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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Löwe

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Löwe (Sternbild) - Löwe (Personenname).

Löwe (Leo), in der Astronomie das fünfte Zeichen des Tierkreises (☊ ^[richtig: ♌]); auch Sternbild zwischen 138 und 177½° Geradaufsteigung sowie 32° nördlicher und 3° südlicher Deklination, in welchem Heis 161 mit bloßem Auge sichtbare Sterne verzeichnet, darunter einen erster Größe (Regulus), 3 zweiter, 4 dritter und einen zwischen fünfter und elfter Größe veränderlichen. Das Sternbild ist dadurch merkwürdig, daß es den Ausstreuungspunkt der Novembersternschnuppen (s. Sternschnuppen) enthält, die deshalb auch Leoniden heißen. Der kleine L. ist ein weniger umfangreiches Sternbild über Kopf und Nacken des Löwen, von 140½-164° Rektaszension und 42-26½ nördlicher Deklination, mit 40 dem bloßen Auge sichtbaren Sternen von der vierten Größe an abwärts, darunter einem von sechster bis unter elfter Größe veränderlichen.

Löwe, 1) Name einer vielverzweigten Schauspielerfamilie, deren Stammvater Johann Karl (geb. 1731 zu Dresden) nebst seiner Frau Katharina Magdalena Ling (geb. 1745) bei verschiedenen Truppen (unter anderm in Berlin) angestellt war, längere Zeit auch die Direktion des Hoftheaters in Schwedt führte und 1807 in Lübeck starb. Er glänzte in komischen, seine Frau besonders in Soubrettenrollen. - Sein Sohn Johann Heinrich, geb. 1766 zu Berlin, wurde 1799 Konzertmeister in Bremen, später Musikdirektor und machte sich auch als Komponist und Violinvirtuose bekannt. 1815 zog er nach Bromberg und starb nach 1835. - Dessen Bruder Friedrich August Leopold, geb. 1767 zu Schwedt, gest. 1816 als Theaterdirektor in Lübeck, war ein tüchtiger Sänger und Schauspieler; seine Operette "Die Insel der Verführung" fand allgemeinen Beifall. - Dessen Sohn Ferdinand, geb. 1787 zu Mansfeld, wirkte nacheinander an den Bühnen zu Magdeburg, Braunschweig, Düsseldorf, Kassel, Leipzig, Mannheim und Frankfurt und war namentlich als Held im Trauerspiel ausgezeichnet; er starb 13. Mai 1832 in Wien. - Seine Tochter Johanna Sophie, eine der berühmtesten Sängerinnen Deutschlands, geb. 24. März 1815 zu Oldenburg, bildete sich seit 1831 in Wien unter Ciccimara und trat 1832 mit solchem Glück im Kärntnerthortheater auf, daß sie alsbald engagiert wurde. Eine Gastspielreise in Norddeutschland hatte 1837 ihr Engagement an der Berliner Hofbühne zur Folge. Nach mehreren Kunstreisen nach England, Frankreich und Italien vermählte sie sich 1848 mit dem k. k. Feldmarschallleutnant Fürsten Friedrich von Liechtenstein; sie starb 29. Nov. 1866 in Pest. Mit vollendeter Gesangskunst vereinigte sie ein fein nüanciertes, geistreiches Spiel. Ihr Organ war weniger imposant als voll und gediegen. Mit gleicher Virtuosität war sie in der deutschen, italienischen und französischen Schule heimisch. - Ihr Bruder Franz Ludwig Feodor, geb. 5. Juli 1816 zu Kassel, wirkte erst an den Bühnen zu Hamburg und Frankfurt, seit 1841 an der Hofbühne zu Stuttgart, wo er noch gegenwärtig thätig ist und sich namentlich auch als Regisseur Ruf erworben hat. Er reiht sich den tüchtigsten Künstlern seiner Zeit würdig an; insbesondere gelten sein Hamlet, sein Leicester (in "Maria Stuart", sein Faust, Bolingbroke und Karl Moor für vollendete Kunstleistungen. Auch hat L. durch Schwung und Formschönheit ausgezeichnete "Gedichte" (Stuttg. 1854, 2. Aufl. 1860), "Neue Gedichte" (das. 1875) sowie Freimaurerdichtungen: "Den Brüdern" (2. Aufl., Leipz. 1874), "Aus eigner Werkstatt" (Stuttg. 1881), "Zwischen den drei Säulen" (das. 1884) u. a. veröffentlicht. - Seine jüngere Schwester, Lila, geb. 1817, betrat die Bühne 1833 in Mannheim mit dem besten Erfolg, war erst hier, später und bis 1844 in Petersburg engagiert und entfaltete im Fach der naiven jugendlichen Liebhaberinnen ein schönes Talent, verließ aber das Theater seit ihrer Vermählung mit dem livländischen Freiherrn von Küster. - Julie Sophie, Tochter von Friedrich August Leopold L., geb. 1786, war bis 1809 Mitglied des Petersburger deutschen Theaters, kam später nach Prag, 1812 an das Theater an der Wien und war von 1813 bis 1842 eine Zierde des Hofburgtheaters in Wien, namentlich im höhern Lustspiel und Konversationsstück; sie starb 11. Sept. 1852 daselbst. - Ihr Bruder Johann Daniel Ludwig, der berühmteste unter den männlichen Sprossen der Familie, geb. 29. Jan. 1795 zu Rinteln, trat 1808 in die Kindergesellschaft des Direktors Nuth ein, wirkte 1811-19 in Prag erst im Fach der niedern Komik, trat später auch in Liebhaber- und Heldenrollen auf und folgte 1821 einem Ruf an die Hofbühne zu Kassel, 1826 einem solchen an das Hofburgtheater zu Wien, an dem er 1838 Regisseur, später Ehrenmitglied wurde. Er starb 7. März 1871 daselbst. L. hat auf fast allen bedeutenden Bühnen gastiert und überall mit gleichem Beifall. Ausgezeichnetes leistete er namentlich in Rollen, welche ein psychologisches Studium bedingen. Im Lustspiel glänzte er durch feinen, ungezwungenen Ton, liebenswürdigen Humor und die Sicherheit, mit der er den gesellschaftlichen Anstand behauptete. - Auch seine Tochter Anna (Nina), geb. 1821 zu Kassel, war eine geschätzte Schauspielerin im Fach der jugendlichen Liebhaberinnen und in hochtragischen Rollen. Sie hatte 1833 am Hofburgtheater debütiert, gehörte demselben bis 1849 als Mitglied an und war darauf in Lemberg engagiert, wo sie später einen Grafen Potocki heiratete und 27. April 1884 starb.

