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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Leuchttierchen; Leuchtturm

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Leuchttierchen - Leuchtturm.

Kohlenstoff in sehr feiner Verteilung ab, gelangt zu lebhaftem Glühen und strahlt Licht aus, verbrennt dann aber im äußern Teil der Flamme zu Kohlensäure. Für praktische Zwecke ist es wichtig, daß die L. rein genug sind, um als letzte Verbrennungsprodukte nur Kohlensäure und Wasser zu geben; auch müssen sie ohne Rückstand verbrennen. Ist beides nicht der Fall, so können derartige Körper doch zur Beleuchtung benutzt werden, indem man sie zunächst bei Abschluß der Luft erhitzt und die auch hierbei entwickelten brennbaren Gase auffängt, wenn nötig, reinigt und aus Röhren mit entsprechenden Brennern zur Verbrennung ausströmen läßt (Leuchtgas). In beiden Fällen entsteht also die Flamme durch Verbrennung von Wasserstoff, Kohlenoxyd und Kohlenwasserstoff; das Verbrennungsprodukt ist Kohlensäure und Wasser, und die Leuchtkraft der Flamme ist in erster Linie abhängig von der Gegenwart schwerer Kohlenwasserstoffe in jenen Gasen. Leichtes Kohlenwasserstoffgas, welches auf 1 Teil Wasserstoff 3 Teile Kohlenstoff enthält, verbrennt mit nicht leuchtender Flamme. Äthylen, Paraffin, Wachs, Stearinsäure geben bei ruhiger Luft eine gut leuchtende, nicht rußende Flamme und enthalten auf 1 Teil Wasserstoff 6 Teile Kohlenstoff. Wachs, Walrat, Stearinsäure geben ein helleres Licht als Talg, weil sie weniger Sauerstoff enthalten. Terpentinöl mit 7,5 Teilen, Benzol mit 12 und Naphthalin mit 15 Teilen Kohlenstoff auf 1 Teil Wasserstoff verbrennen an der Luft mit mehr und mehr rußender Flamme, wenn man nicht künstlich Luft zuführt oder wasserstoffreichere Körper zumischt (z. B. Alkohol zu Terpentinöl). Sie eignen sich aber umgekehrt dazu, der nicht leuchtenden Flamme des leichten Kohlenwasserstoffs Leuchtkraft zu geben (vgl. Leuchtgas). Führt man einer Flamme zu viel Luft zu, oder entzündet man etwa ein Gemisch von Leuchtgas mit Luft, so wird die Leuchtkraft der Flamme geschwächt oder ganz vernichtet. Dies ist zurückzuführen auf die durch die Luft herbeigeführte Abkühlung und Verdünnung der Gase und auf die energische Oxydation des leuchtenden Kohlenstoffs. Dem entsprechend wird die Leuchtkraft wiederhergestellt durch Wärmezufuhr, Erhöhung der Temperatur oder durch Verdünnung des Sauerstoffs mit indifferenten Gasen. Eine Übersicht der L. und der Beleuchtungsarten gibt folgende Zusammenstellung:

A. Der glühende Körper wird von der Flamme selbst geliefert und besteht aus Kohlenstoff.

I. Die Vergasung und Zersetzung erfolgt durch die Flamme selbst.

a) Feste L. (Kerzenbeleuchtung): Talg, Wachs, Walrat, Stearinsäure, Paraffin.

b) Flüssige L. (Lampenbeleuchtung): pflanzliche und tierische Fette, besonders Rüböl, Baumöl, Kokosöl, Walratöl, Thran, Erdöl, Photogen, Solaröl, Schieferöl, Ligroin, Kamphin, Pinolin, Fuselöle, Alkohol für Arbeiten in komprimierter Luft, Schwefelkohlenstoff unter Zuführung von Stickstoffoxyd.

II. Die Vergasung erfolgt getrennt nach Ort und Zeit (Gasbeleuchtung): Steinkohlen, Braunkohlen, Torf, Holz, Mineralöle, Harz, Fette und mancherlei Abfallstoffe.

