Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Peter

909

Peter (Zuname).

P. d. Gr. nach den handschriftlichen Berichten J. G. ^[Johann Gotthilf] Vockerodts und O. Pleyers (Leipz. 1872); Barrow, Life of P. the Great (neue Ausg., Lond. 1883); A. Brückner, P. d. Gr. (in Onckens "Allgemeiner Geschichte", Berl. 1879); Schuyler, Life of P. the Great (Lond. 1884, 2 Bde.). Das sogen. "Testament Peters d. Gr.", nach welchem das russische Volk die Bestimmung hätte, in der Zukunft die Herrschaft in Europa zu erhalten, ist eine Erfindung, wenn nicht sogar ein Diktat Napoleons I. und stammt aus einem 1812 vermutlich auf dessen Bestellung von Lesur geschriebenen Buch: "Des progrès de la puissance russe"; vgl. Berkholz, Napoléon I, auteur du Testament de Pierre le Grand (Riga 1863; deutsch, Petersb. 1877), und Breßlau in der "Historischen Zeitschrift" 1879.

13) P. II., Alexejewitsch, Sohn des unglücklichen Zarewitsch Alexei, Enkel Peters d. Gr., geb. 22. (11.) Okt. 1715, folgte 17. Mai 1727 der Kaiserin Katharina I. auf dem Thron. Menschikow brachte ihn aber gänzlich unter seine Leitung, und P. verlobte sich sogar mit dessen Tochter. Nachdem der Emporkömmling gestürzt und nach Sibirien verbannt war, traten die Dolgorukijs an seine Stelle. P. ward 7. März 1728 mit großem Pomp zu Moskau gekrönt und residierte fortan hier. Am 10. Dez. 1729 verlobten ihn die Dolgorukijs mit Katharina Dolgorukij, und die Vermählung wurde auf 2. Febr. 1730 festgesetzt. Am 28. Jan. aber kehrte der Kaiser krank von der Jagd nach Hause zurück und starb 9. Febr. 1730 an den Blattern. Seine Nachfolgern auf dem Thron war Anna Iwanowna.

14) P. III., Feodorowitsch, als Herzog von Holstein-Gottorp Karl P. Ulrich genannt, ein Enkel Peters d. Gr., Sohn von dessen Tochter Anna Petrowna und des Herzogs Karl Friedrich von Holstein, geb. 29. Jan. 1728 zu Kiel, wurde, da schon mit Peter II. der Romanowsche Mannesstamm ausgestorben war, durch die Kaiserin Elisabeth nach Rußland berufen und 18. Nov. 1742 zum Großfürsten und Thronfolger von Rußland ernannt. Er war dabei zur griechischen Kirche übergetreten und hatte den Namen P. Feodorowitsch angenommen. Fast gleichzeitig (4. Nov. 1742) wählten ihn die schwedischen Stände zum König, doch lehnte P. ab. Am 1. Sept. 1745 ward er mit der Prinzessin Sophie Auguste von Anhalt-Zerbst, der nachmaligen Kaiserin Katharina II., vermählt. Meist lebte er in Oranienbaum, wo er sich mit seinen holsteinischen Offizieren an Trinkgelagen ergötzte. Seine Ehe mit Katharina war eine unglückliche. Nach Elisabeths Tod (5. Jan. 1762) bestieg P. den Zarenthron. Er erließ sofort eine umfassende Amnestie, hob das alte Reichsgesetz, daß kein Unterthan ohne Erlaubnis des Zaren das Reich verlassen durfte, für den Adel auf, beseitigte das furchtbare Tribunal, die geheime Kanzlei, die das Leben der Unterthanen allen Angebereien preisgab, schaffte die Tortur ab, stellte für das Volk die Salzpreise billiger, erließ Befehle gegen den überhandnehmenden Luxus, verminderte die Handelsabgaben und verbesserte das Kriminalverfahren. Dem unter Elisabeth wieder gesunkenen Handel, dem Verkehr und Ackerbau suchte er aufzuhelfen, Flotte und Heer durch Niedersetzung einer obersten Kriegskommission wiederherzustellen. Mit Friedrich II. von Preußen, den er schwärmerisch verehrte, und mit welchem er schon vor seiner Thronbesteigung einen lebhaften Briefwechsel unterhalten hatte, schloß er im Mai 1762 Frieden, nach welchem er das schon von den Russen eroberte Ostpreußen zurückgab und den General Tschernitschew mit 15,000 Mann zu Friedrichs Heer stoßen ließ. Um die Ansprüche des Hauses Holstein-Gottorp auf Schleswig durchzusetzen, rüstete er sich zum Kriege gegen Dänemark und wollte sich persönlich an die Spitze seines Heers stellen, als eine Verschwörung in Petersburg ausbrach, an deren Spitze des Kaisers eigne Gemahlin stand, welche, von P. mit der Verbannung in ein Kloster bedroht, die mit seinen Neuerungen und der Bevorzugung der Holsteiner unzufriedenen Großen für sich gewonnen hatte. Anstatt an der Spitze seines Heers sogleich gegen die Empörer zu Felde zu ziehen, verzichtete er in einem Brief an Katharina, die in der Nacht vom 8. auf den 9. Juli 1762 zur Kaiserin ausgerufen ward, auf den Thron und versprach, in die deutsche Heimat zurückzukehren. Er wurde aber nach Peterhof gelockt und zur Unterschreibung der Thronentsagungsakte gezwungen. Nachdem er hierauf nach dem Landhaus Ropscha gebracht worden war, wurde er hier 17. Juli 1762 von einigen Parteigängern der Kaiserin, vermutlich ohne deren Vorwissen, ermordet. Der Hauptanteil an der That wird Alexei Orlow zugeschrieben. Vgl. Saldern, Biographie Peters III. (Petersb. 1800); "Biographie Peters III." (anonym, Tübing. 1809, 2 Bde.); Bülau, Geheime Geschichten und rätselhafte Menschen, Bd. 1 (2. Aufl., Leipz. 1863).

