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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Löbe; Lobeck; Lobeda; Löbejün; Lobelia; Lobeliaceen; Löbell

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Löbe - Löbell.

Kompositionslehre" (4. Aufl., das. 1882); "Konsonanzen und Dissonanzen", Aufsätze (das. 1869).

2) Theodor, Schauspieler, geb. 8. März 1833 zu Ratibor, versuchte sich in Liegnitz zuerst auf der Bühne und kam nach einigen Wanderjahren nach Berlin, wohin er auch aus einem seinen Ruf begründenden Engagement in Leipzig zurückkehrte. Von 1858 an gehörte er dem deutschen Hoftheater in Petersburg an, bis er 1866 die Direktion des Stadttheaters zu Breslau übernahm. Um sich gänzlich den direktorialen Pflichten unterziehen zu können, entsagte er der Bühne als Darsteller, nahm 1868 auch das von ihm begründete sogen. Lobe-Theater unter seine Leitung und führte beide Bühnen vereint, bis er 1870 die Direktion beider niederlegte und 1871 einem Ruf Laubes als Charakterdarsteller an das neubegründete Wiener Stadttheater folgte, dem er bis 1880 angehörte. In diesem Jahr wurde er für das Stadttheater in Frankfurt a. M. engagiert und 1887, nachdem er seit 1885 nur gastiert hatte, als Regisseur und Schauspieler für das Thaliatheater in Hamburg gewonnen. Erst in Wien war L., der bis dahin meist komische Charakterrollen gespielt hatte, in das Fach der ernsten übergegangen, in welchem Rollen wie Richard III., Shylock, Marinelli, Philipp II., Jago, Mephistopheles, Lear etc. zu seinen Hauptleistungen gehören.

Löbe, William, landwirtschaftl. Schriftsteller, geb. 28. März 1815 zu Treben (Sachsen-Altenburg), administrierte 1838 das Rittergut Schwarzbach, pachtete hierauf die Güter Reschwitz-Obernitz bei Saalfeld, wo er mit v. Pfaffenrath die "Landwirtschaftliche Dorfzeitung" gründete (die jetzt als "Illustrierte landwirtschaftliche Zeitung" erscheint), und siedelte 1840 nach Leipzig über. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Encyklopädie der gesamten Landwirtschaft" (Leipz. 1850-52, 6 Bde.; Supplement 1860); "Illustriertes Lexikon der gesamten Wirtschaftskunde" (das. 1853-55, 4 Bde.); "Handbuch der rationellen Landwirtschaft" (6. Aufl., Weim. 1884); "Anleitung zum rationellen Anbau der Handelsgewächse" (Stuttg. 1868-70, 7 Tle.) und desgleichen über Getreidearten (Leipz. 1865); "Der landwirtschaftliche Futterbau" (2. Aufl., Berl. 1877); "Die Ernährung der landwirtschaftlichen Haustiere" (4. Aufl., Stuttg. 1885); "Handlexikon der gesamten Landwirtschaft" (das. 1877-78, 2 Bde.) u. a.

Lobeck, Christian August, ausgezeichneter Philolog, geb. 5. Juni 1781 zu Naumburg, daselbst vorgebildet, studierte seit 1797 in Jena und Leipzig Theologie, dann Philologie, habilitierte sich 1802 in Wittenberg, wurde 1810 außerordentlicher Professor, daneben 1807 Konrektor und 1809 Rektor am Lyceum daselbst, ging 1814 als Professor der alten Litteratur und Beredsamkeit sowie als Direktor des philologischen Seminars nach Königsberg und starb dort 25. Aug. 1860. Er hat sich besonders um die griechische Grammatik hohe Verdienste erworben. Hierher gehören: "Phrynichi sophistae eclogae nominum et verborum atticorum" (Leipz. 1820); "Paralipomena grammaticae graecae" (das. 1837, 2 Bde.); "Pathologiae sermonis graeci prolegomena" (das. 1843); "Rhematicon, sive verborum graecorum et nominum verbalium technologia" (Königsb. 1846); "Pathologiae linguae graecae elementa" (das. 1853-1862, 2 Bde.) sowie die Bearbeitung des 2. Bandes der 2. Auflage von Buttmanns "Ausführlicher griechischer Sprachlehre" (Berl. 1839). Sonst sind berühmt seine Ausgabe von Sophokles' "Aias" (Leipz. 1810; 3. Aufl., Berl. 1866) und das mythologische Werk "Aglaophamus, seu de theologiae mysticae Graecorum causis" (Königsb. 1829, 2 Bde.) Eine Auswahl von Lobecks akademischen Reden veröffentlichte Lehnerdt (Berl. 1865). Vgl. Friedländer, Mitteilungen aus Lobecks Briefwechsel (Leipz. 1861); Lehrs, Populäre Aufsätze aus dem Altertum (2. Aufl., das. 1875).

