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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Meeraloë - Meergötter.

des Meeraals ist wenig schmackhaft, doch wird er eifrig gefangen.

Meeraloë, Pflanzengattung, s. Stratiotes.

Meerane, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Glauchau, an der Linie Gößnitz-Glauchau der Sächs. Staatsbahn, 252 m ü. M., ist ein rasch aufblühender Fabrikort, hat eine alte, neuerdings umgebaute und vergrößerte Kirche und (1885) 22,013 meist evang. Einw. Die bedeutende Industrie bezieht sich auf Fabrikation von wollenen und halbwollenen Damenkleiderstoffen (6 mechanische Webereien mit 1220 Arbeitern), Appretur Färberei und Kammgarnspinnerei, mit Export nach fast allen Ländern Europas, nach Amerika u. dem Orient. M. hat ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, eine Real- und eine Webschule. Vgl. Leopold, Chronik und Beschreibung von M. (Meerane 1863).

^[Abb.: Wappen von Meerane.]

Meeräsche (Mugil Art.), Gattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Harder (Mugilidae), langgestreckte Fische mit platt gedrücktem Kopf, ziemlich großen Schuppen, kleiner Mundspalte, sehr schwacher Bezahnung, zwei durch eine weite Lücke getrennten Rückenflossen, kurz hinter den Brustflossen stehenden Bauchflossen. Die gemeine M. (Mugel, Goldharder, M. cephalus Cuv.) ist 30-60 cm lang, anstatt der Zähne mit steifen Borsten, welche die Mundhöhle wie ein Sieb schließen, silberglänzend, oben bräunlichgrau mit goldglänzenden und himmelblauen Längsstreifen, an den Seiten silberglänzend mit dunklern Längslinien. Der Augenring ist goldgelb, das Auge von einer schleimartigen Haut überzogen; die Flossen sind bräunlichgrau. Die M. findet sich vorzugsweise im Mittelmeer, auch bei Madeira und Westafrika, stets nahe am Strand, erscheint im Frühsommer in großen Scharen in Meeresbuchten und an Flußmündungen, steigt mit der Flut in den Flüssen empor und geht auch in Küstenteiche. Sie nährt sich von faulenden tierischen Stoffen und durchschnattert mit dem Maul den Schlamm am Boden der Gewässer. Angeblich gedeiht sie auch in Süßwasserteichen. Sie wurde schon von den Alten als Leckerbissen geschätzt. Ihr Fleisch ist ungemein zart und fett und wird auch eingesalzen. Aus dem Rogen bereitet man, besonders in der Provence, eine Art Kaviar. Ramado (Grauäsche, M. capito Cuv.), 40-50 cm lang, auf dem Rücken dunkel blaugrau, an den Seiten silberweiß, überall mit schwarzen Längsstreifen, findet sich im Mittelländischen und Atlantischen Meer, auch in der Nordsee, bisweilen selbst in der Ostsee, und wird an den Küsten von Cornwall und Devonshire in großer Menge gefangen.

Meerauge, Bezeichnung der Gebirgsseen in den Karpathen (s. d., S. 557).

Meerbälle, s. Zostera.

Meerbarbe, s. v. w. Seebarbe.

Meerbrasse, s. v. w. Goldbrasse.

Meerbusen, weit ins Land hineinreichende Einbiegung des Meers; vgl. Bai. Ist die Verbindung mit dem offenen Meer nur schmal, so entsteht ein Binnenmeer (s. d.).

