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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Palladgold; Palladio; Palladios; Palladium

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Palladgold - Palladium.

dieses Kleid. P. corporis, das Tuch, welches bei der katholischen Messe auf Altar, Brot und Kelch gedeckt wird.

^[Abb.: Römerin in der Palla. (Statue der jüngern Agrippina.)]

Palladgold, s. Gold, S. 473.

Palladio, Andrea, ital. Architekt, geboren um 1508 zu Vicenza, war ursprünglich Steinmetz, kam mit Hilfe des Dichters Trissino 1541 nach Rom, wo er die antiken Baudenkmäler studierte und aufnahm, und machte dann weitere Studienreisen in Italien. Die Resultate seiner Forschungen legte er zunächst in dem Neubau der Basilika zu Vicenza nieder, welcher 1549 begonnen, aber erst 1614 vollendet wurde. Seit dem Anfang der 50er Jahre führte er eine Reihe von Palästen und Landhäusern in Vicenza und Umgebung aus, von denen die Palazzi Thiene (1556), Chierigati (jetzt Museo Civico), Valmerana (1566) und Barbarano (1570) und die Villen Maser und Rotonda hervorzuheben sind. Seit etwa 1560 war er vorzugsweise für Venedig thätig, wo er unter anderm das Refektorien und die Kirche von San Giorgio Maggiore, die Fassade von San Francesco della Vigna, die Sala delle quattro Porte im Dogenpalast und die Kirche del Redentore (sein Hauptwerk) erbaute. Auch um Verbesserung des Brückenbaues erwarb sich P. große Verdienste. Die von ihm errichtete Brücke über den Cismone, zwischen Trient und Bassano, hat 33 m weite Joche, die von einem höchst einfachen und sehr verständig angeordneten Hängewerk überspannt werden. Das Werk, in dem er am erfolgreichsten die Früchte seines Studiums der Antike niederlegte, ist das sogen. Olympische Theater zu Vicenza, dessen Vollendung er jedoch nicht mehr erlebte. Er starb 19. Aug. 1580 als Baumeister der Republik Venedig. Palladios Werke sind für die nächstfolgenden Zeiten normgebend gewesen. In strengem Anschluß an die römische Antike geriet er bisweilen in Trockenheit und Nüchternheit. Doch hielt er stets auf strenge und gewissenhafte Durchbildung der Formen und richtige Proportionen, in denen sich ein feines Stilgefühl zeigt. Er war ein Meister in der allgemeinen Komposition und in der Anordnung der Räume. Charakteristisch für ihn ist die reiche Anwendung von Halbsäulen an den Fassaden, welche zuletzt meist durch zwei Stockwerke hindurchgingen und bisweilen auch gekuppelt auftreten, und von Säulenhallen mit Giebeln. Palladios hauptsächlichste Baugedanken wirken noch in der gegenwärtigen Architektur nach. P. fertigte auch die Zeichnungen für Barbaros Ausgabe des Vitruv, gab 1554 die "Antichità de Roma" und 1574 Cäsars "Commentarii" (mit 41 Zeichnungen) heraus. Sein Hauptwerk ist: "Quattro libri dell' architettura" (1570; spätere Ausg., Vicenza 1776-83, 4 Bde.; deutsch von Böckler, Nürnb. 1698). Eine neue Ausgabe der Werke Palladios besorgten Chapuy und Beugnot (Par. 1825-42, 2 Bde.). Sein Leben beschrieben Temanza (Vened. 1763), Quatremère (Par. 1830, 2 Bde.), Magrini (Pad. 1846), Zanella (Mail. 1880), Barichella (Lonigo 1880). Vgl. Dohme in "Kunst u. Künstler", Bd. 3 (Leipz. 1879).

Palladios, genannt der Iatrosophist, griech. Arzt und Schriftsteller, aus Alexandria, lebte wahrscheinlich im 5. Jahrh. n. Chr. und verfaßte außer einem Kommentar zu den Werken des Hippokrates eine noch erhaltene Schrift "Über die Fieber", die von ihrem neuesten Herausgeber (Flor. 1863) freilich einem Arzt des 7. Jahrh., Theophilos Protospatharios, und dessen Schüler Stephanos beigelegt wird.

