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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Müller

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Müller (Naturforscher).

Akademie daselbst und 1878 auch Professor der lateinischen Paläographie am archäologischen Institut. Durch das Studium Bentleys und Lachmanns angeregt, hat er sich besonders um die lateinischen Dichter verdient gemacht. Es erschienen hierzu von ihm: "De re metrica poetarum latinorum praeter Plautum et Terentium libri VII" (Leipz. 1861); "Der saturnische Vers und seine Denkmäler" (das. 1885); ferner die Ausgaben von Ovids "Amores, Ars amandi, Remedia amoris" (Berl. 1861), des Horaz (Leipz. 1869, 2. Ausg. 1879; Miniaturausg. 1874; "Oden und Epoden, mit deutschen Anmerkungen", Gieß. 1882), Catull, Tibull, Properz (das. 1870), Rutilius Namatianus (das. 1870), Lucilius (das. 1872), Phädrus (das. 1877), Publilius Optatianus Porphyrius (das. 1877); "Q. Enni reliquiae" (Petersb. 1885); "Livi Andronici et Cn. Naevi fabularum reliquiae" (Berl. 1885); endlich litterarhistorische Biographien: "Leben und Wirken des C. Lucilius" (Leipz. 1875), "Q. Horatius Flaccus" (das. 1880) und "Quintus Ennius" (Petersb. 1884). Von seinen übrigen Schriften beziehen sich die "Geschichte der klassischen Philologie in den Niederlanden" (Leipz. 1869) und "Friedrich Ritschl" (Berl. 1877, 2. Ausg. 1878) auf die Geschichte der Philologie. Für Schulzwecke sind bestimmt: "Rei metricae poetarum latinorum praeter Plautum et Terentium summarium" (Leipz. 1878); "Orthographiae et prosodiae latinae summarium" (das. 1878); "Metrik der Griechen und Römer" (2. Aufl., das. 1885).

Naturforscher.

11) Johannes, Physiolog, geb. 14. Juli 1801 zu Koblenz, studierte seit 1819 in Bonn, widmete sich seit 1823 zu Berlin besonders der Anatomie und Zoologie, habilitierte sich 1824 als Privatdozent für Physiologie und vergleichende Anatomie in Bonn und wurde 1826 außerordentlicher und 1830 ordentlicher Professor daselbst. Seine beiden ersten wichtigern Arbeiten: "Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinns" (Leipz. 1826) und "Über die phantastischen Gesichtserscheinungen" (Kobl. 1826), gehören einer eigentümlichen subjektiv-philosophischen Richtung an; die erste enthält eine Fülle der wichtigsten Thatsachen über das Sehen des Menschen und der Tiere, während die zweite sich in die schwersten psychologischen Probleme vertieft. In der Folge wandte sich M. einer objektiv physiologisch-anatomischen Richtung zu und ward zum hervorragendsten Vertreter der morphologischen Richtung in der Zoologie und zum Urheber der experimentellen Physiologie in Deutschland. Zahlreiche Untersuchungen aus dieser Periode finden sich in Fachjournalen und Sammelwerken; auch gehört hierher die Arbeit: "Über die feinere Struktur und Entwickelungsgeschichte der Drüsen" (Leipz. 1830), durch welche diese Organe für das Tierreich genauer bekannt und der alte Streit über die geschlossenen Enden der Drüsengänge entschieden wurde. Experimentell-physiologische Untersuchungen (seit 1830) führten zur sichern Begründung des Bellschen Lehrsatzes über die Verrichtungen der Wurzeln der Rückenmarksnerven, zur Feststellung der Lehre von den Reflexbewegungen, zur genauern Kenntnis der Konstitution des Bluts, der Lymphe, des Chylus etc.; auch untersuchte er die Organe und Gesetze der Stimmbildung und lieferte fundamentale Arbeiten über das Gehör. 1833 folgte er einem Ruf als Professor der Anatomie und Physiologie mach Berlin; hier vollendete er das "Handbuch der Physiologie des Menschen" (Kobl. 1833-40, 2 Bde.; Bd. 1, 4. Aufl. 1841-44), in welchem die gesamte Physiologie, die vergleichende Organologie und die gesamte Gewebelehre in mikroskopischer und chemischer Hinsicht niedergelegt sind. Durch dies Werk übte M. den größten Einfluß auf seine Zeit, er wurde durch dasselbe der Begründer der physikalisch-chemischen Schule und schuf damit die Grundlage der ganzen neuern Physiologie. Seit 1833 lieferte er zahlreiche vergleichende und pathologisch-anatomische sowie systematisch zoologische Arbeiten: "Die vergleichende Anatomie der Myxinoiden", durch welche der Grund zu einer vergleichenden Gewebelehre gelegt wurde; die "Beschreibung der Plagiostomen"; "Über den Bau und die Grenzen der Ganoiden und das natürliche System der Fische" (1844). Sein (unvollendetes) Werk "Über den feinern Bau der krankhaften Geschwülste" (Berl. 1838) wurde bahnbrechend für die mikroskopische Forschung in der pathologischen Anatomie. Dann aber arbeitete er fast ausschließlich auf dem Gebiet der vergleichenden Anatomie und lieferte namentlich über die niedern Tiere viele Untersuchungen. Zur Beobachtung des Lebens der Seetiere unternahm er 19 Reisen an die Ost- und Nordsee, das Adriatische und Mittelmeer. M. gilt als der vielseitigste, fruchtbarste, genialste und glücklichste Forscher der neuern Zeit, er huldigte bis an sein Ende dem Vitalismus. Das Recht der Philosophie, selbst des Glaubens und einer positiven Religion hat er nicht bestritten, aber niemand hat mehr als er dazu beigetragen, Physik und Chemie in ihre Rechte in der Physiologie einzusetzen und die exakte Methode gegenüber den Verirrungen der Naturphilosophie, des Spiritualismus und der Orthodoxie für alle Zeiten festzustellen. Er starb 28. April 1858 in Berlin. Seit 1834 gab er das "Archiv für Anatomie, Physiologie und Wissenschaftliche Medizin" heraus. Vgl. die Gedächtnisreden von Virchow (Berl. 1858) und Du Bois-Reymond (das. 1860).

