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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Notenbanken; Notendruck; Notensystem

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Notenbanken - Notensystem.

Obwohl unser jetziges Notensystem allen billigen Anforderungen genügt, so unterblieben doch auch nicht vielfache Versuche, die Tonschrift womöglich noch mehr zu vereinfachen. Rousseau schlug vor, an Stelle der Buchstabennamen die Ziffern 1-7 zu setzen, die Oktaveneinteilungen durch Punkte über oder unter der Ziffer kenntlich zu machen, die Dauer der Töne aber durch Kommas und Querstriche, endlich die Pausen durch eine Null mit Angabe der Takte durch Zahlen zu bezeichnen, welche Notierungsart allerdings für die Transposition manche Vorteile bietet. M. A. Gebhard regte die Idee an, die Versetzungszeichen aus der Tonschrift zu verbannen. Er schlägt zu diesem Zweck ein achtzeiliges Liniensystem (Tongradsystem) vor; die Darstellung der geraden Takteinteilung entspricht bei ihm der allgemein üblichen, die ungerade wird durch Dreiecke ausgedrückt. Auch Eman. Gambale sowie v. Heeringen versuchten es im Anschluß an Gebhard noch einmal, die Versetzungszeichen aus der Musik hinauszudrängen. Ersterer gab in seiner Schrift "Die musikalische Reform" (a. d. Ital., Leipz. 1841) jedem Halbton einen besondern Namen, empfahl die Benutzung nur dreier Linien, denen je nach Bedürfnis drei hinzugefügt werden können, und umging die Vorzeichnungen dadurch, daß er sich weißer und schwarzer N. bedient, wodurch selbstverständlich die Taktbezeichnung wieder neuer Signa bedurfte, welche weder die Deutlichkeit noch die Bequemlichkeit förderten; v. Heeringen schloß sich im allgemeinen an Gambale an, nahm aber die weißen N. für die Töne der Untertasten des Klaviers, die schwarzen für die Töne der Obertasten. Eine praktische Verwertung haben alle diese und noch andre Versuche und Vorschläge (von Vincent, Tuma, Decher u. a., vgl. Chroma) nicht gefunden und daher auch keinen Einfluß auf die Weiterentwickelung unsrer Tonschrift geübt. Vgl. Riemann, Studien zur Geschichte der Notenschrift (Leipz. 1878).

^[Abb.: Übersicht der Noten und Schlüssel und ihrer Bezeichnung. Violinschlüssel, Altschlüssel, Diskantschlüssel, Tenorschlüssel, Baßschlüssel.]

Notenbanken, s. Banken, S. 325.

Notendruck, die aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. stammende Erfindung, die bis dahin geschriebenen Tonzeichen durch den Druck zu vervielfältigt. Zuerst bediente man sich zum Druck ganzer Holzplatten, und erst später setzte man die Noten auf ähnliche Weise wie Schriften mit beweglichen Lettern. Die ältesten, wahrscheinlich mit Holztafeln gedruckten Noten, die man kennt, sind von 1473. Auf die Holzplatten folgte dann zunächst der Notenstich auf Kupferplatten. Der wohlfeilere N. auf Zinnplatten, wobei die Noten mit Stahlstempeln in das Zinn geschlagen werden, fand erst um die Mitte des 18. Jahrh. Ausbreitung. Als Erfinder der beweglichen metallenen Notentypen gilt Petrucci aus Fossombrone (1466-1539); es sind indes Drucke von ihm nur aus den Jahren 1502-23 bekannt. Unter seinen Nachfolgern in Italien sind Ant. Zunta oder Junta und Ant. Blado (um 1530) in Rom und Ant. Gardano in Venedig hervorzuheben. (Vgl. Schmid, Ottaviano dei Petrucci, der erste Erfinder des Musiknotendrucks mit beweglichen Metalltypen, Wien 1845). In Deutschland erwarben sich vor andern Erhard Oglin (Öglin, Ocellus) in Augsburg (seit 1507) und Peter Schöffer in Mainz (um 1512) Verdienste um den Musiknotendruck. In Frankreich übte die Familie Ballard (seit 1558) fast zwei Jahrhunderte lang eine Art Monopol des Notendrucks aus. In den Niederlanden kommen erst gegen die Mitte des 16. Jahrh., in England in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. gedruckte Musikalien vor. Aus der neuern Zeit ist vor allen Immanuel Breitkopf (s. d.) in Leipzig zu nennen, welcher den N. durch Selbständigmachung von Linien, Noten etc. gänzlich umwandelte und dadurch die Verengerung der Zahl der erforderlichen Typen und ein eleganteres und korrekteres Aussehen erzielte. Die Lithographie verdrängte bald nach ihrer Erfindung den bis dahin noch geübten kostspieligern Stich auf Kupferplatten; die Noten werden hierbei entweder direkt auf den Stein lithographiert (graviert), oder von Zinnplatten übertragen, in welche sie vorher mittels Stahlstempel eingeschlagen werden. Bei geringen Auflagen kann der Druck auch von den Zinnplatten selbst auf der Kupferdruckpresse erfolgen. Auch die Chemitypie (s. d.) und die Zinkographie (s. d.) werden zur Herstellung von Notenplatten, deren Druck auf der Buchdruckpresse erfolgt, verwandt; das Zinkätzverfahren erweist sich bei großen Auflagen als sehr zweckmäßig, besonders wenn die Noten nicht zugleich mit Liedertexten etc. begleitet sind. Der Notensatz aus Typen empfiehlt sich namentlich für Lehrbücher oder für mit Text versehene Liederbücher, erweist sich bei kleinern Auflagen aber zu kostspielig. Die Stereotypie wurde in Deutschland zuerst von K. Tauchnitz mit Erfolg beim N. angewandt.

Notensystem, s. Noten.