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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Peru; Peruaner Thee; Peruānischer Reis; Perubalsam; Perücke

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Peru - Perücke.

1887); Reiß und Stübel, Das Totenfeld von Anton in P. (Berl. 1881-82); Herrera, Compendio de la historia del P. (Par. 1864); Lorente, Historia del P. (1870 ff., 8 Bde.); Paz Soldan, Historia de P. independiente 1819-27 (Lima 1872-74, 2 Bde.); Arana, Histoire de la guerre du Pacifique (Par. 1881, 2 Bde.); Markham, The war between P. and Chili 1879-81 (Lond. 1882).

Peru, 1) Stadt im nordamerikan. Staat Illinois, am Illinoisfluß, 10 km unterhalb La Salle, hat Kohlen- und Kornhandel und (1880) 4632 Einw. -

2) Hauptort der Grafschaft Miami im nordamerikan. Staat Indiana, am Wabash, in fruchtbare Gegend, 110 km nördlich von Indianapolis, hat eine Nähmaschinenfabrik etc. und (1880) 5280 Einw.

Peruaner Thee, s. Ilex.

Peruānischer Reis, s. Chenopodium.

Perubalsam (schwarzer indischer Balsam, San Salvador-Balsam, Balsamum peruvianum nigrum), der in San Salvador (Balsamküste) aus Myroxylon sonsonatense Klotzsch, aber auch aus andern Arten derselben Gattung, insbesondere noch aus M. peruiferum Mutis (s. Tafel "Arzneipflanzen I") im nördlichen Südamerika, ausfließende Balsam, wird auf die Weise gewonnen, daß man die Rinde des Baums an bestimmten Stellen weich klopft, nach einigen Tagen durch Fackeln entzündet und nach einer weitern mehrtägigen Frist ablöst; den ausfließenden hellgelben Balsam fängt man durch angedrückte Zeuglappen auf und entzieht ihn den letztern durch Kochen mit Wasser und Ausringen. Der so gewonnene P. ist dunkelbraun, in dünnen Schichten durchscheinend, sirupartig, riecht angenehm nach Benzoe und Vanille und schmeckt mild, dann scharf und kratzend. Das spezifische Gewicht ist 1,15-1,16; er mischt sich mit Alkohol, löst sich nicht vollständig in Äther, trocknet nicht an der Luft, reagiert schwach sauer und besteht aus Zimtsäurebenzyläther (Perubalsamöl), Zimtsäurezimtäther, Benzoesäure, Harz etc. Man benutzt den P. in der Medizin als Mittel gegen die Krätze, chronische schuppige Ausschläge, Hautfinnen, Frostbeulen und zu Brustwarzenbalsam und bereitet aus dem wässerigen Auszug desselben durch Kochen mit Zucker einen Sirup. Sehr häufig wendet man ihn in der Parfümerie zu Räuchermittel und Pomaden und nicht selten auch als Ersatz der Vanille in der Schokoladenfabrikation an. Die Indianer benutzten den P. schon vor der spanischen Invasion. Nach derselben ging er mit andern Erzeugnissen zunächst ausschließlich nach Callao und erhielt daher den Namen P. Päpstliche Bullen aus dem 16. Jahrh. verordneten seine Verwendung zum Chrisma der katholischen Kirche.