12) Johann Heinrich Jakob, Physiker, geb. 30. April 1809 zu Kassel, studierte seit 1827 in Darmstadt, Bonn und Gießen Physik, ward 1834 Lehrer in Darmstadt, 1837 in Gießen, 1844 Professor der Physik an der Universität Freiburg und starb 3. Okt. 1875 daselbst. Außer zahlreichen Abhandlungen über Elektromagnetismus, Optik und Wärmelehre schrieb er: "Lehrbuch der Physik und Meteorologie", ursprünglich eine Bearbeitung von Pouillets "Éléments de physique" (8. Aufl. von Pfaundler, Braunschw. 1876-81, 3 Bde.; 9. Aufl. 1886 ff.); "Lehrbuch der kosmischen Physik" (4. Aufl., das. 1875); "Grundriß der Physik und Meteorologie" (13. Aufl., das. 1881) und "Mathematischer Supplementband und Auflösungen der Aufgaben" (3. Aufl., das. 1875).

13) Karl, Naturforscher, geb. 16. Dez. 1818 zu Allstedt, erlernte die Pharmazie in Berka a. d. Ilm, studierte darauf seit 1843 in Halle Naturwissenschaft, speziell Botanik, und reihte sich mit seiner "Synopsis muscorum frondosorum" (Berl. 1849-51, 2 Bde.) den hervorragendsten Bryologen an. Im Verein mit Roßmäßler und Ule gründete er 1852 eine naturwissenschaftliche Zeitschrift, "Die Natur", welche er mit Ule und seit dessen Tod im Jahr 1876 allein herausgab, und durch welche beide einen nicht unbedeutenden Einfluß auf die populär-naturwissenschaftliche Litteratur ausübten. M. schrieb noch: "Deutschlands Moose" (Halle 1853); "Versuch einer kosmischen Botanik" ("Buch der Pflanzenwelt", 2. Aufl., Leipz. 1869); "Entwurf einer Entwickelungsgeschichte des Pflanzenreichs" ("Der Pflanzenstaat", das. 1860); "Wanderungen durch die grüne Natur" (Berl. 1850; in 2. Auflage als "Das Kleid der Erde",