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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mozart

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Mozart (Leben).

wert ist noch aus dieser Zeit ein Tedeum, welches der junge Künstler zur Einweihung einer Kirche komponierte und persönlich dirigierte, sowie die zu Wien im Haus des musikliebenden Schuldirektors Mesmer aufgeführte Operette "Bastien und Bastienne". 1769 ward er zum Konzertmeister am salzburgischen Hof ernannt. Anfang 1770 unternahm er mit seinem Vater eine Reise nach Italien, wo er in Bologna, Rom und Neapel neue Triumphe feierte und in Rom eine glänzende Probe seines musikalischen Gedächtnisses ablegte, indem er das "Miserere" von Allegri nach einmaliger Anhörung am Mittwoch der Karwoche niederschrieb. In Mailand, wo er gegen Ende Oktober 1770 anlangte, komponierte er die Oper "Mitridate", welche schon 26. Dez. unter seiner Leitung über die Bühne ging und 20mal hintereinander aufgeführt wurde. Weiter schrieb er für Mailand das Festspiel "Ascanio in Alba" (1771) und kehrte dann, nachdem er noch Venedig und Verona besucht und die bedeutendsten Auszeichnungen, wie den päpstlichen Orden des goldenen Sporns, denselben, dessen Besitz Gluck veranlaßt, sich "Ritter" zu nennen, und die Diplome der philharmonischen Akademien von Bologna und Verona, erhalten hatte, nach Salzburg zurück. Hier komponierte er zur Einführung des neuen Erzbischofs von Salzburg 1772 Metastasios Azione teatrale "Il sogno di Scipione" und begab sich im folgenden Jahr abermals nach Mailand, wo seine Oper "Lucio Silla" zur Aufführung kam. Wieder nach Salzburg zurückgekehrt, vollendete er hier 1774 die komische Oper "La finta giardiniera" und die Festoper "Il re pastore", denen sich im Lauf der folgenden Jahre noch verschiedene Kirchenkompositionen, die Musik zum Drama "Thamos" und die Operette "Zaide" anschlossen. Inzwischen hatte ihm der Mangel an künstlerischer Anregung und die geringschätzige Behandlung des Erzbischofs den Aufenthalt in Salzburg verleidet, und er begab sich 1777 wieder auf Reisen, doch blieben seine Anstrengungen, in München, in Mannheim als Musiklehrer der fürstlichen Kinder oder in Paris eine Anstellung zu erhalten, erfolglos, und enttäuscht kehrte er im Januar 1779 nach Salzburg zurück. Bald darauf zum Hof- und Domorganisten ernannt, wurde ihm auch die Freude zu teil, eine Oper für München schreiben zu dürfen; es war der 1781 dort aufgeführte "Idomeneo", mit welcher Oper M. zum erstenmal von den Wegen der italienischen Oper abwich und, im Anschluß an die französische Glucks, eine neue selbständige Richtung verfolgte. Noch in demselben Jahr zwang ihn die Rücksichtslosigkeit seines Fürsten, der ihn auf einer Reise nach Wien wie den letzten seiner Domestiken behandelte, seine Salzburger Stellung aufzugeben, und er siedelte nach Wien über, wo er sich im nächsten Jahr mit Konstanze Weber, einer Schwester seiner ersten Jugendliebe, der Sängerin Aloysia Weber, später verehelichten Lange, vermählte. Hier entstand, angeregt durch die von Joseph II. begründete nationale Opernbühne Mozarts erste deutsche Oper: "Belmonte und Konstanze, oder die Entführung aus dem Serail", die zwar bei ihrer Aufführung 1783 vielen Beifall fand, vom Kaiser jedoch nicht mit Unrecht als "zu schön für die Ohren der Zeitgenossen" bezeichnet wurde und dem Künstler keine weitern Aufträge für die genannte Bühne einbrachte. Nicht viel mehr Glück machten seine 1786 aufgeführten Opern: "Der Schauspieldirektor" und "Figaros Hochzeit", und selbst sein Meisterwerk "Don Juan", obwohl bei seiner ersten Aufführung 1787 in Prag mit Jubel aufgenommen, hatte in Wien geraume Zeit gegen die Intrigen der italienischen Sänger und die Gleichgültigkeit des Publikums zu kämpfen, bis es seinem vollen Wert nach erkannt wurde. Im folgenden Jahr entstanden außer andern Instrumentalsachen seine drei Meistersymphonien in Es dur, G moll und C dur (mit der Fuge). Im Dezember 1789 folgte das italienische komische Singspiel "Così fan tutte", das, 26. Jan. 1790 zuerst aufgeführt, trotz des schlechten Textes außerordentlich gefiel. In jene Zeit fällt Mozarts Reise über Leipzig und Dresden nach Berlin. Der König Friedrich Wilhelm II. von Preußen bot ihm die Stelle eines Kapellmeisters mit einem Jahrgehalt von 3000 Thlr. an; aber M., wiewohl er zu Wien mit dem Titel eines kaiserlichen Kammerkomponisten eine Besoldung von nur 800 Gulden bezog, antwortete ihm: "Kann ich meinen guten Kaiser verlassen?". Letzterer eröffnete dem Künstler nach seiner Rückkehr zwar die Aussicht, daß in Zukunft auf ihn Bedacht genommen werden solle; aber das bald darauf erfolgte Ableben Josephs II. vernichtete jede Hoffnung Mozarts auf eine Verbesserung seiner Lage. 1791 komponierte er für seinen in Schulden geratenen Freund Schikaneder die Oper "Die Zauberflöte", für die Krönungsfeierlichkeiten des Kaisers Leopold II. die Oper "La clemenza di Tito" und sein "Requiem", letzteres für die verstorbene Gräfin Walsegg, deren Gemahl es bei M. bestellt hatte und nach dessen Tod unvollendet abholen ließ (vollendet ward es von Süssmayer, Mozarts Freund und Schüler). Es war des Künstlers letzte Arbeit. Noch in seinen Phantasien mit dieser Komposition beschäftigt, starb M. 5. Dez. 1791 im 36. Jahr seines Lebens. Ein halbes Jahrhundert später, 4. Sept. 1842, ward ihm zu Salzburg eine Erzstatue (von Schwanthaler) errichtet, und seit kurzem bezeichnet auch ein allegorisches Denkmal seine (mutmaßliche) Grabstätte auf dem Wiener Friedhof St. Marx. Von den vorhandenen Porträten Mozarts sind das von Tischbein 1789 in Mainz gemalte und ein aus früherer Zeit stammendes, in Buchsbaum geschnittenes Medaillon von Posch hervorzuheben. Letzteres befindet sich nebst einem Gesamtbild der Familie Mozart (1780 von della Croce gemalt) im Mozarteum zu Salzburg, einer 1842 zur Pflege der Musik gestifteten Anstalt, die zugleich die Dokumente des Mozartschen Familienarchivs und interessante Reliquien des Meisters bewahrt. - Der Witwe Mozarts bewilligte Kaiser Leopold II. eine Pension von 260 Gulden. Sie verheiratete sich 1809 mit dem dänischen Etatsrat v. Nissen (dem Biographen Mozarts, s. unten), ward 1826 zum zweitenmal Witwe und starb 6. März 1842 in Salzburg.

Mozarts Charakter als Mensch war von einer fast sprichwörtlich gewordenen Gutherzigkeit und Naivität. Hilfreich gegen alle Welt, neidlos gegenüber seinen vom Glück begünstigten Kunstgenossen, hatte er seinen eignen Vorteil so wenig im Auge, daß er Zeit seines Lebens mit Mangel kämpfen mußte. Dabei war er von einer unglaublichen Arbeitskraft, besonders in seinen letzten Lebensjahren. Er hat im ganzen 626 Werke hinterlassen, darunter 20 Messen etc., 8 Litaneien und Vespern, 40 Offertorien, Hymnen und andre geistliche Gesangstücke, 17 Orgelsonaten, 10 Kantaten mit Orgelbegleitung, 23 Opern, über 100 Arien und Lieder mit Orchester- und Klavierbegleitung, 23 Kanons für 2-12 Stimmen, 22 Klaviersonaten, über 50 andre Klavierstücke, 45 Sonaten für Klavier und Violine, 11 Trios, Quartette etc. mit Klavier, 48 Kammermusikstücke für Streichinstrumente, 49 Symphonien, gegen