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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Leistengeschwülste - Leitha.

gehören (s. Tafel "Muskeln des Menschen", Fig. 1). Dieses Band läßt durch zwei Spalten, den Leisten- und den Schenkelkanal, normal die Gefäße für die hintere Extremität sowie einige andre Gebilde, abnorm auch Darmschlingen und andre Organe der Bauchhöhle aus letzterer austreten. Beim Menschen ist der Leistenkanal (canalis inguinalis) etwa 4 cm lang; er bildet den Paß für den Samenstrang (s. Samenleiter) beim Mann, für das runde Mutterband (s. Gebärmutter) beim Weib und verläuft in schräger Richtung von hinten und oben nach vorn und unten. Sein Eingang von der Bauchhöhle aus heißt der innere Leistenring, sein Ausgang der Bauchring. Beim Fötus liegt in ihm außer den genannten Gebilden ein blinder Fortsatz des Bauchfelles, der bei der Geburt sich in die Bauchhöhle zurückzieht, bei seinem Fortbestehen jedoch die Veranlassung zum sogen. angebornen Bruch (s. d., S. 485) geben kann. Der Schenkelkanal (canalis cruralis) wird durch eine sehnige Scheidewand in zwei Räume geteilt, von denen der größere einige Muskeln durchläßt und von ihnen gänzlich ausgefüllt wird, indes durch den andern, den Schenkelring, die großen Schenkelgefäße austreten. Da aber letztere den Ring nicht völlig verschließen, so können auch hier unter Umständen Darmschlingen austreten (sogen. Schenkelbrüche).

Leistengeschwülste, s. Leistendrüsen u. Bubonen.

Leistenkanal, s. Leistengegend.

Leistennetze, netzartig verlaufende Wülste auf der ursprünglich untern Seite von Platten thonigen Sandsteins, sind Abdrücke entsprechender Vertiefungen, welche als Risse aufzufassen sind, die beim Trocknen der Schlammschicht entstanden. Als sich dann neues Schlammmaterial ablagerte, drang dasselbe in die Risse ein und formte sie ab. Häufig erscheinen neben den Leistennetzen die bekannten Tierfährten.

Leistenwein, s. Frankenweine.

Leistungsrecht, s. Einlagern.

Leitartikel (vulgär auch Leiter, engl. Leader), in der Journalistik ein gewöhnlich an der Spitze der Tageszeitungen erscheinender Artikel, welcher über die allgemeine politische Lage orientiert oder eine brennende Tagesfrage vom Standpunkt der Zeitung aus behandelt.

Leitbündel, in der Pflanzenanatomie s. v. w. Gefäßbündel.

Leiter (guter, schlechter L.), s. Elektrizität und Wärme.

Leitereigne Akkorde, solche, welche nur aus Tönen bestehen, die der Tonleiter der herrschenden Tonart eigen sind (vgl. Tonart).

Leiterrecht (franz. Tour d'échelle), die Befugnis eines Grundeigentümers, zum Zweck der Errichtung oder Reparatur eines Gebäudes auf dem Nachbargrundstück Leitern oder Gerüste aufzustellen; kommt nach preußischem Landrecht (Teil I, Tit. 8, § 155) nur bei Errichtung und Ausbesserung von Scheidewänden zur Geltung.

Leitfeuer, s. Feuerwerkerei, S. 224.

