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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Peter Ludwigs-Haus- u. Verdienstorden; Petermann; Petermannland; Peter Parley; Peterpaulshafen; Peters

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Peter Ludwigs-Haus- und Verdienstorden - Peters.

Peter Ludwigs-Haus- u. Verdienstorden, oldenburg. Zivil- und Militärorden, gestiftet vom Großherzog Friedrich August 27. Nov. 1838. Der Orden hat sechs Klassen: Großkreuze mit der Krone, Großkreuze, Großkomture, Komture, Ritter erster und zweiter Klasse, darunter noch eine besondere Institution, sogen. Kapitulare (nur Oldenburger), und Ehrenmitglieder. Das Ordenszeichen besteht in einem weiß emaillierten Goldkreuz, dessen blauer Mittelschild vorn den gekrönten Namenszug P. F. L. und im roten Ring die Devise: "Ein Gott, Ein Recht, Eine Wahrheit", hinten das oldenburgische Wappen zeigt. Die Kreuzarme tragen die Zahlen denkwürdiger oldenburgischer Tage. Die Großkreuze tragen dieses Kreuz und dazu einen achtstrahligen Silberstern mit dem Mittelschild des Kreuzes, die Großkomture das Kreuz am Hals und den Stern, die Komture das Kreuz am Hals und die Ritter erster und zweiter Klasse im Knopfloch. Die Kapitulare tragen außerdem den Mittelschild, von einem grünen Eichenkranz eingerahmt, nach dem Grad mit oder ohne Krone. Die Ehrenzeichen sind von Gold, Silber und Eisen. Das Band ist dunkelblau mit schmalen roten Rande. Der Orden hat eine eigne Uniform.

Petermann, 1) Julius Heinrich, namhafter Orientalist, geb. 12. Aug. 1801 zu Glauchau, wurde 1837 außerordentlicher Professor der orientalischen Sprachen an der Universität zu Berlin, in der Folge auch Mitglied der Akademie, machte 1852-55 ausgedehnte Reisen in Vorderasien und Persien, war 1867-68 norddeutscher Konsul in Jerusalem und starb 10. Juni 1876 im Bad Nauheim. Er hat sich besonders um die armenische Sprache und Litteratur verdient gemacht. Seine Hauptwerke sind: "Grammatica linguae armeniacae" (Berl. 1837); "Porta linguarum orientalium", eine kurze Grammatik der wichtigsten orientalischen Sprachen (2. Aufl., das. 1864-72, 5 Bde.); "Reisen im Orient" (Leipz. 1860 bis 1861, 2 Bde.). Die von ihm begonnene Ausgabe des "Pentateuchus samaritanus" (Berl. 1872 ff.) wurde von Vollers fortgesetzt.

2) August, verdienstvoller Kartograph, geb. 18. April 1822 zu Bleicherode bei Nordhausen, besuchte seit 1839 die geographische Kunstschule zu Potsdam, wo er unter andern die Karte zu Humboldts Werk über Zentralasien entwarf, wurde 1845 nach Edinburg berufen, um sich hier an Johnstons englischer Bearbeitung des "Physikalischen Atlas" von Berghaus zu beteiligen, und siedelte 1847 nach London über, wo er für das "Athenaeum" die Berichterstattung über geographische Gegenstände übernahm. Außer zahlreichen Karten veröffentlichte er hier mit Thom. Milner einen "Atlas of physical geography" und einen "Account of the expedition to Central Africa" (Lond. 1855); auch die neue Ausgabe der "Encyclopedia Britannica" enthält viele geographische Artikel von ihm. 1854 wurde P. Vorstand des geographischen Instituts von Justus Perthes in Gotha und Redakteur der daselbst erscheinenden "Mitteilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt", einer geographischen Monatsschrift, welche lange Zeit hindurch eine Art Zentralstelle für die gesamten geographischen Bestrebungen bildete. Er starb 25. Sept. 1878 daselbst durch eigne Hand. Seit seinem Aufenthalt in Gotha hat P. die geographische Wissenschaft unermüdlich zu fördern gesucht, und namentlich sein Anteil an der Erforschung des unbekannten Innern von Afrika ist hoch anzuschlagen. Nicht nur die Expedition von Heuglin und Munzinger wurde durch ihn ins Leben gerufen, sondern er patronisierte auch Moritz v. Beurmanns Expedition nach dem Sudân. Als später Rohlfs seine Reisen in Marokko machte, war es wiederum P., der ihn auf die Bahn nach dem Tsadsee brachte. Wie zu Barths großem Reisewerk, hat P. auch zu mehreren Reisen von Rohlfs die Karten geliefert. Karl Mauch konnte seine erfolgreichen Reisen in Südafrika nur unternehmen, weil P. das Geld dazu zu beschaffen wußte. Wahrhaft bahnbrechend wirkte er zuletzt für die Erforschung der arktischen Region (s. Nordpolexpeditionen). Von den zahlreichen kartographischen Arbeiten Petermanns, die sich insgesamt durch sorgsamste kritische Ausnutzung des Quellenmaterials und klare Technik auszeichnet sind besonders die große Karte von Innerafrika, die Karte der Vereinigten Staaten von Nordamerika in 6 Blättern und die von Australien in 9 Blättern hervorzuheben; auch der Stielersche Atlas enthält viele Neubearbeitungen von Petermanns Hand. Seine verschiedenen Monographie finden sich fast alle in den "Mitteilungen".