Meerdrache (Pegăsus L.), Gattung aus der Ordnung der Hartstrahler (Acanthopteri), früher zu den Lophobranchiern und Physostomen gerechnet, umfaßt sehr auffallend gestaltete Fische, deren Körper ganz mit knöchernen Platten bedeckt ist, welche nur am Schwanz beweglich sind. Die Brustflossen sind groß und flügelartig ausgebreitet, die Bauchflossen klein; auch sind eine Rücken- und Afterflosse und vier blätterige Kiemen vorhanden. P. draco L., mit dickem Rumpf und abgesetztem Schwanz, unterständigem Mund an der weit vorspringenden Schnauze, zwei gezähnelten Leisten auf dem Kopf und rankenförmigen Bauchflossen, ist 8-12 cm lang, bläulich und bewohnt die ostindischen Meere. S. Tafel "Fische I". M. heißt auch ein Fisch aus der Familie der Rochen.

Meerechse (Amblyrrhynchus cristatus Bell.), Eidechse aus der Familie der Leguane, 85 cm lang, mit 53 cm langem Schwanz und bis 12 kg schwer, kräftig gebaut, auf Hals, Nacken, Rücken und Schwanz mit starkem Kamm, auf dem Rücken und besonders auf dem Kopf mit kegelförmig sich erhebenden Schuppen, weicht in der Färbung je nach dem Alter bedeutend ab, im allgemeinen dunkelgrau, gefleckt und punktiert, auf der Unterseite schmutzig gelbbraun, an der Kehle schwarz, am Rückenkamm gelb oder grau und schwarz gebändert. Die M. lebt in großer Zahl auf den Galapagosinseln, stets aber in unmittelbarer Nähe der Küste, schwimmt vortrefflich und nährt sich von Algen. Über ihre Fortpflanzung ist trotz ihrer großen Häufigkeit nichts bekannt.

Meereiche, s. Fucus.

Meereichel (Seepocke, Balanus Lister), Krustaceengattung aus der Ordnung der Rankenfüßer (Cirripedia) und der Familie der Meereicheln (Balanidae), mit der kalkigen oder häutigen Endfläche ihres cylinder- oder kegelförmigen, aus sechs im Kreise stehenden und gegeneinander unbeweglichen Kalkplatten bestehenden Gehäuses auf andern Gegenständen festsitzende Seetiere, welche dieser Kalkschale halber lange zu den Konchylien gerechnet wurden. Die obere Öffnung kann durch eine mit zwei Plattenpaaren versehene Membran geschlossen werden. Von den etwa 50 lebenden Arten ist die Seetulpe (Seeglocke, B. tintinnabulum L.), mit rötlichen, blauen oder schwärzlichen, längs- und quergestreiften Platten, 5-8 cm hoch, findet sich in den Meeren von Madeira bis zum Kap, von Kalifornien bis Peru und siedelt sich in oft wunderbarer Menge an Schiffsböden an. Manche M. schmarotzen auf Walen, z. B. Coronula diadema L. auf dem grönländischen Buckelwal, C. balaenaris L. auf dem Südseeglattwal etc. Dabei kommt jeder Art der Waltiere eine bestimmte Art der Meereicheln zu, und diese nehmen auch ziemlich bestimmte verschiedene Stellen des Körpers ein.

Meerenge (Straße), schmaler Meeresteil, welcher zwei größere Meere miteinander verbindet.

Meerengel, s. Haifische.

Meereskokos, s. Lodoicea.

Meeresleuchten, s. Meer, S. 417.

Meeresmolasse, s. Tertiärformation.

Meeresströmungen, allgemeines darüber s. Meer, S. 414 f.; die Stromsysteme der einzelnen Ozeane finden sich bei diesen beschrieben.

Meergans, s. v. w. Pelikan.

Meergeusen, s. Geusen.

Meergötter, göttliche Wesen, welche die Phantasie der Griechen nach den verschiedenen Erscheinungen, die das Meer darbietet, ausbildete, waren sämtlich dem Poseidon (Neptun) untergeordnet. Hierher gehören: Okeanos und seine Gattin Tethys mit deren weiblichen Nachkommen (Okeaniden); Nereus, dessen Gattin Doris und ihre 50 Töchter (Nereiden); Triton, Poseidons Sohn, und die Tritonen; einzelne Meerdämonen, wie Proteus, Glaukos, Leukothea