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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pelleterie - Pelopidas.

Pelleterīe (franz.), Pelz-, Rauchwaren.

Pelletpulver, s. Schießpulver.

Pellicānus (latinisiert für Kürschner), Konrad, einer der schweizer. Kirchenreformatoren des 16. Jahrh., geb. 1478 zu Ruffach im Elsaß, trat in den Franziskanerorden, wandte sich aber seit 1519 der Reformation zu und wirkte als Professor der Theologie seit 1523 in Basel und seit 1527 in Zürich, wo er 1556 starb. Er hat unter anderm zahlreiche Kommentare über die biblischen Bücher, eine hebräische Grammatik, ein hebräisches Lexikon sowie eine "Chronik seines Lebens" geschrieben.

Pellĭco, Silvio, berühmter ital. Dichter, geb. 24. Juni 1789 zu Saluzzo in Piemont, Sohn des als lyrischer Dichter bekannten Onorato P., erhielt seine Erziehung zu Pignerolles, wohin sich sein Vater, um politischen Verfolgungen in seinem Vaterland zu entgehen, zurückgezogen hatte, und verriet schon früh eine entschiedene Neigung für die dramatische Dichtkunst. In seinem 16. Jahr nahm ihn ein Verwandter zu sich nach Lyon, wo er vier Jahre zubrachte und sich eifrig mit französischer Litteratur beschäftigte. 1810 kehrte er mit seiner Familie nach Mailand zurück, wo er zum Lehrer der französischen Sprache an der Militärwaisenschule ernannt wurde und sich mit Vincenzo Monti und Ugo Foscolo befreundete. Hier schrieb er seine ersten Tragödien: "Laodicea" und "Francesca da Rimini" (letztere deutsch von Max Waldau, Hamb. 1850; von Seubert, Leipz. 1872). Erstere betrachtet er selbst als mißlungen und zog sie, nachdem sie nur wenige Ausführungen erfahren hatte, zurück; letztere ging in den nächsten Jahren unter immer steigendem Beifall über die ersten Bühnen Italiens. Nach dem Sturz des Napoleonischen Regiments wurde P. Erzieher der Kinder des Grafen Porro Lambertenghi, in dessen Haus er Frau v. Staël, Schlegel, Byron, Brougham und andre berühmte Ausländer kennen lernte. Um dieselbe Zeit entwarf er in Verbindung mit mehreren ausgezeichneten Patrioten, wie Manzoni, Berchet, Romagnosi u. a., den Plan zu einer Zeitschrift, welche durch sittliche Hebung der Nation die Wiedergeburt Italiens vorbereiten sollte. So entstand 1819 der "Conciliatore", dessen Richtung jedoch dem österreichischen Regiment bald in hohem Grad anstößig wurde, und der daher mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Auch Pellicos dritte Tragödie: "Eufemio di Messina" (1820), stieß auf Hindernisse bei der Zensur, und der Druck in Italien wurde endlich nur unter der Bedingung gestattet, daß das Stück nie aufgeführt würde. In demselben Jahr wurde aber auch nicht nur der "Conciliatore" unterdrückt, sondern auch P. und sein Freund Maroncelli unter der vollkommen grundlosen Anklage des Karbonarismus verhaftet und in das Gefängnis Santa Margherita in Mailand, sodann zu Anfang des folgenden Jahrs in die Bleikammern von Venedig abgeführt. Während seiner Gefangenschaft schrieb er seine Tragödien: "Iginia d'Asti" u. "Ester d'Engaddi". Nach fast zweijähriger Haft wurde er wegen angeblicher Teilnahme an einer geheimen Gesellschaft zum Tod verurteilt, vom Kaiser jedoch zu 15jähriger harter Kerkerstrafe auf dem Spielberg begnadigt. Die bis zur Grausamkeit gehende Behandlung, welche ihm hier zu teil wurde und die ihm wiederholt eine schwere Krankheit zuzog, hat er in seinem Werk "Le mie prigioni" aufs ergreifendste geschildert. Inmitten seiner schweren Leiden verfaßte er hier seine Tragödie "Leoniero da Dertona", die er, da ihm alle Schreibmaterialien versagt wurden, im Gedächtnis aufbewahrte. 1830 erfolgte unter dem Eindruck, welchen die Pariser Julirevolution auch in Wien machte, seine und seines Schicksalsgenossen Maroncelli Begnadigung und Freilassung. Mit gebrochener Gesundheit und angekränkelt vom Mystizismus, kehrte er in sein Vaterland zurück, wo er in Turin im Haus der Marquise Barolo als deren Sekretär und Bibliothekar eine Zuflucht fand. Hier starb er 1. Febr. 1854. Von seinen Werken ist "Le mie prigioni" (Par. 1833 u. öfter, Leipz. 1868) am allgemeinsten bekannt. Es ist in fast alle gebildeten Sprachen übersetzt (deutsch, Leipz. 1833, 1872) und hat wie kaum ein andres Buch dazu beigetragen, das österreichische Regiment in Italien vor ganz Europa zu brandmarken. In der Form seiner Tragödien, zu welchen außer den schon oben genannten noch "Gismonda da Mendrisio", "Erodiade" und "Tommaso Moro" gehören, hatte P. sich Alfieri zum Muster genommen, ohne jedoch dessen männliche Energie und Sicherheit der Charakterzeichnung nur entfernt zu erreichen. Weichheit und Empfindsamkeit sind die hervorstechenden Züge seiner Stücke. Dasselbe Gepräge tragen seine poetischen Erzählungen aus dem Mittelalter unter dem Titel: "Cantiche" und seine lyrischen Gedichte "Poesie inedite", die auch großenteils religiösen Inhalts sind. Auch seine zweite Prosaschrift, "Discorso dei doveri degli uomini" (deutsch, Halle 1862), ermüdet trotz der darin vorgetragenen unverwerflichen Moral durch denselben Fehler. Seine Werke sind gesammelt unter den Titeln: "Opere" (Padua 1831, 2 Bde.) und "Opere inedite" (Tur. 1837, 2 Bde.; ferner Leipz. 1834-38, 2 Bde.; Mail. 1886, 1 Bd.). Übersetzungen der poetischen Werke gaben Kannegießer und Müller (2. Ausg., Stuttg. 1850) und Duttenhofer (das. 1835-37) heraus. Vgl. Chiala, Vita di S. P. (Flor. 1852); Bourdon, S. P., sa vie et sa mort (7. Aufl., Par. 1879).

