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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lepontier - Lepsius.

eine große Zahl von Bildern: Genre, Schlachten, Landschaften, unter denen Marinen und Strandbilder die Hauptrolle spielen. Motive lieferten ihm dazu seine Reisen nach der Normandie, überhaupt Nordfrankreich, England, Belgien, Holland und Italien. Er verstand seine Werke vortrefflich zu beleben, seine Figuren haben Ausdruck; seine Auffassung ist schlicht, sein Kolorit kräftig. Arbeiten von ihm finden sich im Museum des Luxembourg (Untergang des Schiffs Le Vengeur), in den Galerien von Versailles, in der Raczynskischen Sammlung zu Berlin (der Flibustier) etc. Er starb 6. Aug. 1870 in Auteuil.

Lepontier, im Altertum Volk im südwestlichen Rätien am obern Rhône und am Tessin, südlich vom St. Gotthard bis zum Lago Maggiore; ihre Hauptstadt war Oscellä (Domodossola). Nach denselben heißt noch heute ein Teil der Alpen die Lepontinischen Alpen.

Lepontinische Alpen (Lepontische Alpen), s. Alpen, S. 398, und Sankt Gotthard.

Leporello-Album, Bezeichnung für eine zusammenhängende Reihe von Photographien, Lithographien etc., die in Buchform zusammengefaltet werden können. Die Benennung stammt von dem Diener Don Juans her. Die Leporello-Albums enthalten meist Einzelansichten von Städten, Gegenden, Kunstwerken etc.

Leporiden (v. lat. lepus, Hase), Bastarde von Hase und Kaninchen (s. d.).

Leporina (Hasen), Familie der Nagetiere (s. d.).

Leporinum labium (lat.), s. Hasenscharte.

Leporinus oculus (lat.), s. v. w. Hasenauge.

Lepra (Leprosis, griech.), s. Aussatz.

Leprosorium (Leprosenhaus), s. Aussatz.

Lepsius, 1) Karl Peter, Geschichtsforscher, geb. 25. Juni 1775 zu Naumburg a. d. Saale, studierte in Leipzig und Jena die Rechte, ward 1810 Stadtrichter und 1812 Finanzprokurator in seiner Vaterstadt, 1815 Direktor des Inquisitoriats daselbst und 1817 Landrat des Kreises Naumburg, nahm aber 1841 seine Entlassung und lebte seitdem historisch-antiquarischen und archäologischen Forschungen. Er starb 23. April 1853 in Naumburg. Er schrieb eine urkundliche Geschichte der Bischöfe von Naumburg (Bd. 1, Naumb. 1846). Eine Sammlung seiner kleinen Schriften, die namentlich die Geschichte Naumburgs und der Schlösser Rudelsburg und Saaleck betreffen, veranstaltete Schulz (Magdeb. 1854-55, 3 Bde.). L. ist auch Stifter des Thüringisch-Sächsischen Vereins für Altertumskunde zu Naumburg, der 1823 nach Halle verlegt wurde.

