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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Quecksilberjodür - Quecksilberoxydsalze.

Schütteln von Quecksilber mit Alkohol, in welchem man nach und nach Jod auflöst, oder durch Fällen von Quecksilberchlorid mit Jodkalium; der scharlachrote Niederschlag löst sich in Jodkaliumlösung, und aus dieser scheidet es sich in roten Kristallen aus. Es löst sich in heißem Alkohol, wenig in Wasser, Äther und fetten Ölen, leicht in Jodkalium und Quecksilberchlorid. Es ist lichtempfindlich, wird beim Erhitzen gelb, schmilzt bei 238°, sublimiert in gelben Kristallen, die beim Liegen allmählich, beim Ritzen oder Verreiben sofort in die rote Modifikation übergehen. Auch aus Lösungen scheidet sich oft zuerst gelbes Q. aus, welches bald rot wird. Mit Jodkalium, Jodammonium, Quecksilberchlorid bildet es kristallisierbare Doppelverbindungen. Man kann es als sehr beständige Ölfarbe benutzen; in der Medizin wird es gegen Syphilis angewandt.

Quecksilberjodür (Einfach-Jodquecksilber, gelbes Jodquecksilber) Hg2J2 ^[Hg_{2}J_{2}] entsteht beim Zusammenreiben von Quecksilber mit der erforderlichen Menge Jod oder Jodid, wird auch aus essigsaurem Quecksilberoxydul durch Jodkalium gefällt und bildet ein gelblichgrünes, sehr wenig in Wasser, nicht in Alkohol lösliches Pulver, welches beim Erhitzen auf 190° sublimiert, bei längerm mäßigen Erhitzen aber und bei längerm Aufbewahren in Quecksilber und Quecksilberjodid zerfällt. Man benutzt es gegen Syphilis.

Quecksilberkrankheit, s. Quecksilbervergiftung.

Quecksilberlebererz, Gemenge von Zinnober mit kohligen, harzigen und erdigen Stoffen, findet sich bei Idria in Krain.

