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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Linsensteine; Linth; Linton; Linum; Linz

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Linsensteine - Linz.

ordentlicher Professor der Theologie wurde, nachdem eine Berufung nach Bonn 1871 an dem Widerstand des Erzbischofs von Köln, Paulus Melchers, gescheitert war. Unter seinen Schriften sind zu erwähnen: "Michael Baius" (Tübing. 1867); "Der ethische Charakter der Lehre Meister Eckhardts" (das. 1873); "Konrad Summenhard" (das. 1877); "Lehrbuch der Moraltheologie" (das. 1878).

Linsensteine, s. Nummuliten.

Linth, der Oberlauf der Limmat (s. d.). Früher mündete sie nicht in den Walensee selbst, sondern in dessen trägen Abfluß Maag, welchem der ungestüme Bergstrom all seinen Schlamm und sein Geschiebe zuführte. Dadurch erhöhte sich das Bett der L. immer mehr, so daß der Abfluß der Gewässer gehindert und die Gegend von Wesen fast ganz unter Wasser gesetzt wurde. Die L.-Maag irrte in Schlangenwindungen weiter und verwandelte die Gegend weithin in Sumpf. Der notwendige Kanalbau wurde auf Grund der Vorarbeiten von Joh. Konrad Escher von Zürich 1807 begonnen. Zunächst sollte die L. in den Walensee geleitet, dann aber auch die Maag-L. bis in den Zürichsee tiefer gelegt, in gerade Richtung gebracht und durch starke Dämme gesichert werden. Der Molliser oder Escher-Kanal, 8. Mai 1811 vollendet, ist 6,17 km lang und führt die gefährlichen Geschiebe in den Walensee; der Linthkanal ist 20,15 km lang und verbindet den Walensee mit dem obern Zürichsee. Es wurden 10,000 Hektar Land gewonnen; die Kosten beliefen sich auf 1,400,000 Fr. In Anerkennung der großen Verdienste Eschers verlieh der Große Rat von Zürich ihm und seinen Nachkommen den Namenszusatz "von der Linth" (s. Escher von der Linth). Am linken Ufer des Linthkanals liegt die Linthkolonie, seit 1819 eine landwirtschaftliche Armenschule. Am 25. und 26. Sept. 1799 kämpften 10,000 Franzosen unter Soult, welche die L. forcierten, gegen 8000 Österreicher unter Hotze, welcher bei Schännis fiel.

Linton (spr. linnt'n), 1) William James, engl. Illustrator, geb. 1812 bei London, bildete sich unter dem Kupferstecher Bonner aus, widmete sich aber dann der Illustration und dem Holzschnitt, den er zu großer Leistungsfähigkeit entwickelte. 1846 u. 1847 illustrierte er die Geschichte der Holzschneidekunst für die "Illustrated London News", 1860 die "Werke verstorbener britischer Maler" für die "Art-Union", 1864 das von seiner Gattin verfaßte Buch "The lake country", 1869 Hollands Gedicht "Kathrina", 1877 Bryants "Flood of years" und 1878 dessen "Thanatopsis". 1867 zog er nach den Vereinigten Staaten, lebte einige Jahre in New York und ließ sich zuletzt in New Haven (Connecticut) nieder, wo er ein großes Institut für Holzschneidekunst begründete, welches einen bedeutenden Einfluß auf die virtuose Ausbildung der nordamerikanischen Xylographie im malerischen Sinn übte. Er malt auch in Aquarell und ist auch als Schriftsteller thätig. Er gab heraus: "Clarible, and other poems" (1865); "Practical hints on wood-engraving" (1879); "History of wood-engraving in America" (1882); "Wood-engraving, a manual of instruction" (1884); das Leben des englischen Publizisten Thomas Paine u. a.