2) Karl, Balladenkomponist, geb. 30. Nov. 1796 zu Löbejün bei Halle, besuchte das Gymnasium zu Halle, daneben Türcks musikalischen Unterricht genießend, und studierte dann daselbst Theologie. Aus dieser Zeit, während welcher er seine Mußestunden ausschließlich der Musik widmete, stammen einige seiner schönsten Balladen, z. B. "Der Erlkönig". 1822 wurde er Kantor und Lehrer am Gymnasium zu Stettin und später Musikdirektor an der Jakobikirche daselbst. Seit 1866 in den Ruhestand versetzt, starb er 20. April 1869 in Kiel. Von Löwes zahlreichen Kompositionen sind zunächst seine infolge ihrer leichten Ausführbarkeit und ihres Reichtums an einfachen, eindringlichen Melodien beliebt gewordenen Oratorien: "Die Siebenschläfer", "Gutenberg", "Die Festzeiten", "Die eherne Schlange" und "Die Jünger in Philippi" (beide letztern für Männerstimmen ohne Begleitung) zu nennen. Außerdem schrieb er eine Oper: "Die drei Wünsche", zahlreiche geistliche und weltliche Gesänge für Männer- und gemischten Chor (Psalmen etc.), Sonaten und Charakterstücke für das Piano, Ouvertüren, Streichquartette u. a. Am bedeutendsten und fruchtbarsten aber war er als Komponist von Liedern, namentlich Balladen, von denen sich viele durch Originalität der Erfindung wie durch Feinheit der Charakteristik und Treue des Kolorits auszeichnen. Als Schriftsteller trat L. auf mit einer "Gesanglehre für Gymnasien" (Stett. 1826, 2. Aufl. 1828) und mit einem Kommentar zum zweiten Teil von Goethes "Faust" (Berl. 1834). Seine "Selbstbiographie" wurde von Bitter (Berl. 1870) herausgegeben. Vgl. Runze, Karl L. (Leipz. 1884); Wellmer, Karl L., ein deutscher Tonmeister (das. 1886).

3) Wilhelm, deutscher Politiker (L.-Kalbe), geb.