Leitfossilien, Versteinerungen, welche als charakteristische Einschlüsse zu der Bestimmung des geologischen Alters der sie enthaltenden Schichten leiten können (s. Geologische Formation, S. 131). Um diese Aufgabe zu erfüllen, müssen sich die Versteinerungen von andern, ihnen verwandten Formen leicht unterscheiden lassen; ihr Vorkommen muß auf eine Schicht oder doch auf ein nicht zu mächtiges Schichtensystem beschränkt sein, und endlich dürfen sie in dieser Schicht oder in diesem Schichtensystem nicht zu selten vorkommen. Die Ausnutzbarkeit organischer Reste zur Altersbestimmung der Gesteine beruht auf dem Erfahrungssatz, daß die Gleichzeitigkeit der Bildung räumlich getrennter Ablagerungen sehr häufig durch eine Anzahl gleicher Formen neben den für die Einzellokalität spezifischen Resten angedeutet wird, in welcher Beziehung an die vollkommene Übereinstimmung der heutigen Tiefseefauna und ihre Unabhängigkeit von den geographischen Breiten erinnert werden mag. Sowohl das Pflanzen- als das Tierreich liefert L., am häufigsten aber die Klasse der Mollusken. Ganze Ordnungen können auf bestimmte Schichten beschränkt sein, dieselben also als L. charakterisieren (Graptolithen in der Silurformation, s. d.), oder ein bestimmtes Genus mit verschiedenen Arten läßt sich als Leitfossil ausnutzen. So kommen die Ceratiten mit ihren charakteristischen Suturlinien nur in der Triasformation (s. d.) vor, die Belemniten erst vom Lias an aufwärts (s. Juraformation). In den meisten Fällen aber ist das Leitfossil eine einzelne Art. So, um ein Beispiel aus tausenden herauszugreifen, führen die untersten Liasschichten überall, wo sie beobachtbar sind, die Gryphaea arcuata (vgl. Juraformation und Tafel I dazu) als Leitfossil. Dann wird die betreffende Schicht gewöhnlich nach dieser Art benannt (Schichten mit Gryphaea arcuata, Arcuatenkalk, weniger gut: Gryphitenkalk). Vgl. Haas, Die L. (Leipz. 1887).

Leith (spr. lihth), Stadt in Edinburghshire (Schottland) und Hafenort der Stadt Edinburg, mit der sie durch eine 2 km lange Häuserreihe verbunden ist, liegt an der Mündung des von zahlreichen Brücken überspannten Water of L. in den Forth, ist im ältern Stadtteil eng gebaut und schmutzig, aber voll vom Treiben des lebhaftesten Handelsverkehrs, hat 25 Kirchen (darunter zwei aus dem 15. Jahrh.), ein Zollamt, eine Gerichtshalle, ein Stadthaus, eine Markthalle, eine Kornbörse, ein Versorgungshaus für Seeleute, eine lateinische Schule, ein Handwerkerinstitut, eine Bibliothek, mehrere Krankenhäuser und (1881) 59,485 Einw. Die "Links" sind seit 1858 in einen Park umgewandelt. Der Hafen wird durch die Mündung des Flusses gebildet, dessen Einfahrt durch zwei Dämme (1076 und 952 m lang) geschützt und durch einen Martelloturm verteidigt wird. Er enthält seit seiner Erweiterung im J. 1881 sechs nasse Docks (zusammen mit 5567 m Kailänge). Die industrielle Thätigkeit erstreckt sich auf den Bau von Maschinen und Schiffen, die Fabrikation von Seilerwaren, Gummi- und Guttaperchawaren, Chemikalien, Seife und Glas, Zuckersiederei, Brauerei und Holzsägerei. Jahrhundertelang war L. der Haupthafen Schottlands. Zur Ausfuhr gelangen jetzt namentlich Steinkohlen, Eisen, Spirituosen, Bier, Papier und Flachswaren; zur Einfuhr Getreide, Holz, Wein und Tabak. Zum Hafen gehören (1886) 187 Seeschiffe von 91,235 Ton. Gehalt und 423 Fischerboote. Wert der Einfuhr vom Ausland (1885) 8,781,382 Pfd. Sterl., der Ausfuhr 2,802,672 Pfd. Sterl. L. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Leitha, Nebenfluß der Donau, entspringt in Niederösterreich in zwei Quellflüssen, von denen der eine, die Schwarzau, von der Südwestseite des Unterbergs in den niederösterreichischen Alpen (in 620 m Höhe) kommt, nach S. und O. um den Schneeberg durch das von schroffen Wänden eingefaßte Höllenthal fließt, bei Gloggnitz rechts den vom Semmering kommenden Weißenbach empfängt und nordöstlich das Wiener Becken durchfließt. Der andre, die Pitten, kommt vom Wechsel (in 530 m Höhe), fließt