Perücke (Perrücke, franz. perruque, ital. parrucca, span. peluca, v. lat. pilus, Haar), Kopfbedeckung von Haaren, die dem natürlichen Haupthaar mehr oder weniger ähnlich ist. Der Gebrauch fremder Haare zur Bedeckung des Kopfes kam schon im Altertum vor und zwar weniger, um das natürliche Haar, falls es geschwunden, zu ersetzen, sondern zum Schmucke. Könige und Krieger setzten sich Perücken auf, um ehrfurchtgebietender oder furchterregender zu erscheinen, und diese Absicht liegt auch der P. aus Menschen- oder Tierhaaren, Pflanzenfasern, Gräsern etc. zu Grunde, welche noch heute von unzivilisierten Völkerschaften getragen wird. Bei den Medern, Persern, Lydiern und Kariern war die P. allgemein, und aus Asien ging sie nach Griechenland und Rom über, wo namentlich das goldgelbe Haar der Germanen sehr geschätzt und zu Perücken verarbeitet wurde. Bei dem wachsenden Luxus der römischen Kaiserzeit wurde das Tragen von Perücken unter den Damen allgemein. Sie waren schnell dem Wechsel der Mode unterworfen, und man fertigte danach sogar Porträtstatuen und -Büsten mit abnehmbaren Marmorperücken. Im Mittelalter scheint die P. erst unter Ludwig XI. in Frankreich wieder aufgenommen zu sein. Wenigstens wirft Maillard, der 1494 und 1508 in Paris predigte, den Frauen vor, sich der Perücken zu bedienen. Doch scheint die Kunst, Perücken zu machen, vor dem 17. Jahrh. wenig Fortschritte gemacht zu haben. Man trug anfangs große Käppchen, die mit einer doppelten Reihe von ganz glatten oder leicht frisierten Haaren besetzt waren. Erst 1620 ward eine P. Mode, welche der Abbé La Rivière zuerst trug. Sie war blond und so dicht besetzt und lang, daß sie 2 Pfd. wog, und 1680 erfand ein gewisser Ervais das Kräuseln, wodurch die Perücken leichter wurden und voll aussahen, ohne viel Haare zu brauchen. So ward Frankreich das Vaterland der neuern Perücken, welche sich von dort aus über die meisten Länder Europas verbreiteten. Man verließ bald den natürlichen Gesichtspunkt einer möglichst täuschenden Nachahmung des eignen Haars und trug Perücken nicht bloß als ein Ersatzmittel des mangelnden Kopfhaars, sondern zur Zierde. Die wunderlichste Ausartung dieses Geschmacks waren die Allongeperücken (Staatsperücken), die, von Binette, dem Leibfriseur Ludwigs XIV., um 1670 erfunden, aus einem dichten Gekräusel von Haaren bestanden, das, die Stirn bogenförmig begrenzend, sich tief über den Nacken erstreckte und über die Schultern zu beiden Seiten auf die Brust herabfiel (s. die Abbildung und Tafel "Kostüme III", Fig. 7). Die größte dieser Allongeperücken nannte man grand in-folio. Als andre, zum Teil nicht weniger unnatürliche Arten nennen wir: die Knotenperücken (Karréperücken), deren Hinterhaare in Knoten geschürzt wurden; die Haarbeutelperücken (Beutelperücken, Sackperücken), bei denen das lange Hinterhaar in einen Beutel eingeschlossen war; die Zopfperücken, welche hinten in einem offenen oder zusammengewundenen Zopf oder auch in zwei Zöpfen endigten; die Stutz- oder Abbéperücken, die im Nacken kurz abgeschnittenes Haar hatten. Schon 1673 entstand in Paris die erste Perückenmacherzunft. Berlin erhielt eine solche 1716, nachdem schon etwa 40 Jahre früher, unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm, die Perücken Eingang gefunden hatten und 1701 von König Friedrich I. mit einer Steuer belegt worden waren. Unter Ludwig XV. von Frankreich kamen zwar die großen Perücken mehr und mehr ab und blieben bloß beim Richterstand noch in Gebrauch; aber statt ihrer wurden unter der Regentschaft die Perruques à la régence oder à la Cadogan (s. d.) eingeführt, welche erst gegen Ende des 18. Jahrh. durch den Zopf (s. d.) verdrängt wurden. Seit dem Beginn des 19. Jahrh. hat die P. ihre Bedeutung als Bestandteil der Tracht verloren. Man trägt sie nur in den Fällen, wo aus Eitelkeit

^[Abb.: Allongeperücke.]