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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lobenstein; Lobkowitz; Lobmeyr; Lob-Nor; Lobon de Salazar; Lobos

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Lobenstein - Lobos.

Poesie von Klopstock bis zu Goethes Tod" (Braunschw. 1856-58, 2 Bde.; 3. Bd., hrsg. von Koberstein, 1865) und die anonymen "Historischen Briefe" (Frankf. 1861) gegen die Fortschritte des ultramontanen Katholizismus. Vgl. Bernhardt und Noorden, Zur Würdigung Löbells (Braunschw. 1864).

Lobenstein, Stadt im Fürstentum Reuß j. L., früher Haupt- und Residenzstadt der Linie Reuß-Lobenstein-Ebersdorf, in schöner Lage an der Lemnitz und der Linie L.-Göttengrün der Sächsischen Staatsbahn, 471 m ü. M., hat eine ansehnliche Kirche, ein fürstliches Schloß mit Park, eine Schloßruine, ein Amtsgericht, ein Bergamt, ein Stahlbad mit vorzüglichen Einrichtungen (1886: 304 Kurgäste), ein Zuchthaus, Wollspinnerei, Bierbrauerei, Zigarren- und Schiefertafelfabrikation und (1885) 2673 meist evang. Einwohner. In der Nähe Lemnitzhammer mit großer Holzwarenfabrik und der Heinrichstein mit schöner Aussicht.

Lobkowitz, altes böhm. Geschlecht, welches früher Ujezd hieß, sich aber im 15. Jahrh. nach dem Schloß L. benannte. 1440 teilte es sich in die Popelsche und die Hassensteinsche Nebenlinie, welch letztere 1789 erlosch. Erstere zerfiel wieder in die Bilinsche, die 1722 erlosch, und die Linie zu Chlumetz, welche von Kaiser Maximilian II. die Reichsfürstenwürde erhielt. 1715 spaltete sich das Geschlecht wieder in eine ältere und eine jüngere Linie, welche beide seit 1807 den Titel eines Herzogs von Raudnitz und Fürsten von L. führen. Beide Linien sind katholisch. Das gegenwärtige Oberhaupt der ältern Linie ist Fürst Moritz, geb. 2. Juni 1831, Obersterblandschatzmeister des Königreichs Böhmen und erblicher Reichsrat in Österreich, das der jüngern Linie Fürst Georg Christian Franz, geb. 14. Mai 1835. Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:

1) Boguslaw ^[richtig: Bohuslaw], aus der Linie Hassenstein, geb. 1462, war einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit und machte sich um die böhmische Litteratur und Kultur verdient; starb 11. Nov. 1510. Eine Auswahl seiner Oden, Elegien und Briefe lieferte Winaricky (Prag 1832). Vgl. Cornova, Der große Böhme Bohuslaw L. (Prag 1808).

2) Wenzel Eusebius, Fürst von, einflußreicher Minister Kaiser Leopolds I., aus der Chlumetzer Linie, geb. 20. Jan. 1609, diente während des Dreißigjährigen Kriegs in der kaiserlichen Armee, wurde 1640 Feldzeugmeister, 1647 Feldmarschall, 1652 Hofkriegsratspräsident, betrieb 1658 mit Erfolg Leopolds I. Kaiserwahl und ward 1669 nach dem Sturz Auerspergs erster Geheimrat u. leitender Minister. Sein Ideal war Ludwig XIV., mit dem er daher auch den Frieden aufrecht zu erhalten suchte; nach dessen Muster wollte er eine absolute kaiserliche Gewalt in Österreich aufrichten. Mit blutiger Strenge unterdrückte er 1670 den Aufstand in Ungarn und gehörte zu der maßgebenden Hofpartei, welche dann die Verfassung Ungarns aufheben wollte. Weil er aber, auch nachdem wider seinen Willen 1672 der Krieg mit Frankreich begonnen hatte, noch im französischen Interesse wirkte, auch über den Kaiser sich verächtlich äußerte, wurde er durch seine zahlreichen Gegner, zu denen auch die Kaiserin Claudia Felicitas gehörte, des Hochverrats angeklagt (13. Okt. 1673) und 17. Okt. 1674 nach Raudnitz verwiesen, wo er 22. April 1677 starb. Vgl. A. Wolf, Fürst W. L. (Wien 1869).