Pellis (lat.), Fell, Haut.

Pelluzidĭtät (lat.), im allgemeinen s. v. w. Durchsichtigkeit; in der Mineralogie alle Grade der Durchlässigkeit des Lichts bis herab zur Undurchsichtigkeit (Opazität); vgl. Mineralien.

Pellworm, Insel im schleswigschen Wattenmeer, zum Kreis Husum der preuß. Provinz Schleswig-Holstein gehörig, westlich von Husum, 42 qkm (¾ QM.) groß, ringsum mit Deichen umgeben, hat 2 Kirchen, ein Amtsgericht und 2000 Einw. P. ist ein Überrest der großen Insel Nordstrand, welche 1634 von der Flut verschlungen wurde.

Pelly (P. Bay), Bai an der westlichen Seite des Boothiagolfs, im arktischen Nordamerika, unter 69° 4' nördl. Br. und 90° westl. L. v. Gr.

Pelly River, Fluß im britischen Nordamerika, entspringt in einem kleinen See am Westabhang des Felsengebirges und vereinigt sich nach einem Laufe von 800 km bei Fort Selkirk mit dem Lewisfluß zum Fluß Jukon (s. d.).

Pelo (Pelseide), s. Seide.

Pelobates, Krötenfrosch (s. Frösche, S. 752); Pelobatides, Familie aus der Ordnung der Frösche (s. d.).

Pelopĭdas, Sohn des Hippokles, neben Epameinondas der Schöpfer von Thebens Hegemonie, stammte aus einer angesehenen Familie und gelangte noch jung zu bedeutendem Vermögen. Dennoch lebte er äußerst einfach und widmete sich lediglich dem Dienst seiner Vaterstadt. Nach der Einnahme der Kadmeia durch Phöbidas (382 v. Chr.) und dem Sieg der Oligarchen floh er mit etwa 400 Demokraten nach Athen, kehrte aber im Herbst 379 mit zwölf Genossen heimlich in seine Vaterstadt zurück und ermordete mit den übrigen Verschwornen die Häupter der oligar-^[folgende Seite]