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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lowell; Löwen

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Lowell - Löwen.

14. Nov. 1814 zu Olvenstedt bei Magdeburg, studierte in Halle Medizin, ließ sich in Kalbe als Arzt nieder und ward 1848 hier in das Frankfurter Parlament gewählt, in welchem er zur demokratischen Linken gehörte. 1849 wurde er zum ersten Vizepräsidenten, bei der Übersiedelung nach Stuttgart zum Präsidenten erwählt. Er ward hierauf, wie alle Teilnehmer an den Stuttgarter Beschlüssen, angeklagt, allein in zwei Instanzen freigesprochen. Erst das Obertribunal fand L. lebenslänglicher Zuchthausstrafe schuldig. L. lebte inzwischen in der Schweiz, in London und acht Jahre lang in New York, wo er die ärztliche Praxis ausübte, bis ihm der Amnestieerlaß vom 12. Jan. 1861 die Rückkehr ermöglichte. 1863 trat er für den Kreis Bochum-Dortmund in das Abgeordnetenhaus ein, wo er sich der Fortschrittspartei anschloß und durch schwungvolle Beredsamkeit sich hervorthat. Auch dem Sechsunddreißiger-Ausschuß gehörte er an. Während er sich 1867 für das Abgeordnetenhaus in Berlin wählen ließ, nahm er für den norddeutschen Reichstag die Wahl in Bochum an, das er auch im deutschen Reichstag 1871-81 vertrat. Auch hier gehörte er zur Fortschrittspartei, schied aber im April 1874 aus derselben aus infolge seiner Abstimmung über das Militärgesetz. 1879 war er ein eifriger Verteidiger des Schutzzolltarifs. Im Abgeordnetenhaus war er von 1871 bis 1875 Vizepräsident; 1876 lehnte er aber eine Wiederwahl ab, da er sich nicht mehr als einen Vertreter seiner frühern Partei betrachten konnte. Er starb 2. Nov. 1886 in Meran.

4) Ludwig, Industrieller, geb. 20. Nov. 1837 zu Heiligenstadt, widmete sich dem Kaufmannsstand, wandte sich aber bald ausschließlich dem Maschinenfach zu und gründete 1864 in Berlin ein Geschäft, in welchem er mit Erfolg den Vertrieb von Arbeitsmaschinen kultivierte. 1870 ging er nach Nordamerika, um den dortigen Maschinenbau zu studieren, und begründete, nach Berlin zurückgekehrt, eine große Fabrik in amerikanischem Stil, in welcher zunächst Nähmaschinen gebaut wurden. Er arbeitete mit amerikanischen Werkzeugmaschinen, die hier zum erstenmal in Deutschland zur Verwendung kamen, und wußte die dem amerikanischen System eignen Vorzüge, namentlich die Erzielung von Präzision bei der Massenfabrikation, in so hohem Maße zur Geltung zu bringen, daß das preußische Kriegsministerium 1871 beschloß, die eigne Waffenfabrikation nach gleichem System einzurichten, zumal die Löwesche Fabrik durch die Bereitwilligkeit zur Anfertigung von 1 Million Visieren Garantien für den Erfolg übernommen hatte. L. baute jetzt auch selbst amerikanische Werkzeugmaschinen der verschiedensten Art und beschäftigte gegen 2000 Arbeiter. Für die russische Regierung übernahm er die Anfertigung ihrer Armeerevolver; nebenbei lieferte er noch zahlreiche Maschinen und Ausrüstungsgegenstände für die preußischen Staats- und für Privatwerkstätten, wie Krupp u. a. Im öffentlichen Leben bethätigte L. eine sehr große Rührigkeit. Seit 1864 gehörte er den Berliner Stadtverordneten an und wirkte hier namentlich für die Entwickelung des Volksschulwesens. 1876 wurde er vom ersten Berliner Wahlkreis ins preußische Abgeordnetenhaus und 1878 in den Reichstag gewählt, in welchem er sich der Fortschrittspartei anschloß. Er starb 11. Sept. 1886 in Berlin.