B. Der glühende Körper wird von der Flamme selbst geliefert, besteht nicht aus Kohlenstoff, Magnesium.

C. Der glühende Körper wird nicht von der Flamme geliefert: Kalklicht (Drummondsches Licht), Platingas etc.

D. Elektrisches Licht.

Die Lichtstärke einer Flamme wird auf photometrischem Weg (s. Photometrie) bestimmt, indem man sie mit einer in ihrer Lichtstärke möglichst konstanten Lichtquelle vergleicht. Zugleich ermittelt man den Konsum an Leuchtmaterial und erhält dann als Produkt aus Lichtstärke (H) und Stoffverbrauch (G) in einer bestimmten Zeit die Leuchtkraft (L). Letztere steht in geradem Verhältnis zur Lichtstärke (H), dagegen im umgekehrten zum Stoffverbrauch (G), und es ist mithin L = (H/G). Bezieht man die Leuchtkraft auf gleiche Kosten, so erhält man den Leuchtwert. Hat man z. B. für zwei L. A und B die Intensität H zu 1 und 3 und den Konsum G zu 12 und 30 g pro Stunde gefunden, so verhält sich die Leuchtkraft L von A:B = 1/12:1/30 = 1:1,2. Kosten nun 100 g von A 20 Pf. und 100 g von B 15 Pf., so betragen die Beleuchtungskosten pro Stunde, ohne Rücksicht auf die Lichtstärke, für A (20.12)/(100) = 2,4 und für B. (30.15)/(100) = 4,5 Pf. Um die Beleuchtungskosten auf gleiche Lichteffekte zurückzuführen, braucht man die vorher erhaltenen Zahlen nur durch die Lichtstärke zu dividieren und erhält dann für A (2,4/1) = 2,4, für B (4,5/1,2) = 3,75 Pf.

Da die bei gleichen Kosten hervorgebrachten Lichtmengen, also der Leuchtwert, sich umgekehrt verhalten wie die Beleuchtungskosten bei gleichen Effekten, so ist der Leuchtwert für B, wenn man den für A = 1 setzt, 2,4:3,7 = X:1 und X = 0,64 Pf.

Vergleichende Zusammenstellung der Leuchtkraft der wichtigsten Leuchtstoffe.

Leuchtstoffe Verbrauch in der Stunde Gramm Lichtstärke 1 Wachskerze = 100 Helligkeit von 10 g Material Leuchtkraft, Wachskerze = 100

Wachs 9,02 102,0 111,02 100

Stearinsäure 9,94 95,5 96,03 84

Walrat 8,87 108,3 123,17 108

Talg 8,87 90,25 101,70 90

Paraffin I. Qual. 8,83 - 189,87 83

" II. " 8,49 - 94,69 123

Rüböl (Federlampe) 40,69 69,4 170,07 159

" (Küchenlampe) 7,33 45,67 62,30 55

Photogen 20,02 - 149,03 131

Solaröl 26,82 - 225,64 199

Erdöl 15,60 - 174,40 180

" 8,90 - 186,10 195

Eine andre Zusammenstellung gab Marx:

Leuchtstoffe Verbrauch in der Stunde Kosten für die Stunde Pfge. Lichtstärke in Kerzen Kosten des Lichte einer Kerze in der Stde. Pfge.

Normalwachskerze 7,75 g 4,44 1,0 4,44

Stearinkerze (4 aufs Pfund) 9,50 g 2,31 0,9 2,55

Stearinkerze (5 aufs Pfund) 9,95 g 2,43 1,0 2,43

Paraffinkerze 7,20 g 4,71 1,1 4,26

Amerikan. Erdöl 15,10 g 1,83 3,2 0,57

Photogen 14,30 g 2,04 3,0 0,69

Schieferöl 14,50 g 1,74 3,0 0,57

Rüböl 19,90 g 2,28 2,8 0,81

Leuchtgas bei 21 mm Druck 127,55 L. 4,86 6,0 0,81

Leuchtgas bei 8 mm Druck 127,35 L. 4,86 10,0 0,48

Vgl. Strott, Über Leuchtmaterialien (Holzminden 1880); Fischer, Chemische Technologie der Brennstoffe (Braunschw. 1880).

Leuchttierchen, s. Meerleuchten.

Leuchtturm (hierzu Tafel "Leuchttürme"), ein an gefährlichen Küstenpunkten für die Schiffahrt errichtetes Gebäude als Träger eines Feuers (Lichts), welches nachts und an trüben Tagen dem Schiffer