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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pelit; Pelitische Gesteine; Pell; Pella; Pellagra; Pellegrin; Pellentia; Pellestrina; Pelletan

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Pelit - Pelletan.

Infanterieregiment, ward 1819 zum Generalstab und kurz darauf als Aide-Major zu einem Husarenregiment versetzt, von dem er 1821 zur Infanterie zurückkehrte. 1823 nahm er als Adjutant des Generals Grundler am spanischen Feldzug teil; 1828 begleitete er den General Durrieu als Adjutant nach Morea. 1830 nahm er an der Expedition nach Algier teil, worauf er in Frankreich als Major im Generalstab verwandt wurde. Im November 1839 ging er mit dem General Schramm, der ihn zu seinem Generalstabschef erwählte, wieder nach Algerien. Sein Name ward zuerst in weitern Kreisen bekannt, als er 1845 bei einem Angriff auf die Dahragrotten 400 Araber, die seiner Aufforderung, zu weichen, kein Gehör gaben, in einer Höhle durch Rauch ersticken ließ. Am 10. Jan. 1855 wurde er zum Kommandanten des 1. Korps der orientalische Armee berufen, übernahm 19. Mai das Kommando der Belagerungsarmee von Sebastopol und ward nach der Eroberung der Festung 12. Sept. zum Marschall ernannt. Im Sommer 1856 kehrte er aus der Krim nach Frankreich zurück und wurde 22. Juli vom Kaiser zum Herzog von Malakow mit einer Jahresrente von 100,000 Frank ernannt. Vom März 1858 bis Mai 1859 war er Gesandter in London, befehligte 1859 die Observationsarmee am Rhein und wurde 1860 zum Generalgouverneur von Algerien ernannt; er starb 22. Mai 1864 daselbst.

Pelit, s. v. w. Thon.

Pelitische Gesteine, Trümmergesteine, welche aus feinen Staubkörnchen oder Schüppchen eines oder mehrerer Mineralien gebildet sind und als homogene, feinerdige Massen erscheinen. Das Bindemittel ist in der Regel kohlensaurer Kalk oder Thon. Sie zeigen ganz allgemein Schieferung (Schieferthon, Grauwackenschiefer, Thonschiefer) und gewinnen durch beigemengte vereinzelte größere Fragmente oder accessorische Bestandteile porphyrartigen Habitus.

Pell, am Niederrhein s. v. w. Bruch (s. d., S. 486).

Pella, 1) Stadt im alten Makedonien, auf einer Anhöhe an einem vom Fluß Ludias gebildeten See, seit Archelaos Residenz der makedonischen Könige, wo Philipp II. und Alexander d. Gr. geboren wurden. P. besaß ein prachtvolle Schloß, dessen Wandmalereien von Zeuxis ausgeführt waren; berühmtes Kenotaph des Euripides, einen Tempel der Athene, welcher zu einer Kirche umgewandelt wurde, nachdem Apostel Paulus dort gepredigt hatte; ferner ein berühmtes Theater und die bewunderte königliche Schatzkammer. Nach Alexander d. Gr. sank P., doch blieb es Residenz und wurde unter den Römern Hauptstadt des dritten makedonischen Distrikts. Ruinen bei dem Dorf Ala-Kilissa, unfern Janitza. -

2) Stadt in Palästina, östlich vom Jordan, zur Dekapolis in Peräa gehörig, wurde von Antiochos d. Gr. erobert, dann von Alexander Jannäos zerstört, von Pompejus wiederhergestellt und war vor der Zerstörung Jerusalems der Zufluchtsort der dortigen Christen. P. lag auf einem Hügel über dem Ghor, doch noch 75 m unter dem Meeresspiegel. Heute Fahil.

