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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nähnadel; Nahpunkt; Nahr; Nahr Barada; Nähriemen; Nahr Naamān; Nährstoffe; Nahrung; Nahrungsbrei; Nahrungsmittel

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Nähnadel - Nahrungsmittel.

Scheibe E'' vorwärts geschoben und gehoben, von einer Feder zurückgezogen und von dem Stichsteller K gestellt wird. Der schwingende Nadelhebel C endlich erhält seine Bewegung von dem Exzenter E' durch die Zugstange F. Der Nähfaden f läuft von der Rolle a über das Röllchen b und durch die Spannscheiben s zu der Nadel. Zum Bewickeln der Greiferspule dient der Dorn E.

Der Betrieb der Nähmaschinen erfolgt durch Handrad oder Fußtritt, in Fabriken von der Transmission. Besonders hierfür vorgeschlagene Motoren (gespannte Federn, Gewichte, magnetelektrische und dergleichen Maschinen) haben allgemeine Anwendung bis jetzt nicht gefunden. Den gewöhnlichen Nähmaschinen werden in der Regel noch andre Apparate beigegeben, z. B. Säumer, Lineal, Wattierlineal, Soutachierapparat, Bandaufnäher, Bandeinfasser, Kräuselapparat u. a., und dadurch ihre Leistungen bedeutend erweitert, während anderseits auch besondere Handschuh- und Knopflochnähmaschinen konstruiert worden sind. Unter den Knopflochnähmaschinen zeichnet sich besonders die von J. Kallmeyer in Bremen erfundene durch große Einfachheit und Güte der Arbeit aus. Durch das Ausheben eines Klinkwerkes kann sie sofort in eine gewöhnliche Doppelsteppstichmaschine verwandelt werden. Spezialmaschinen für Schuhmacher und Sattler sind in der Regel Schiffchenmaschinen, die sich nicht nur durch größere Stärke, sondern oft auch durch besondere Form einzelner Teile, namentlich durch einen langgestreckten Tisch zum Aufstecken von Schäften u. dgl., auszeichnen.

[Geschichtliches.] Die ersten Versuche, Nähmaschinen zu konstruieren, datieren bereits auf dem Anfang dieses Jahrhunderts; doch scheiterten dieselben, wie z. B. die der Engländer Stone u. Henderson 1804, an dem einschränkenden Gedanken, die Bewegungen bei dem Handnähen möglichst treu durch eine mechanische Hand nachzuahmen, und auch der Wiener Schneidermeister Madersperger, welcher seit 1807 an dem Problem arbeitete, erzielte einen gewissen Erfolg erst 1814, nachdem er jene drückende Fessel abgeworfen und zur Stichbildung ein Prinzip angenommen hatte, welches mit dem heutigen bereits im wesentlichen übereinstimmte. Einige Verbreitung fand 1829 die N. von Thimonnier, eine Kettenstichmaschine, welche von der heutigen noch sehr abweicht. In Amerika beschäftigte sich zuerst Hunt mit der Aufgabe; er erhielt 1834 ein Patent auf eine N., welche jedoch noch zu unvollkommen war, um einer Verbreitung fähig zu sein. Von größerer Bedeutung ist die Erfindung des Elias Howe, dessen Maschine, mit Schiffchen arbeitend, den sogen. Doppelsteppstich nähte und eine Maximalleistung von 300 Stichen pro Minute gestattete. Obgleich er 1846 ein Patent darauf erhielt, gelang es ihm doch nicht, irgend jemand für die Erfindung, deren Brauchbarkeit jetzt außer Zweifel stand, zu interessieren, und er verkaufte seine Maschine an einen gewissen Thomas mit der Erlaubnis, sie nachbauen zu dürfen. Dieser bürgerte die N. mit Erfolg in England ein, und während Howe in seinen Diensten bemüht war, die Maschine noch wesentlich zu verbessern, begannen auch in Amerika mehrere Fabrikanten dieselbe nachzubauen und ihr eine rasche Verbreitung zu verschaffen. Erst auf dem Rechtsweg vermochte Howe nach seiner Rückkehr diese Ausbeuter seines Gedankens sich steuerpflichtig zu machen und sich dadurch aus bitterer Not zu befreien. Von den amerikanischen Fabrikanten brachte namentlich Singer von Anfang an bedeutende Verbesserungen an der Howeschen Maschine an, und seine Fabrik schwang sich durch vorzügliche Herstellung und fortgesetzte Vervollkommnungen der Konstruktion bald zur größten Nähmaschinenfabrik der Welt empor. 1874 betrug die Produktion der Singer Manufacturing Company in New York 249,852 Stück. Nach der Howeschen Erfindung wurden alsbald überall Nähmaschinenfabriken gegründet, und eine Verbesserung folgte der andern, so daß es vollständig gerechtfertigt erscheint, wenn man Howe als den eigentlich bahnbrechenden Geist auf diesem Gebiet betrachtet. Während sich nun in Amerika die N. rasch in Fabrik und Haus Eingang verschaffte, so daß schon im J. 1863 etwa drei Viertel aller Näharbeit in New York auf Maschinen angefertigt wurden, folgte Europa nur langsam nach, und noch indem zuletzt genannten Jahr wurden in Deutschland nur in kleinen Werkstätten wenige Nähmaschinen gebaut, welche die Konkurrenz mit den nordamerikanischen nicht aushalten konnten. In dem genannten Jahr errichteten Pollack u. Schmidt die erste deutsche Nähmaschinenfabrik in Hamburg, welcher bald andre groß angelegte Fabriken in allen größern deutschen Städten folgten. Gegenwärtig ist auch bei uns die Nähmaschinenindustrie hoch entwickelt und liefert zum Teil bessere Maschinen als Amerika, wenn auch von dort noch viele Maschinen nach Deutschland eingeführt werden. Die Gesamtproduktion der Vereinigten Staaten bezifferte sich 1875 auf 528,695 Stück, davon fast die Hälfte (249,852) Singersche und 103,740 Stück nach Wheeler u. Wilsons System. Vgl. Herzberg, Die N., ihr Bau und ihre Benutzung (Berl. 1863); Richard, Die N. (2. Aufl., Hannov. 1880).