Petermannland, s. Franz Joseph-Land.

Peter Parley, Pseudonym, s. Goodrich.

Peterpaulshafen, s. v. w. Petropawlowsk.

Peters, 1) Christian August Friedrich, Astronom, geb. 7. Sept. 1806 zu Hamburg, arbeitete 1826-1832 unter Schumachers Leitung an der Altonaer Sternwarte, ward 1834 Observator an derselben, ging 1839 in gleicher Stellung an die Sternwarte zu Pulkowa, folgte 1849 einem Ruf als Professor der Astronomie nach Königsberg und wurde 1854 Direktor der Sternwarte zu Altona, 1873 zu Kiel, wo er 8. Mai 1880 starb. P. hat sich durch seine Untersuchungen der Fixsterne und über die Bewegung des Sirius, durch seine Bestimmung der Länge des einfachen Sekundenpendels aus den Beobachtungen auf Schloß Güldenstein, durch die Theorie der astronomischen Instrumente sowie durch viele Beobachtungen und Berechnungen von Kometen bekannt gemacht. Er schrieb: "Numerus constans nutationis ex ascensionibus rectis stellae polaris in specula Dorpatensi annis 1822 ad 1838 observatis deductus" (1842); "Resultate aus Beobachtungen des Polarsterns am Ertelschen Vertikalkreis" (1842); "Recherches sur la parallaxe des étoiles fixes" (1847). Seit 1854 redigierte er die "Astronomischen Nachrichten"; auch veröffentlichte er 3 Bände "Populäre Mitteilungen aus dem Gebiet der Astronomie" (Altona 1860-69).

2) Christian Heinrich Friedrich, Astronom, geb. 19. Sept. 1813 zu Koldenbüttel in Eiderstedt, studierte in Berlin Mathematik und Astronomie, war dann in Kopenhagen und Göttingen thätig und beteiligte sich 1838-43 unter Sartorius von Waltershausen an der Aufnahme des Ätna. Später war er Astronom am topographische Büreau in Neapel bis 1848, beteiligte sich im Ingenieurkorps an den Unabhängigkeitskämpfen auf Sizilien, ging dann nach Konstantinopel und bei Ausbruch des Krimkriegs nach Amerika. Hier fand er Stellung bei der Küstenvermessung der Vereinigten Staaten und ward 1858 Direktor der Sternwarte zu Clinton im Staat New York. Seine Beobachtungen gelten hauptsächlich den Kometen und kleinen Planeten, von denen er bis Ende 1882: 41 entdeckte. Diese Entdeckungen stehen in Verbindung mit den von ihm ausgeführten Sternkarten (eine Serie, 20 Karten, 1882). Im J. 1874 leitete er die amerikanische Expedition zur Beobachtung des Venusdurchgangs auf Neuseeland.

3) Wilhelm Karl Hartwig, Reisender und Naturforscher, Bruder des vorigen, geb. 22. April