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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Palinurus - Palla.

talgeschützen (s. Euthytona). Die Kaliber der P. betrugen 20-55 cm, das Gewicht der Geschosse 5-81 kg, für gewöhnlich aber 27 kg. Die Wurfweite konnte 2 Stadien (400 m) erreichen. Vgl. Katapult.

Palinūrus, Languste.

Palinūrus (jetzt Palinuro), Vorgebirge an der Westküste Lukaniens, benannt nach dem Steuermann des Äneas, der nach der Sage hier im Schlaf ins Meer stürzte und ertrank. 253 v. Chr. scheiterte hier eine römische Flotte von 150 Schiffen.

Palisanderholz (Palyxander), s. Jacaranda.

Palissāden (franz. palissades, Schanzpfähle), 20-30 cm starke, 3-4 m lange, oben zugespitzt Pfähle, werden in der Befestigungskunst als Hindernismittel mit Zwischenräumen von 6-8 cm etwa 1 m tief eingegraben und in der Erde durch eine Grundschwelle, am obern Ende durch eine aufgenagelte Latte verbunden; liegend eingegrabene P. (Sturmpfähle), s. Fräsierung. Verteidigungspalissaden sollen gegen feindliches Gewehrfeuer decken und die Abgabe eignen Feuers ermöglichen. Man setzt je drei Hölzer dicht nebeneinander und läßt dann eine Lücke von 8-10 cm, die bis zur Anschlaghöhe durch eine schwächere Brustpalissade gefüllt wird. Zur Deckung gegen Feuer schüttet man gegen die P. von außen bis zur Schartenhöhe Erde an aus einem Spitzgraben, der zugleich die Benutzung der Scharten von außen erschwert. Verteidigungspalissaden wendet man an zum Schluß der Kehle offener Feldwerke, bei der Ortsverteidigung, ja selbst im freien Feld in Gestalt von runden sogen. Tambours, z. B. zur Deckung einzelner Feldwachen gegen Überfall durch Kavallerie. Im Orient trifft man oft Ortsbefestigungen, wo P. die äußere Brustwehrböschung bilden und ein Erdwall dahinter angeschüttet ist, Palanken.

Palissadenparenchym, ein Zellgewebe mit senkrecht zur Oberfläche des Organs dicht gestellten Zellwänden, das besonders in harten Samenschalen vorkommt.

Palissadenwurm, s. Strongyliden.

Palisse, La (spr. -liß), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Allier, an der Bèbre und an der Eisenbahn von Nevers nach St.-Etienne, mit altem Schloß, Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und (1881) 1882 Einw.

Palissot de Montenoy (spr. -sso d' mongt'nŏa); Charles, franz. Dichter, geb. 3. Jan. 1730 zu Nancy, wurde schon in seinem 14. Jahr Bakkalaureus der Theologie, verließ jedoch dieselbe wieder, um sich ganz der Litteratur zu widmen. Seine ersten Trauerspiele fanden geringen Beifall, größern seine Lustspiele: "Les tuteurs" und "Le barbier de Bagdad". Sein satirisches Schubladenstück "Le cercle", worin er namentlich Rousseau geißelte, zog ihm viele Angriffe von seiten der Encyklopädisten zu, die er in den "Petites lettres contre les grands philosophes" (1757) und der Komödie "Les philosophes" (1760) zurückgab. Mit Voltaire hielt er Frieden und widmete ihm sogar "La Dunciade, ou la guerre des sots" (1764), eine Sammlung satirischer Charakterbilder, welche er später noch durch die Porträte der Revolutionshelden vermehrte. Erfolg hatte dieses Epos wie auch seine Komödien durch die scharfe Polemik; dichterisch ist es wertlos. Zu erwähnen ist noch die oberflächliche und parteiische Schrift "Mémoire pour servir à l'histoire de la littérature française depuis François I jusqu'à nos jours" (1771; 1803, 2 Bde.). Außerdem schrieb er noch mehrere Werke, die sich ebenfalls in seinen "Œuvres" (1788, 4 Bde.; 1809, 6 Bde.) finden. P. starb als Vorsteher der Mazarinschen Bibliothek 15. Juni 1814. Vgl. Meaume, P. et les philosophes (Nancy 1864).