Nähnadel, s. Nadeln.

Nahpunkt, s. Gesicht, S. 236.

Nahr (arab., spr. nachr), s. v. w. Fluß.

Nahr Barada, Fluß in Syrien, s. Chrysorrhoas.

Nähriemen, feine Lederriemen zum Zusammennähen der Treibriemen.

Nahr Naamān, Fluß in Palästina, s. Belus.

Nährstoffe (Nahrungsstoffe), s. Nahrungsmittel.

Nahrung, in der Gerberei, s. Leder, S. 610.

Nahrungsbrei, s. v. w. Chymus.

Nahrungsmittel (hierzu Tafel "Nährwert der Nahrungsmittel"), diejenigen Substanzen, welche der Organismus zu seinem Aufbau und als Ersatzmaterial für die im Stoffwechsel verbrauchten Körperbestandteile aufnimmt. Bei den nicht parasitisch lebenden Pflanzen kommen als N. nur Kohlensäure, Wasser, Ammoniak, Salpetersäure und einige mineralische Salze in Betracht. Aus diesen einfachen Verbindungen bildet die Pflanze die große Mannigfaltigkeit der organischen Substanzen, aus welchen ihre Trockensubstanz besteht. Das Tier besitzt das Vermögen, aus unorganischem Material organische Substanzen zu bilden, nicht, es ist also direkt oder indirekt auf die Ernährung durch Pflanzensubstanz angewiesen, denn der Fleischfresser verzehrt nur die in tierische umgewandelte vegetabilische Substanz. Die N. des Menschen und der Tiere gehören fünf Gruppen von Nährstoffen (Nahrungsstoffen) an oder sind aus solchen zusammengesetzt. Diese Nährstoffe: Eiweißkörper, Fette, Kohlehydrate, Salze und Wasser, müssen in jeder aus verschiedenen Nahrungsmitteln zusammengesetzten Kost in gewissem Verhältnis und in gewisser Menge vertreten sein, wenn der Organismus auf die Dauer gesund und leistungsfähig erhalten werden soll (s. Ernährung). Neben den Nährstoffen kommen aber bei der Kost auch noch die Genußmittel in Betracht, insofern eine aus reinen Nähr-^[folgende Seite]