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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Müller

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Müller (Naturforscher, Schriftsteller, Dichter).

Leipz. 1873); "Ansichten aus den deutschen Alpen" (Halle 1858).

14) Adolf, naturwissenschaftl. Schriftsteller, geb. 16. Jan. 1821 zu Friedberg in der Wetterau, studierte bis 1842 Forst- und Naturwissenschaft in Gießen, wurde Oberförster zu Gladenbach, trat 1866 in den preußischen Staatsdienst und wurde 1877 in die Oberförsterei Krofdorf bei Gießen versetzt. Schon früh brachten ihn gleiche Neigung und gleiches Streben mit seinem jüngsten Bruder, Karl M. (geb. 16. Juli 1825, lebt als Pfarrer in Alsfeld, gab einen Band religiöser und weltlicher "Gedichte", Frankf. 1865, heraus), in innigen Verkehr des Studiums und geistigen Austausches, dem eine gemeinschaftliche litterarische Thätigkeit entsproßte. Es erschienen: "Charakterzeichnungen der vorzüglichsten deutschen Singvögel" (Leipz. 1865); "Wohnungen, Leben und Eigentümlichkeiten in der Tierwelt" (das. 1869); "Gefangenleben der besten einheimischen Singvögel" (das. 1871); "Die einheimischen Säugetiere und Vögel nach ihrem Nutzen und Schaden" (das. 1873); "Unsre nützlichsten Säugetiere und Vögel" (Köln 1876); "Der Hund und seine Jagd" (mit Aquarellen von Deiker, Frankf. 1880); "Tiere der Heimat" (Kassel 1881-83). Zu diesen Werken hat Adolf M. die meisten Illustrationen selbst auf Holz gezeichnet. Er schrieb auch mehrere Dramen und Operntexte, namentlich eine Tragödie, "Faust", als zweiten Teil zu Goethes Drama (Leipz. 1869).

15) Fritz, Naturforscher, geb. 31. März 1821 zu Windischholzhausen bei Erfurt, erlernte die Pharmazie in Naumburg, studierte seit 1840 in Berlin und Greifswald Mathematik und Naturwissenschaft, trat 1845 am Gymnasium zu Erfurt sein Probejahr an, gab aber noch in demselben Jahr das Lehrfach auf und studierte in Greifswald Medizin, um als Schiffsarzt Gelegenheit zu naturwissenschaftlichen Reisen zu finden. 1852 wanderte er nach Brasilien aus, wo er erst einige Jahre als Farmer in Blumenau, dann als Lehrer der Mathematik in Desterro lebte. Hier widmete er sich der Erforschung der Meeresfauna und nach dem Erscheinen von Darwins Buch der Entwickelungsgeschichte der Krustaceen. Durch die Resultate dieser Arbeiten ("Für Darwin", Leipz. 1864) trug er viel zur Verbreitung des Darwinismus in Deutschland bei. Als die Jesuiten am Lyceum in Desterro Eingang fanden, kehrte er als Naturforscher der Provinz Santa Catharina nach Blumenau zurück. Hier lieferte er noch mehrere Arbeiten mit Bezug auf die Darwinsche Theorie, besonders Beobachtungen über die Bienen- und Schmetterlingsfauna.

16) Ferdinand von, Naturforscher, geb. 30. Juni 1825 zu Rostock, studierte 1846-47 in Kiel und bereiste bis 1852 Südaustralien, dann als Regierungsbotaniker Victoria bis 1855, begleitete Gregory auf seiner Vermessungsreise und übernahm hierauf die Direktion des neuerrichteten botanischen Gartens zu Melbourne, den er in wenigen Jahren zu einem der berühmtesten derartigen Institute erhob. Gleichzeitig war er ungemein thätig, die geographische Erforschung Australiens zu fördern. Noch mehr ist seine große Thätigkeit für Kenntnis der Flora Australiens hervorzuheben: er selbst benannte mehr als 2000 Pflanzen. Ebenso erwarb er sich große Verdienste um Akklimatisation von Kulturpflanzen. Namentlich veranlaßte er die massenhafte Anpflanzung von Eukalyptus in den Mittelmeerländern und allen warmen gemäßigten Zonen, wodurch er zur Verbesserung des Klimas ausgedehnter Landstrecken beitrug. 1870 wurde er vom König von Württemberg in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Fragmenta phytographiae Australiae" (Lond. 1862-77, Bd. 1-10); "Flora australiana" (mit Bentham, 1863-70, 7 Bde.); "Plante of Victoria" (Melb. 1860-65, 2 Bde.); "The vegetation of the Chatham Islands" (das. 1864); "Vegetable fossils"; "Papuan plants"; "Select plants"; "Eucalyptographia" (das. 1879 ff.) u. a.