Lobeda, Stadt im sachsen-weimar. Verwaltungsamtsbezirk II (Apolda), hat (1885) 834 evang. Einwohner. In der Nähe auf einem 390 m hohen Berg die Lobdaburg (im 15. Jahrh. zerstört). Vgl. E. Schmid, Die Lobdeburg (Jena 1840).

Löbejün, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Saalkreis, am Petersberg, hat ein Amtsgericht, eine Zuckerfabrik, Porphyrbrüche und (1885) 3244 evang. Einwohner.

Lobelia L., Gattung aus der Familie der Lobeliaceen, ein- oder mehrjährige Kräuter oder Halbsträucher, selten Sträucher, von sehr verschiedenem Habitus, mit abwechselnden Blättern, einzeln achselständigen, häufig terminale Trauben bildenden Blüten, gespaltener Blumenröhre und zweiklappiger Kapsel. Fast 200 weit zerstreute Arten. L. inflata L. (Indian Tobacco), einjährig, mit 30-60 cm hohem Stengel, kerbig gesägten Blättern, von denen die untern länglich stumpf, die obern eiförmig spitz sind, kleinen, blaßblauen Blüten in Trauben und verkehrt eiförmiger, aufgeblasener Kapsel, wächst in Nordamerika von Kanada bis Carolina und zum Mississippi und wird auch bei uns kultiviert. Das offizinelle Kraut ist stark milchend, schmeckt anfangs mild, hintennach scharf, an Tabak erinnernd; es enthält ein flüchtiges, flüssiges Alkaloid, Lobelin, und einen scharfen Stoff, Lobelacrin. Die L. gehört zu den scharf narkotischen Mitteln, wirkt jedoch milder als Tabaksblätter; sie erregt Erbrechen, wirkt abführend, schweißtreibend, krampfstillend und reizmildernd; man benutzt sie bei Asthma, Krupp, Diphtheritis und Keuchhusten. Andre Arten und besonders die einjährige L. Erinus L. vom Kap werden als Zierpflanzen kultiviert, letztere Art in zahlreichen Varietäten insbesondere zu Teppichbeeten. Die rot blühenden Stauden, wie L. fulgens Willd. und L. splendens Willd. aus Mexiko und L. cardinalis L. aus Carolina, müssen im Kalthaus überwintert werden.

Lobeliaceen, dikotyle, etwa 480 Arten umfassende, in der gemäßigten und warmen Zone einheimische Familie aus der Ordnung der Kampanulinen unter den Sympetalen, die sich von den zunächst verwandten Kampanulaceen durch zygomorphe, infolge einer Blütenstieldrehung umgewendete Blüten und oberwärts verwachsene Staubgefäße unterscheidet.

Löbell, Johann Wilhelm, namhafter Historiker, geb. 15. Sept. 1786 zu Berlin, studierte in Heidelberg und Berlin besonders Philologie unter Wolf und Böckh, wurde während der Befreiungskriege im Büreau für die Organisation der Landwehr beschäftigt, wurde Lehrer der Geschichte an der Kriegsschule zu Breslau und 1823 an der Kadettenanstalt seiner Vaterstadt, 1829 außerordentlicher und 1831 ordentlicher Professor der Geschichte in Bonn. 1852 ward er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Er starb 12. Juli 1863 in Bonn. Außer einer neuen Bearbeitung der Beckerschen "Weltgeschichte" (7. Aufl., Berl. 1836-38, 14 Bde.) sind von seinen Werken hervorzuheben: "Gregor von Tours und seine Zeit" (Leipz. 1839, 2. Aufl. 1868); "Weltgeschichte in Umrissen und Ausführungen" (das. 1846), ein vortreffliches Werk, von dem jedoch nur der 1. Band erschien; "Grundzüge einer Methodik des geschichtlichen Unterrichts" (das. 1847); "Entwickelung der deutschen