierte er mehrere Jahre das kritische Bülletin der "Illustration", half die Revuen: "La libre pensée" und "La pensée nouvelle" gründen und ward 1871 Leiter des litterarischen Teils der "République française". Von seinen Schriften sind außer Übertragungen von Vergils "Bucolica" und Kalidasas "Wolkenbote" (1866) noch zu erwähnen: "Les merveilles de l'architecture" (1865, 6. Aufl. 1884); "Les parcs et les jardins" (1867); "L'épopée terrestre" (1868); "Les finances particulières de Napoléon III" (nach Papieren der Tuilerien, 1873); eine vortreffliche Übersetzung des Lucretius (1876); "Le vrai Napoléon I" (1877); zwei Bände "Essais de critique générale"; "Études de linguistique et de philologie" (1877) und "Religions et mythologies comparées" (1877); "La philosophie" (1878, 2. Aufl. 1884); "L'homme à travers les âges" (kritisch-historische Essays, 1880); "La renaissance du matérialisme" (1881); "Histoire de la Ligue d'union républicaine des droits de Paris" (1881) u. a.

Leflô, Adolphe Charles Emmanuel, franz. General, geb. 2. Nov. 1804 zu Lesneven (Finistère), trat 1825 in die französische Armee, diente seit 1831 in Afrika, nahm 1837 an der Belagerung von Konstantine und 1840 an der Expedition gegen Medeah teil und ward 1844 Oberst. Im März 1848 wurde er Brigadegeneral und außerordentlicher Botschafter der Republik in Petersburg, im März 1849 Mitglied der Konstituante, dann auch der Legislative und war hier einer der Quästoren. Als Gegner Ludwig Napoleons bei dessen Staatsstreich verhaftet, wurde er im Januar 1852 verbannt und zog sich nach Belgien, dann nach Jersey zurück. Er kam 1859 wieder nach Frankreich und lebte bis zum Sturz des Kaiserreichs zurückgezogen; unter der Regierung der nationalen Verteidigung 4. Sept. 1870 Kriegsminister, 8. Febr. 1871 Abgeordneter von Finistère zur Nationalversammlung, wurde er 19. Febr. unter Thiers wieder Kriegsminister und war 1871-79 Botschafter der Republik in Petersburg.

Lefort (spr. löfōr), Franz Jakob, Günstling Peters d. Gr. von Rußland, geb. 1653 zu Genf, verließ 1674 mit 21 Jahren das elterliche Haus, trat in holländische Kriegsdienste und begab sich 1675 über Archangel nach Moskau. Hier wußte er sich in den Kreisen der Ausländer in der deutschen Vorstadt (Njemezkaja Sloboda) ein gewisses Ansehen zu erwerben. Schon zu Ende der Regierung des Zaren Feodor trat L. in russische Dienste; während der Regentschaft Sophiens (1682-89) erfreute er sich der Gunst des Hauptleiters der russischen Staatsangelegenheiten, Fürsten Wasilij Galizyn, und nahm teil an den Feldzügen in die Krim 1687 und 1689. Der Zar Peter lernte L. nach der Staatsumwälzung des Jahrs 1689 kennen, und nun begann die glänzende Laufbahn Leforts, welcher durch geselliges Talent, vielseitige Bildung, Uneigennützigkeit und unbedingte Hingebung an den jungen Zaren dessen innige Freundschaft erwarb. Er begleitete den Zaren auf dessen Reisen, wurde Großadmiral, stand während der Feldzüge nach Asow (1695 und 1696) dem Zaren als Ratgeber und Heerführer zur Seite. Der Verkehr mit Männern wie L. und Patrick Gordon (s. d.) ließ in dem Zaren den Wunsch entstehen, Westeuropa genauer kennen zu lernen und Rußland dem Einfluß der abendländischen Kultur zu erschließen. An Kenntnissen und Charakterbildung stand L. seinem Rival Gordon nach; an persönlicher Liebenswürdigkeit übertraf er denselben. 1697 stand L. an der Spitze der russischen Gesandtschaft Peters d. Gr., in deren Gefolge der Zar inkognito das Ausland besuchte. L. starb bald darauf 2. (12.) März 1699. Vgl. Posselt, Der General und Admiral Franz L. (Frankf. a. M. 1866, 2 Bde.); Blum, Franz L. (Heidelb. 1867).

Le Franc (spr. lö fráng), 1) Jean Jacques, Marquis de Pompignan, franz. Dichter, geb. 10. Aug. 1709 zu Montauban, war anfangs Generaladvokat, dann erster Präsident am Obersteuergericht seiner Vaterstadt, gab aber sein Amt auf, um sich ganz der Litteratur zu widmen, und wandte sich nach Paris, wo er 1759 in die Akademie aufgenommen wurde. Durch seine Eitelkeit und seine religiöse Überzeugung in einen heftigen Streit mit den Encyklopädisten, besonders mit Voltaire und d'Alembert, verwickelt, unterlag er den wuchtigen Streichen seiner Gegner, zog sich auf sein Landgut zurück und starb hier 1. Nov. 1784. L. besaß umfassende Kenntnisse, besonders in den alten Sprachen, und war der erste, welcher den Äschylos ins Französische übersetzt hat. Seine Tragödie "Didon" (1734) war zum Teil eigne Erfindung, zum Teil aus Vergil und Metastasio entlehnt. Seine lyrischen Gedichte sind fast ganz vergessen, dagegen enthalten die "Poésies sacrées" (Par. 1751 u. öfter) Stellen echt dichterischer Begeisterung, und seine Ode auf den Tod J. B. ^[Jean Baptiste] Rousseaus halten die Franzosen für ein poetisches Meisterwerk. Seine "Œuvres complètes" erschienen Paris 1784, 6 Bde., "Œuvres choisies" das. 1822, 2 Bde.

2) Edouard Edme Victor Etienne, franz. Staatsmann, geb. 2. März 1809 zu Garlin (Niederpyrenäen), studierte in Paris die Rechte und wurde Advokat. 1848 wurde er zum Kommissar der Republik im Departement der Landes ernannt, das ihn in die Konstituierende und in die Gesetzgebende Versammlung wählte, wo er zu der republikanischen Linken und den Gegnern Napoleons gehörte. Unter dessen Herrschaft hielt er sich ganz vom öffentlichen Leben fern. Am 8. Febr. 1871 in die Nationalversammlung gewählt, war er Berichterstatter über das Gesetz, betreffend die Einsetzung einer provisorischen Regierung und die Friedenspräliminarien, übernahm 2. Juni 1871 das Ministerium des Ackerbaues und Handels, 6. Febr. 1872 das des Innern und war als Republikaner besonders Gegenstand der Angriffe der Rechten, welche ihn auch 30. Nov. 1872 durch ein Mißtrauensvotum stürzte. Er gehörte fortan zum linken Zentrum. 1876 wurde er in die Deputiertenkammer, 1881 zum Senator gewählt und starb 13. Sept. 1883 in St.-Sever.

Lefrançais (spr. löfrangssäh), s. Lalande.

Lefuel (spr. löfüéll), Hector Martin, franz. Architekt, geb. 14. Nov. 1810 zu Versailles, studierte die Architektur zuerst unter seinem Vater, dann unter Huyot und trat in die École des beaux-arts, wo er 1839 den römischen Preis erhielt. Seinen Aufenthalt in Italien benutzte er zu eifrigem Studium des