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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Neapel - Neath.

sondern originalen Wert. Für antike Wandmalerei und Bronzen ist es die wichtigste Sammlung; herrliche Objekte finden sich auch unter den Gemmen und Preziosen, und unter seinen Marmorstatuen besitzt das Museum einige der für die Kenntnis der Kunstentwickelung wichtigsten. N. hat außer einer Menge kleiner Winkel- und Puppen-Theater für Darstellungen im neapolitanischen Dialekt mit Pulcinell sechs größere, von denen das schon erwähnte San Carlo das Opernhaus, das Teatro de' Fiorentini das Schauspielhaus (andre sind: Mercadante, Sannazaro, Rossini) u. San Carlino das eigentliche Volkstheater ist.

N. ist Sitz zahlreicher Behörden, wie der Präfektur, des Erzbistums, eines Kassationshofs, Appellhofs, Zivil- und Korrektionstribunals, Handels- und Militärtribunals, einer Quästur, Finanzintendanz, Post- und Telegraphendirektion, eines Hauptzoll- und Seesanitätsamtes, Generalkommandos, Marinekommandos, einer Handels- und Gewerbekammer, eines deutschen Konsuls etc.

[Umgebung.] Die Glanzpunkte der Umgebung Neapels (s. Karte) bilden im W. der Bergrücken Posilipo (s. d.) mit den beiden Tunnels u. dem Grab des Vergil, darunter am Meeresufer der herrliche Küstenstrich Mergellina mit der neuen Straße, die Gegend von Pozzuoli (s. d.) mit dem See von Agnano, der Hundsgrotte, dem Krater von Astroni, der Solfatara, dem Monte Nuovo, den Ruinen von Cumä und Bajä, im NW. das ehemalige Kloster Camaldoli mit seiner weltberühmten Aussicht, im N. Caserta mit dem königlichen Schloß, im O. der Vesuv, Herculaneum und Pompeji, Castellammare und Sorrent, endlich die Inseln Capri und Ischia.

[Geschichte.] N. ist das alte Neapolis ("Neustadt"), eine griechische Kolonie in Kompanien, 6 röm. Meilen von dem ältern Paläopolis (Altstadt) gelegen, welch letzteres auf dem heutigen Monte Posilipo zu suchen ist. Dort ließen sich nach Strabon die chalkidischen Kolonisten aus dem nahen Kyme (Cumä) zuerst nieder und gründeten erst später, durch Chalkidier und Athener verstärkt, die "neue Stadt", welche mit Paläopolis eine Zeitlang Eine Gemeinde Parthenope bildete. Obwohl von den Samnitern erobert, bewahrte Neapolis doch seinen griechischen Charakter, seine altgriechischen Spiele und Wettkämpfe, seine Einteilung in Phratrien bis in die spätesten Zeiten, und noch aus dem 7. Jahrh. n. Chr. haben sich griechische Inschriften von N. erhalten. Während Paläopolis einen Krieg mit den Römern begann und nach der römischen Eroberung 326 v. Chr. aus der Geschichte verschwand, schloß N. ein Bündnis mit den Römern, die der Stadt als civitas foederata ihre eigentümliche Verfassung ließen. N. stieg rasch zu hoher Blüte, leistete Rom durch seine Flotte wesentliche Dienste und war der herrlichen Gegend und der daselbst blühenden griechischen Kunst und Wissenschaft wegen ein Lieblingsaufenthalt gebildeter und vornehmer Römer, wie des Vergil, Claudius, Nero, Statius u. a. Die Stadt hatte, wenn sie auch neben Tarent die größte Seestadt Unteritaliens war, nicht denselben Umfang wie das heutige N., das erst im Mittelalter als Residenz der normännischen Könige seine dermalige Größe und Bedeutsamkeit erhielt. 536 ward N. den Goten durch Belisar entrissen, gehörte dann zum byzantinischen Reich, war aber unter eignen Herzögen fast selbständig und wurde 1148 von den Normannen erobert. Über die weitere Geschichte s. Sizilien, Königreich beider. Vgl. Heß, Der Golf von N., seine klassischen Denkmale etc. (Leipz. 1876); Wyl, Spaziergänge in N. etc. (Zürich 1877); Capasso, Sulla circoscrizione e sulla populazione della città di Napoli, 1300-1809 (Neapel 1882); de Balzo, Napoli e i Napolitani (Mail. 1884); Kleinpaul, N. und seine Umgebung (Leipz. 1884); Gsell Fels, Unteritalien (in "Meyers Reisebücher", 1888).