Lowell (spr. loh-el), Stadt im nordamerikan. Staat Massachusetts, Grafschaft Middlesex, an der Vereinigung von Merrimac und Concord, deren Fälle eine bedeutende Wasserkraft zur Verfügung stellen, hat sich ungemein rasch entwickelt. Noch 1820 zählte sie kaum 200 Einw., 1823 wurde die erste Spinnerei angelegt, und jetzt ist sie ein "amerikanisches Manchester" mit großartigen Baumwollspinnereien (52), Kattundruckereien, Teppichfabriken, Bleichen, Färbereien, Papier-, Glas-, Pulverfabriken und (1885) 64,051 Einw. An Unterrichtsanstalten ist kein Mangel; namentlich erfreut sich die Mechanics Institution, mit großer Bibliothek, lebhafter Teilnahme.

Lowell (spr. loh-el), James Russell, amerikan. Dichter und Kritiker, geb. 22. Febr. 1819 zu Cambridge (Massachusetts), studierte die Rechte, vertauschte aber die Advokatur bald mit der Schriftstellerei, in welcher er sich vielseitig entwickelte. In der Poesie pflegte er die subjektiv empfindende Lyrik ebenso wie die litterarische und politische Satire; in der Prosa wurde er ein ausgezeichneter Kritiker. L. hat wiederholt Europa besucht, mit dessen Litteraturen er sich, schon mit Rücksicht auf die von ihm als Nachfolger Longfellows am Harvard College bekleidete Stellung eines Professors der neuern Litteraturen, eifrig beschäftigte. Außerdem war L. zwischen 1850 und 1870 als Herausgeber des "Atlantic Monthly" und der "North American Review" thätig. Seine erste Veröffentlichung war ein Band Gedichte unter dem Namen: "A year's life" (1841); ein zweiter Band "Poems" folgte 1848 (die gesammelten Gedichte, 7. Aufl. 1857, 2 Bde.), seine spätere Lyrik erschien unter dem Titel: "Under the willows, and other poems" (1868). In der "Fable for critics" beleuchtet er die amerikanischen Schriftsteller in humoristisch-satirischen Versen. Sein berühmtestes Werk sind die "Biglow-papers" (1849 u. 1864, 2 Bde.; neue Ausg. Boston 1885), eine Sammlung politischer Gedichte im Yankeedialekt, die erste und beste Darstellung, welche das Yankeetum gefunden hat. Sie sind vom Standpunkt des Abolitionisten aus gegen die Südstaatenpolitik gerichtet. Die erste Sammlung von 1849 war während des mexikanischen Kriegs, die zweite während des Bürgerkriegs entstanden. Seine kritischen Essays sind gesammelt in: "Among my books" (1870, 2. Serie 1875) und "My study windows" (1871). Eine Ausgabe seiner "Complete works" erschien in 5 Bänden (Boston 1881). Seit 1877 war L. Gesandter in Madrid und 1881-85 am englischen Hof. Vgl. Underwood, James R. L. (Boston 1882).

Löwen, 1) (niederländ. Leuven, franz. Louvain) Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Brabant, am Fluß Dyle und im Kreuzungspunkt der Eisenbahnen nach Brüssel, Mecheln, Turnhout, Lüttich und Charleroi, 28 m ü. M., ist altertümlich gebaut. Die Wälle der Stadt, jetzt zu Spaziergängen umgewandelt, haben an 12 km Umfang; aber ein großer Teil des Raums, den sie umschließen, ist jetzt nicht mit Häusern, sondern mit Gärten und Pflanzungen bedeckt. Die vorzüglichsten Gebäude von L. sind: das 1448-63 von Matthäus Layens im spätgotischen Stil errichtete und 1842 restaurierte Rathaus; die Kirche zu St. Peter (ebenfalls aus dem 15. Jahrh.); die sogen. Hallen, 1317 als Warenniederlage für die Tuchmachergilde erbaut und 1679 der Universität eingeräumt; die Ruinen des im 9. Jahrh. vom König Arnulf erbauten Schlosses, das der Volksglaube dem römischen Imperator Julius Cäsar als Erbauer zuschreibt. Die Bevölkerung zählt (1886) 37,843 Seelen. Die Industrie ist seit dem Mittelalter sehr zurückgegangen, zumal die einst berühmte Tuchfabrikation. Die Stadt hat außerdem nur noch einige Brauereien, Fabrikation von Stärke, Leder, Chemikalien, Papier und Spitzen und treibt Handel mit