Pellagra (griech., ital. Mal rosso, lombardischer oder mailändischer Aussatz, auch mailändische Rose), eigentümliche Hautkrankheit in Oberitalien, besonders um Padua herum, in Südfrankreich und einigen Gegenden Spaniens, befällt nur Landbewohner und zwar Frauen leichter als Männer und rührt vielleicht von einem Pilz her, welcher auf den Maispflanzen vorkommt, in die Haut der Landleute eindringt und eigentümliche Krankheitserscheinungen herbeiführt. Das P. ist trotz der reichlichen über dasselbe veröffentlichten Litteratur noch sehr wenig gekannt, und die Darstellungen darüber enthalten die größten Verschiedenheiten in Angaben und Deutung. Es entsteht in den Frühlingsmonaten unter Verdauungsstörungen, Fieber und Bildung einer umschriebenen, rosenartigen, meist bräunlichroten Entzündung der Haut an den der Luft und dem Sonnenlicht ausgesetzten Stellen, vorzüglich dem Handrücken, welche, nachdem ein Schuppenausschlag entstanden, im Herbst allmählich wieder verschwindet. In dem nächsten Frühjahr kehrt sie aber wieder, das Übel wird immer hartnäckiger und die Teilnahme des Gesamtorganismus immer größer. Der Ausschlag färbt sich immer dunkler braun, die Haut bleibt rauh und rissig; vielfach ist sie auf weite Strecken mit Pusteln und Borken von ekelhaftem Aussehen bedeckt. Auch die Schleimhäute werden mit in die Affektion hineingezogen; die Mundschleimhaut ist gerötet, aufgelockert und schmerzhaft; es stellen sich Magenschmerz, Erbrechen, Durchfall etc. ein. Zuweilen gehen die Kranken unter allgemeinen Ernährungsstörungen, zuweilen unter Symptomen von Gehirnkrankheiten zu Grunde. Nur leichte Fälle sind heilbar.

Pellegrin, Pseudonym, s. Fouqué 2).

Pellentia (lat.), s. v. w. Abortivmittel.

Pellestrina, eine der Düneninseln vor den Lagunen von Venedig, welche sich in einer Länge von 12 km und in einer größten Breite von 300 m, an der Außenseite durch gewaltige Steinmauern (Murazzi) verstärkt, vom Porto di Chioggia bis zum Porto di Malamocco erstreckt. Sie ist nach dem Flecken P., welcher nahe dem Südende der Insel gelegen ist und (1881) 3849 Einw. zählt, benannt.

Pelletan (spr. pell'tang), 1) Pierre Clément Eugène, franz. Schriftsteller und Politiker, geb. 29. Okt. 1813 zu Maine-Bertrand (Nieder-Charente), studierte seit 1833 in Paris die Rechte, dann Philosophie und Litteratur und wirkte hierauf eine lange Reihe von Jahren als Kritiker in der "Presse" und der "Revue des Deux Mondes". 1848 gründete er mit Lamartine den "Bien public" und bekämpfte im "Siècle" und in dem "Courrier du dimanche" das zweite Kaiserreich. 1863 und 1869 wurde er als Mitglied der Opposition in den Gesetzgebende Körper gewählt, 1870 bei der Septemberrevolution zum Minister ohne Portefeuille ernannt und leitete während der Belagerung von Paris besonders die Ambulanzen. 1871-76 gehörte er als Mitglied der republikanischen Linken zur Nationalversammlung, seit 1876 war er Mitglied des Senats und starb 13. Dez. 1884. Er schrieb außer zahlreichen Flugschriften: "La lampe éteinte" (1840, 2 Bde.); "L'histoire du brahmanisme" (1846); "Heures du travail" (2. Aufl. 1869); "La loi de progrès" (6. Aufl. 1881); "Les droits de l'homme" (2. Aufl. 1867; deutsch, Brem. 1870); "La nouvelle Babylone" (1863; deutsch, das. 1871); "Décadence de la monarchie française" (4. Aufl. 1872); "Les fètes d'intelligence" (1863); "La charte du foyer" (1864); "Nouvelles heures de travail" (1870); "Elisée; voyage d'un homme à la recherche de lui-même" (1877); "Dieu est-il mort?" (1883) u. a.

2) Charles Camille, Politiker, Sohn des vorigen, geb. 23. Juni 1846, besuchte die École des chartes, wandte sich aber 1869 dem Journalismus zu und ward 1880 Chefredakteur der "Justice". Seit 1881 Deputierter, schloß er sich der äußersten Linken an. Er schrieb: "Le théâtre de Versailles" (1876, Sitzungsberichte über die Nationalversammlung); "Questions d'histoire, le Comité central et la Commune" (1879); "La semaine de mai" (1880) u. a.