Palladium Pd, eins der Platinmetalle, welches zu etwa 2 Proz. im Platinerz, zu 5-10 Proz. in einigen Sorten brasilischen Goldes, fast rein im brasilischen Platinsand und außerdem in selenhaltigen Erzen von Tilkerode und spurenweise in Blei- und Silbererzen, daher auch in dem meisten Silber vorkommt. Zur Darstellung extrahiert man Platinerze mit Königswasser, macht die Lösung möglichst neutral, fällt sie mit Cyanquecksilber und glüht das ausgeschiedene Cyanpalladium an der Luft. P. ist etwas weißer, weicher, geschmeidiger, leichter schweißbar und schmelzbar als Platin, Atomgewicht 106,2, spez. Gew. 11,4. Beim Erhitzen an der Luft läuft es violett an, aber bei stärkerm Erhitzen wird es durch Reduktion des Oxyds wieder glänzend. In der Spiritusflamme berußt es und bildet schwarze Auswüchse von Kohlenstoffpalladium. Es ist an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur unveränderlich, schwärzt sich nicht durch Schwefelwasserstoff, löst sich in Königswasser und konzentrierter Salpetersäure. Es löst sich auch in schmelzendem Kaliumsulfat und wird durch schmelzendes Ätzkali oxydiert. In Wasserstoff erhitzt und erkaltet, absorbiert es davon 935 Volumen, vergrößert dabei sein eignes Volumen um 9,8 Proz., verliert aber den Wasserstoff beim Erhitzen im Vakuum und unter Selbsterhitzung an der Luft. Von Sauerstoffverbindungen kennt man schwarzes Suboxydul Pd2O ^[Pd_{2}O], schwarzes Oxydul PdO und schwarzes Oxyd PdO2 ^[PdO_{2}]. Palladiumchlorür PdCl2 ^[PdCl_{2}] entsteht bei gleichzeitiger Einwirkung von Chlor und Salzsäure auf P., bildet braune Kristalle mit 2 Molekülen Kristallwasser, zersetzt sich beim Stehen in Lösung und beim Erhitzen, wobei zuletzt Metall zurückbleibt; in Königswasser löst sich P. mit dunkelbrauner Farbe zu Palladiumchlorid PdCl4 ^[PdCl_{4}], welches sich beim Verdünnen mit Wasser in Chlor und Chlorür zersetzt und mit Chlorammonium schwer lösliches, hochrotes Ammoniumpalladiumchlorid (NH4)2PdCl6 ^[(NH_{4})_{2}PdCl_{6}] bildet, welches beim Erhitzen schwammförmiges P. hinterläßt. Eine möglichst säurefreie Lösung des Chlorürs ist ein gutes Reagens auf Leuchtgas, Kohlenoxyd, Grubengas, indem damit getränkte Leinwand durch jene Gase schwarz wird. Man benutzt P. und Palladiumlegierungen zu Skalen und Kreisteilungen an astronomischen Instrumenten, zu Impfnadeln, zum Befestigen künstlicher Zähne; auch eine Legierung aus 1 Silber und 9 P. wird von Zahnärzten benutzt, und eine solche aus P., Silber, Gold und Kupfer eignet sich zu Zapfenlagern in Uhren. Versilberte Gegenstände überzieht man sehr dünn mit P., welches die Schönheit der Farbe nicht beeinträchtigt und durch Schwefelwasserstoff nicht anläuft. Das P. wurde 1803 von Wollaston entdeckt.

Palladium (griech. Palladion), ein altes Schnitzbild der Städteschirmerin Pallas Athene, welches auf der Burg von Troja als Unterpfand der öffentlichen Wohlfahrt aufbewahrt wurde, 3 Ellen hoch, stehend, mit eng aneinander geschlossenen Füßen, in der Rechten den gezückten Speer, in der Linken Spindel und Rocken oder einen Schild. Zeus hatte es dem Ilos bei der Gründung Ilions als günstiges Zeichen vom Himmel zugeworfen; nach andrer Mitteilung war es