2) Elizabeth, geborne Lynn, engl. Schriftstellerin, geb. 10. Febr. 1822 zu Derwentwater in Cumberland, seit 1858 Gattin des vorigen, lebt in London. Sie hat sich viel in Italien aufgehalten und dort eng an den Dichter Landor (s. d.) angeschlossen, dessen litterarische Adoptivtochter sie sich nennt. Der erste ihrer zahlreichen Romane war: "Azeth the Egyptian" (1846), dem "Amymome, a romance of the days of Pericles" (1848) folgte. Mit ihrem nächsten Buch: "Realities of modern life" (1851), wandte sie sich der Darstellung moderner Verhältnisse zu. Es erschienen weiterhin: "Witch stories" (1861) und "The lake country", eine von ihrem Gatten illustrierte Beschreibung der englischen Seen (1864); sodann eine Reihe von Romanen, darunter "The true history of Joshua Davidson" (1872, 6. Aufl. 1874), den sie selbst für ihre bedeutendste Arbeit hält, sowie "Jone" (1883) und "Christopher Kirkland" (1885), ihre letzten Werke. Aufsehen erregte ihre Schrift "The girl of the period, and other social essays" (1883, 2 Bde.), deren Titel in England für einen gewissen Typus sprichwörtlich geworden ist. In Bezug auf die Frauenrechte war sie schon früher in dem Buch "Ourselves. Essays on women" (1867 u. öfter) den Übertreibungen mancher Vorfechterinnen entgegengetreten. Für das "Morning Chronicle" schrieb sie die Leitartikel über den Zustand der Armen.

Linum L., Pflanzengattung, s. Flachs.

Linum, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Osthavelland, an der Südseite des Rhinluchs, hat eine Pfarrkirche, bedeutende Torfgräberei, deren Produkt durch den Ruppiner Kanal nach Berlin geführt wird, und (1885) 1667 evang. Einwohner. In der Nähe bei dem Dorf Hakenberg das Denkmal zur Erinnerung an den Sieg des Großen Kurfürsten über die Schweden bei Fehrbellin 1675.

Linz, 1) Hauptstadt des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, 348 m ü. M., am rechten Ufer der Donau, im fruchtbaren Linzer Becken gelegen, nimmt als Handelsplatz wegen seiner günstigen Lage am Strom und an der Mündung der schiffbaren Traun sowie als Eisenbahnknotenpunkt bedeutenden Aufschwung. Es hat zwei Vorstädte und ist durch eine 238 m lange, auf sechs Granitpfeilern ruhende eiserne Brücke mit dem gegenüberliegenden Urfahr (s. d.) verbunden. Unter den Plätzen sind bemerkenswert: der große Franz Josephs-Platz mit einer Dreifaltigkeitssäule (1720 errichtet) und die schöne, mit Platanen besetzte, vom Theater, der Reitschule, dem Redoutengebäude und dem Landhaus umgebene Promenade. Unter den Gebäuden sind zu erwähnen: die alte, 1670 erbaute Domkirche, der neue, im Bau befindliche gotische Dom, die Stadtpfarrkirche (1286 gegründet, 1822 renoviert), die Matthias- oder Kapuzinerkirche (mit dem Grabmal Montecuccolis), die protestantische Kirche (1844 erbaut), das Schloß (gegenwärtig Kaserne), die bischöfliche Residenz, das Landhaus, das Rathaus, das Landestheater, das Museum, mehrere Schulgebäude. L. ist der Sitz der Statthalterei, einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung, da L. selbst eine Stadt mit eignem Statut ist), eines Landesgerichts, einer Finanzdirektion, einer Post- und einer Eisenbahnbetriebsdirektion, des dritten Truppen-Divisionskommandos sowie des oberösterreichischen Landtags und eines Bischofs. An wissenschaftlichen Anstalten besitzt L.: ein bischöfliches Seminar mit der theologischen Diözesanlehranstalt, ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine Bildungsanstalt für Lehrer und Lehrerinnen, eine Handelsakademie, gewerbliche Fortbildungsschule, Hebammenlehranstalt, ein Taubstummen- und Blindeninstitut, das Landesmuseum Francisco-Carolinum, endlich eine

^[Abb.: Wappen von Linz.]