Palissy, Bernard, Glasmaler und Kunsttöpfer, geboren um 1510 in der französischen Provinz Saintonge, war in Saintes thätig und wurde als eifriger Hugenotte durch den Herzog von Montmorency, später durch Katharina von Medici, die ihm ein Patent als "Erfinder der rustiques figulines (s. Palissyschüsseln) des Königs" gab, vor Verfolgungen gerettet. Er entdeckte das Verfahren, Thongefäße und -Schüsseln mit farbigem Email herzustellen, siedelte 1565 nach Paris über, wo er im Tuileriengarten künstliche Grotten mit Pflanzen und seltsamen Tieren aus Terrakotta herstellte und daneben auch als Kunsttöpfer thätig war, und flüchtete nach der Bartholomäusnacht nach Sedan. Er hielt dort und in der Umgegend wissenschaftliche Vorträge, wurde aber um 1587 wegen Ketzerei in die Bastille gebracht und soll um 1590 daselbst gestorben sein. Er schrieb: "Récepte véritable par laquelle tous les hommes de France pourront apprendre à multiplier et augmenter leur thrésors, etc." (La Rochelle 1564) und "Discours admirables de la nature des eaux et fontaines, etc." (Par. 1580), beide neu herausgegeben in den "Œuvres complètes de B. P." von Fiance (das. 1880). Vgl. B. Bucher, Mit Gunst (Leipz. 1886); P. Burty, Bern. P. (Par. 1886).

Palissyschüsseln (Palissyware), farbig emaillierte, nur dekorativen Zwecken dienende ovale Thonschüsseln, die, von B. Palissy (s. d.) erfunden, auf der innern Fläche mit über der Natur abgeformten Eidechsen, Schlangen, Fischen, Krebsen, Hummern, Fröschen, Muscheln, Schildkröten, Blättern und Pflanzen geschmückt sind. Palissy selbst nannte diese Produkte "rustiques figulines" (ländliche Thonarbeiten). Außer den P. im engern Sinn (s. Tafel "Keramik", Fig. 9) hat er auch Thonfiguren, runde Schüsseln mit durchbrochenen Rändern u. dgl. im Geschmack der italienischen Renaissance angefertigt, die aber von geringerer Bedeutung sind.

Palitzsch, Johann Georg, ein durch seine wissenschaftlichen Kenntnisse berühmter Bauer, geb. 11. Juni 1723 zu Prohlis bei Dresden, gest. 21. Febr. 1788 daselbst, beschäftigte sich neben seinen Berufsarbeiten viel mit Philosophie, Botanik, Physik und namentlich mit Astronomie und entdeckte in der Nacht vom 25. zum 26. Dez. 1758 den Halleyschen Kometen, fast einen Monat früher als irgend ein Astronom. 1783 stellte er gleichzeitig mit Goodrike die Periode der Veränderlichkeit des Sterns Algol im Perseus fest. Sein Leben beschrieb F. Theile (Leipz. 1878).

Palksstraße, Meerenge zwischen der Nordwestspitze von Ceylon und der Südostküste von Vorderindien, hängt südlich, wo sie durch die Insel Ramesweram und die Adamsbrücke (s. d.) fast geschlossen wird, mit dem Golf von Manaar zusammen und verbindet diesen mit dem Bengalischen Meerbusen. Sandbänke ragen zur Zeit der Ebbe 1 m über das Wasser empor, und das Fahrwasser daneben ist so gering, daß ein Ausbaggern für Seeschiffe nicht ausführbar erscheint. Zur Zeit des Nordostmonsuns ist die P. besonders gefährlich.

Pall., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für P. S. Pallas (s. d.).

Palla (lat.), langes, bis über die Füße herabgehendes, viereckig zugeschnittenes Gewand, von den römischen Frauen beim Ausgehen über den andern Kleidern getragen und je nach dem Geschmack in verschiedener Weise um den Körper gelegt (vgl. die Abbildung S. 632). Auch Sänger und Tragöden trugen