Neapel, Prinz von, Titel des italienischen Thronfolgers.

Neapelgelb (Antimongelb), im wesentlichen aus antimonsaurem Bleioxyd bestehende Farbe, wird erhalten, indem man eine Mischung von Mennige mit Antimonpulver und weinsaurem Kali in einer Muffel röstet oder Brechweinstein mit salpetersaurem Bleioxyd und Kochsalz im Tiegel schmelzt. Das Präparat wird fein zerrieben und gut ausgewaschen. Sehr verdünnte Salzsäure macht die Nüance tiefer und intensiver. N. ist sehr beständig, deckt gut und kann auch als Porzellanfarbe benutzt werden. Durch Schwefelwasserstoff wird es zersetzt.

Neapelrot, s. Englischrot.

Neapolis (griech., "Neustadt"), Name verschiedener Städte des Altertums: 1) N. in Kampanien, s. Neapel. - 2) Flavia N., zur Römerzeit Name des alten Sichem (s. d.) in Palästina; jetzt Nabulus (s. d.). - 3) N. (einheimisch Makomades, "Neustadt"), libysch-phönik. Stadt an der Ostküste des heutigen Tunis, spielte vom 5.-7. Jahrh. als Sitz donatistischer Bischöfe eine Rolle. Von den Arabern zerstört, ward sie erst im späten Mittelalter als Nâbel wieder aufgebaut. Von hier stammen die Tänzer und Tänzerinnen, welche im Ramasan in Tunis überall ihre Pantomimen aufführen.

Neapolitaine (spr. -tähn), Kunstausdruck für die Sequenz von Drei, Zwei, As etc. im Tresettspiel.

Neapolitanische Kuchen, kleine, runde Kuchen aus Mandelteig mit einem Zusatz von Orangeblütenwasser und Zitrone.

Neapolitanische Sauce, pikante Sauce zu Wildbraten, besteht aus Wein, Fleischbrühe, fein gehacktem Schinken, Sellerie und verschiedenen Gewürzen.

Neárchos, berühmter Flottenführer Alexanders d. Gr., aus Amphipolis, Sohn des Androtimos, Jugendfreund Alexanders, begleitete denselben auf seinem Feldzug nach Asien, erhielt hier die Statthalterschaft Lykiens und des angrenzenden Gebiets bis an den Taurus, war bei dem indischen Feldzug 327 Chiliarch der Hypaspisten, übernahm an der Mündung des Indus den Befehl über die Flotte und entdeckte den Weg durch das Erythräische Meer in den Persischen Meerbusen und zu den Mündungen des Euphrat und Tigris. Der Plan einer Umschiffung Arabiens kam infolge von Alexanders frühem Tod nicht zur Ausführung. Ein Auszug seines Reisebericht (Paraplus), welchen uns Arrian in seiner "Geschichte der Feldzüge Alexanders" erhalten hat, ist am besten von Geier in den "Alexandri historiarum scriptores aetate suppares" (Leipz. 1844) herausgegeben worden.

Nearthrose (griech.), Neubildung eines Gelenks an einer falschen Stelle, kann bei nicht vereinigten Knochenbrüchen, auch bei nicht reponierten Luxationen eintreten, indem bei andauernder Bewegung zweier Periostflächen aufeinander oder einer Periostfläche auf einer Gelenkfläche das Periost eine glatte Oberfläche erhält und endlich sogar Knorpelsubstanz in seinem Gewebe bildet.

Neath (spr. nihth), Stadt in Glamorganshire (Wales), 10 km oberhalb der Mündung des gleichnamigen Flusses in die Swanseabai des Bristolkanals, mit Kupferschmelzen, Fabrikation von Blech und Chemikalien, lebhaftem Handel und (1881) 16,409 Einw. N.