2) Karl Richard, einer der ausgezeichnetsten Ägyptologen, Sohn des vorigen, geb. 23. Dez. 1810 zu Naumburg, studierte in Leipzig, Göttingen und Berlin Philologie und vergleichende Sprachkunde, promovierte 1833 mit der Schrift "De tabulis Eugubinis" und setzte hierauf seine Studien in Paris fort, wo seine Schrift "Paläographie als Mittel der Sprachforschung" (Berl. 1834; 2. Aufl., Leipz. 1842) von der Akademie den Volneyschen Preis erhielt. Im nächsten Jahr folgten seine ebenfalls vom Institut gekrönten Abhandlungen: "Über die Anordnung und Verwandtschaft der semitischen, indischen, altgriechischen, altägyptischen und äthiopischen Alphabete" und "Über den Ursprung und die Verwandtschaft der Zahlwörter in den koptischen, indogermanischen und semitischen Sprachen". 1835 begab sich L. nach Italien. In Rom schrieb er auch seine berühmte "Lettre à Mr. Rosellini sur l'alphabet hiéroglyphique" (1837), worin er eine wissenschaftliche Theorie der Hieroglyphenschrift aufstellte. Er lieferte sodann die ersten fehlerfreien Ausgaben umfangreicherer altägyptischer Texte, wie: "Auswahl der wichtigsten Urkunden des ägyptischen Altertums" (Leipz. 1842, in 23 Tafeln) und das "Totenbuch der Ägypter nach dem hieroglyphischen Papyrus in Turin" (das. 1842), welch letzteres den Standardtext des heiligen Buches der alten Ägypter enthält, der von L. durch eine spätere Publikation noch ergänzt wurde, nämlich durch: "Älteste Texte des Totenbuchs nach Sarkophagen des altägyptischen Reichs im Berliner Museum" (Berl. 1867). Daneben benutzte L. seinen Aufenthalt in Italien zu Forschungen über die etruskische und oskische Sprache, deren Überreste er in den "Inscriptiones umbricae et oscae" mit einem erläuternden Kommentar (Leipz. 1841) herausgab, und zu denen zwei Abhandlungen: "Über die tyrrhenischen Pelasger in Etrurien" und "Über die Verbreitung des italienischen Münzsystems von Etrurien aus" (das. 1842), gehören. In England entwarf er mit Bunsen den Plan zu einem großen historisch-antiquarischen Werk über Ägypten. Die zur Ausführung desselben notwendige Reise nach Ägypten ward auf Humboldts Vorstellung vom König von Preußen genehmigt, und die Expedition, aus deutschen, zum Teil auch englischen Künstlern und Gelehrten bestehend, segelte im Juli 1842 von England ab. Vom Vizekönig Mehemed Ali begünstigt, verweilte sie drei Jahre in Ägypten und erzielte die glücklichsten Resultate. Anfang 1846 kehrte L. über Konstantinopel in die Heimat zurück und wurde zum ordentlichen Professor in Berlin ernannt, 1850 aber zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften erwählt. Er wirkte auch bei der Einrichtung und Ausschmückung des Ägyptischen Museums in Berlin mit; im November 1855 wurde er zum Mitdirektor und 1865 zum Direktor des Ägyptischen Museums ernannt, über dessen Wandgemälde und Altertümer er mehrere erklärende Verzeichnisse veröffentlichte. Von dem großen, auf königliche Kosten herausgegebenen Prachtwerk "Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien" erschienen 12 Bände größten Formats mit 963 Tafeln (Berl. 1849-60). Es ist dieses Corpus inscriptionum eins der größten und kostbarsten Werke, welche je veröffentlicht worden sind, und reichhaltiger und korrekter als die ähnlichen Werke Rosellinis, Leemans' u. a. Nach historischen Gesichtspunkten geordnet, bildet dies Werk die Grundlage aller ägyptischen Altertums- und Sprachenkunde. Zur wissenschaftlichen Behandlung der ägyptischen Geschichte lieferte L. in seiner "Chronologie der Ägypter" (Berl. 1849, Bd. 1) und dem "Königsbuch der alten Ägypter" (das. 1858) wichtige Beiträge. Für das größere Publikum gab er die ebenso unterhaltenden wie belehrenden "Briefe aus Ägypten, Äthiopien und der Halbinsel des Sinai" (Berl. 1852) heraus. Einen bedeutenden Gewinn von L.' Reise hatte endlich auch das Berliner Neue Museum. Seine in Ägypten gemachte Sammlung von Originaldenkmälern und Gipsabgüssen bildet mit der ältern von v. Minutoli, Passalacqua und Drovetti den wertvollsten und wesentlichsten Bestandteil der ägyptischen Abteilung des Museums. Weitere Einzelforschungen legte L. in zahlreichen akademischen Abhandlungen nieder, z. B.: "Über den ersten ägyptischen Götterkreis" (Berl. 1851); "Über einige Ergebnisse der ägyptischen Denkmäler für die Kenntnis der Ptolemäergeschichte" (das. 1853); "Über die 12. ägyptische Königsdynastie" (das. 1853); "Über die Götter der vier Elemente" (das. 1856); "Über die 22. ägyptische Königsdynastie" (das. 1856); "Über die Manethonische Bestimmung des Umfangs der ägyptischen Geschichte"