17) Hermann, Naturforscher, Bruder von M. 15), geb. 23. Sept. 1829 zu Mühlberg a. E., studierte seit 1848 in Halle und Berlin Naturwissenschaft, ward 1854 Lehrer in Schwerin und 1855 in Lippstadt. In demselben Jahr ging er nach Kärnten, Krain und Istrien und durchforschte die Höhlen Krains nach augenlosen Höhlenkäfern; in Lippstadt stellte er die Phanerogamenflora der Umgegend, dann 1858-66 die Moosflora der Provinz Westfalen fest und gab Herbarien westfälischer Laubmoose (1864-66) heraus. Darauf widmete er sich biologischen Beobachtungen und veröffentlichte seine epochemachenden Resultate in dem Werk "Die Befruchtung der Blumen durch Insekten" (Leipz. 1873). Seitdem brachte er fünf Jahre lang die Sommerferien in den Alpen zu, um die Befruchtung der Alpenblumen durch Insekten zu studieren; er veröffentlichte noch: "Weitere Beobachtungen über Befruchtung der Blumen durch Insekten" (Berl. 1879-82, 3 Tle.) und starb 26. Aug. 1883 bei Meran.

Dichter und Schriftsteller.

18) Johann Gottwerth, Romanschriftsteller, geb. 17. Mai 1743 zu Hamburg, lebte in Itzehoe als Buchhändler, dann, nachdem ihm der König von Dänemark 1772 eine Pension ausgesetzt, als Privatmann und starb 23. Juni 1828 in Itzehoe. Müllers einst vielgelesene Romane, denen zum Teil ausländische Originale stofflich zu Grunde liegen, sind nicht ohne Witz und Laune geschrieben, entbehren aber in ihrer hausbackenen Verständigkeit, die das gleichzeitige kraftgeniale Treiben in satirischer Weise bekämpfen wollte, jedes poetischen Gehalts. Sein bekanntestes Werk ist der Roman "Siegfried von Lindenberg", zuerst in 1 Band erschienen (Hamb. 1779), dann, nicht zu seinem Vorteil, zu 4 Bänden erweitert (Leipz. 1781-82; 8. Aufl., Jena 1830; Leipz. 1867). Unter seinen übrigen Schriften sind die "Komischen Romane aus den Papieren des braunen Mannes" (Götting. 1784-91, 8 Bde.) und seine Fortsetzung der von Musäus begonnenen "Straußfedern" (2. u. 3. Bd., Berl. 1790-91) hervorzuheben. Vgl. Schröder, J. G. M. (Itzehoe 1843).

19) Friedrich, genannt "Maler M.", Dichter, Maler und Kupferstecher, geb. 13. Jan. 1749 zu Kreuznach, trat als Maler in die Dienste des Herzogs von Pfalz-Zweibrücken und wurde von diesem auf Goethes Verwendung zur weitern Ausbildung 1778 nach Italien geschickt. In Rom verbrachte er fast den ganzen Rest seines Lebens, ließ sich während einer Krankheit zum Übertritt zur katholischen Kirche bestimmen und starb 23. April 1825 daselbst. Der König von Bayern hatte ihm den Titel eines Hofmalers verliehen. Müllers noch in Deutschland herausgegebene radierte Blätter (Hirtenszenen, Tierstücke und Genrebilder im niederländischen Geschmack) waren nicht ohne Beifall aufgenommen worden; in Italien wirkte das Studium Michelangelos auf ihn wie auf viele andre ungünstig und ließ ihn sich ins Barocke und Verzerrte verirren. Als Dichter gehört M. entschieden der in der Sturm- und Drangperiode aufgekommenen Richtung an; Überschwenglichkeit, kraftgeniale Wortfülle neben stellenweise hervortretendem