3) Johann Georg Christian, Fürst von, österreich. General, geb. 10. Aug. 1686, trat 1707 in das kaiserliche Heer, wurde 1732 Gouverneur von Sizilien, 1733 Feldmarschallleutnant, schloß 1733 die Kapitulation von Messina und wurde 1739 Generalgouverneur von Siebenbürgen. Im österreichischen Erbfolgekrieg befehligte er ein Armeekorps in Böhmen, unterlag aber 1742 gegen die überlegenen Streitkräfte der Marschälle Broglie und Belleisle bei Sahay. In Vereinigung mit dem Prinzen Karl warf er die Franzosen im Juni über die Moldau zurück bis nach Braunau und schloß Belleisle mit 16,000 Franzosen in Prag ein; doch gelang es diesem, da L. nur über 20,000 Mann zu verfügen hatte, in der Nacht des 16. Dez. mit 12,000 Mann nach Eger abzuziehen. Der Rest der Besatzung ergab sich 2. Jan. 1743. In demselben Jahr stand L. bei der Armee in Italien und vertrieb die Spanier aus Rimini, im August 1746 ward er zur Armee nach Deutschland berufen. Er starb 4. Okt. 1755 in Wien.

4) August Longin, Fürst von L., Herzog zu Raudnitz, geb. 15. März 1797, wurde 1826, nachdem er mehrere Stellen in Böhmen verwaltet, Gouverneur des Königreichs Galizien und erwarb sich um dieses namhafte Verdienste durch Förderung seiner geistigen und materiellen Interessen. Wegen der Schonung, die er 1831 den nach Galizien geflüchteten Polen zu teil werden ließ, 1832 abberufen, ward er zum Hofkanzler und 1834 zum Präsidenten des Münz- und Bergwesens ernannt. Das neue Münzgebäude in Wien verdankt ihm seine musterhafte Einrichtung. L. starb 17. März 1842 in Wien.

Lobmeyr, Ludwig, Industrieller, geb. 2. Aug. 1829 zu Wien, übernahm nach dem Tod seines Vaters 1855 mit seinem Bruder Joseph das Glasgeschäft, welches der Vater 1824 in Wien begründet und mit zwei Glasfabriken in Slawonien und einer Glasraffinerie in Haida verbunden hatte. Durch den Besuch des Polytechnikums und der Kunstakademie zu größerer künstlerischer Ausbildung gelangt, unternahm er es, die böhmische Glasindustrie, namentlich in künstlerischer Beziehung, wieder zu heben. Er selbst arbeitete als geschickter und phantasievoller Zeichner, erhielt aber auch Arbeiten von den hervorragendsten Künstlern Wiens und wurde in technischer Hinsicht durch seinen Schwager, den Glasfabrikanten Kralik in Adolf bei Winterberg (Böhmen), nachhaltig unterstützt. Er warf sich zunächst auf die feinere und stilgerechte Ausbildung der Formen des Kristallglases u. sah sich namentlich auch durch die Gründung des Österreichischen Museums so sehr gefördert, daß er bereits 1867 auf der Pariser Ausstellung alle Konkurrenten durch die Schönheit u. Eleganz der Formen seiner Kristallgläser, Lüster etc. übertraf. Nach dem Tod seines Bruders 1864 in den alleinigen Besitz des Geschäfts gelangt, bemühte er sich nunmehr um die bessere Ausnutzung der großen koloristischen Reize des Glases und erzielte auch hier glänzende Erfolge. Mit A. Ilg gab er "Geschichte der Glasindustrie" (Stuttg. 1874) heraus. 1874 wurde L. zum Kurator des Österreichischen Museums ernannt, nachdem er früher schon zum Aufsichtsrat der kunstgewerblichen Schulen des Handelsministeriums berufen worden. Er ist auch Verwaltungsrat der Wiener Handelsakademie.

Lob-Nor (Lop-Nor), großer See in Zentralasien, am Südostrand der Wüste des Gobi und dem Fuß des Nordabhangs des Altyntag, in welchem der Tarimfluß sich ausbreitet und endet, besteht aus zwei getrennten Becken, dem kleinern Kara Buran und dem größern Kara Kurtschin, dem eigentlichen L.

Lobon de Salazar, Pseudonym, s. Isla.

Lobos, 1) zwei kleine Guanoinseln an der Küste von Peru, L. de tierra, 6° 35' südl. Br., 25 km vom Festland, L. de afuera, 60 km weiter südlich. Die Inseln