[Ungarn.] 15) König von Ungarn, geboren um 1000 zu Venedig als Sohn des Dogen Otto Urseoli und einer Schwester des Königs Stephan von Ungarn, wurde 1038 von diesem zum Erben ernannt, 1041 aber von den Ungarn vertrieben, die Aba (Ovo) auf den Thron erhoben, und erst 1044 von Heinrich III. von Deutschland wieder auf den Thron gesetzt, nachdem er dessen Oberlehnshoheit anerkannt hatte. 1046 wegen seiner Begünstigung der Deutschen von neuem gestürzt, wurde er geblendet und starb um 1060 in gänzlicher Vergessenheit.

Peter, 1) Karl Ludwig, Geschichtschreiber und Pädagog, geb. 6. April 1808 zu Freiburg a. U., ward 1822-27 in Schulpforta erzogen, studierte 1827-1831 in Halle erst Mathematik, dann Theologie und Philologie, ward 1831 Lehrer an der Lateinschule, dann am Pädagogium zu Halle, 1835 Direktor des Gymnasiums zu Meiningen, 1843 Konsistorial- und Schulrat in Hildburghausen, 1848 Schulrat in Meiningen, 1853 Direktor des Gymnasiums zu Anklam, 1854 zu Stettin und 1856 Rektor der Landesschule Pforta, welche er 17 Jahre mit großem Erfolg leitete. 1873 in den Ruhestand getreten, wirkte er noch einige Jahre als Honorarprofessor der Geschichte an der Universität Jena. Er schrieb außer einigen Programmen und Schulausgaben (Ciceros "Orator" und "Brutus", 1830; Tacitus' "Agricola" und "Dialogus", 1877); "De Xenophontis Hellenicis" (Halle 1837); "Zeittafeln der griechischen Geschichte" (das. 1835, 6. Aufl. 1886); "Zeittafeln der römischen Geschichte" (das. 1841, 6. Aufl. 1882); "Die Epochen der Verfassungsgeschichte der römischen Republik" (Leipz. 1841); "Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien" (Halle 1849); "Geschichte Roms" (4. Aufl., das. 1881, 3 Bde.), eine auf gründlichen Studien beruhende, vorurteilsfreie pragmatische Darstellung der römischen Geschichte; "Römische Geschichte in kürzerer Fassung" (2. Aufl., das. 1878); "Studien zur römischen Geschichte" (2. Aufl., das. 1863); "Zur Reform unsrer Gymnasien" (Jena 1875); "Zur Kritik der Quellen der ältern römischen Geschichte" (Halle 1879).

2) Hermann, Philolog, Sohn des vorigen, geb. 7. Sept. 1837 zu Meiningen, seit 1860 Gymnasiallehrer in Posen und Frankfurt a. O., 1871 Professor, seit 1874 Rektor der Fürstenschule in Meißen, gab