Quecksilberlegierungen (Amalgame), Verbindungen und Mischungen von Quecksilber mit andern Metallen, sind bei vorwaltendem Quecksilbergehalt flüssig und enthalten dann oft quecksilberärmere starre Verbindungen gelöst, welche kristallisieren und durch mechanische Mittel beinahe vollständig abgeschieden werden können. Bei manchen Metallen erfolgt die Verbindung mit Quecksilber unter Temperaturerhöhung, bei andern unter Temperaturerniedrigung. Kalium, Natrium, Lithium, Magnesium, Zink, Zinn, Blei, Wismut, Silber, Gold, Aluminium, Antimon verbinden sich bei gewöhnlicher oder erhöhter Temperatur direkt mit dem Quecksilber; auch entstehen Amalgame, wenn man Quecksilber zu der Lösung eines Metallsatzes setzt, und von andern Metallen erhält man Amalgame durch Übergießen eines Natriumamalgams, welches 1 Proz. Natrium enthält, mit der Lösung des Chlorürs dieser Metalle. Beim Erhitzen zersetzen sich die Q. unter Verflüchtigung des Quecksilbers, manche Metalle aber halten einen Teil des letztern sehr hartnäckig zurück. Kalium- und Natriumamalgam entstehen unter starker Wärmeentwickelung, wenn man das Metall in Quecksilber einträgt. Sie sind starr, wenn sie auf 1 Teil Kalium weniger als 70 und auf 1 Teil Natrium weniger als 80 Teile Quecksilber enthalten, sonst aber flüssig. Sie zersetzen sich an feuchter Luft und unter Wasser und nehmen Gold und Silber viel leichter auf als reines Quecksilber; Natriumamalgam wird daher bei der Gewinnung des Silbers und Goldes benutzt, außerdem als Reduktionsmittel. Über Ammoniumamalgam s. Ammonium. Wismutamalgam ist sehr dünnflüssig und macht auch andre Amalgame dünnflüssig. Ein Amalgam aus 100 Quecksilber, 175 Zinn, 310 Blei, 500 Wismut ist bei 70,5° flüssig, erstarrt bei 60° und dient zum Ausspritzen anatomischer Präparate. Zinkamalgam, aus geschmolzenem Zink und Quecksilber oder durch Verreiben von 1 Zinkfeile, 4 Quecksilberchlorid, 2 Wasser und einigen Tropfen Quecksilber erhalten, dient zum falschen Vergolden von Kupfer, welches sich oberflächlich in Messing verwandelt, wenn man es mit dem Amalgam, Weinstein und Salzsäure kocht. Zinnamalgam, aus Stanniol und Quecksilber erhalten, dient zum Belegen der Spiegel und als Zahnkitt; auch Kadmium- und Zinnkadmiumamalgame wurden als Zahnkitt benutzt. Hohlgefäße, welche auf der Innenfläche eine spiegelnde Belegung erhalten sollen, schwenkt man mit einem Amalgam aus gleichen Teilen Zinn, Blei, Wismut und dem neunfachen Gewicht Quecksilber oder mit einem Amalgam aus 4 Zinn und 1 Quecksilber aus. Kienmayers Amalgam für die Reibekissen der Elektrisiermaschinen besteht aus 1 Zinn, 1 Zink, 2 Quecksilber. Zu demselben Zweck dienen auch Amalgame aus 1 Zink und 4-5 Quecksilber oder aus 1 Zinn, 2 Quecksilber oder aus 8 Wismut, 5 Blei, 3 Zinn, 7-8 Quecksilber. Fein zerriebenes Zinnwismutamalgam ist das Musivsilber. Gold- und Silberamalgame dienen zur Feuervergoldung und Feuerversilberung; auch stellt man sie zur Gold- und Silbergewinnung dar, indem man das gediegene Gold durch Quecksilber sammelt oder die vorbereiteten Silbererze mit Quecksilber "anquickt", dann mehr Quecksilber hinzufügt und das erhaltene Amalgam, welches sämtliches Silber aufgenommen hat, weiter verarbeitet (s. Gold und Silber). Silberamalgam findet sich auch als Mineral. Kupferamalgam erhält man aus Kupferpulver, welches mit salpetersaurem Quecksilberoxydul befeuchtet und dann unter Wasser mit dem erforderlichen Quecksilber zusammengeknetet wird. Es diente früher als Zahnkitt, als Kitt für Glas und Porzellan, auch zu Abdrücken von Gravierungen.

Quecksilbermohr, s. v. w. schwarzes Quecksilbersulfid.

Quecksilberoxyd (roter Präzipitat, Rotoxyd) HgO entsteht bei anhaltendem Erhitzen von Quecksilber an der Luft und beim Erhitzen von salpetersaurem Q., wobei dies Salz mit so viel Quecksilber gemischt werden kann, wie es schon enthält, und bildet ein rotes, schuppig kristallinisches Pulver. Aus Lösungen von Quecksilberoxydsalzen fällt Kalilauge orangegelbes amorphes Q., welches von verschiedenen Chemikalien viel leichter angegriffen wird als das vorige. Q. ist im Wasser etwas löslich, schmeckt herb metallisch, wirkt ätzend, höchst giftig, schwärzt sich am Licht, indem es in seine Bestandteile zerfällt, wird beim Erhitzen dunkel, beim Erkalten wieder rot oder gelb, zerfällt aber bei höherer Temperatur in Quecksilber und Sauerstoff. Es wirkt oxydierend und bildet mit Säuren die Quecksilberoxydsalze. Es wird bei Augenkrankheiten angewandt und dient zum Anstreichen von Schiffsböden, um das Ansetzen von Pflanzen und Tieren zu verhüten, zur Darstellung von andern Quecksilberpräparaten, in der Porzellanmalerei zum Verdünnen der Farben, auch in der chemischen Analyse. Es war schon Geber bekannt.

Quecksilberoxydsalze entstehen beim Lösen von Quecksilber oder Quecksilberoxyd in Säuren, die unlöslichen durch Wechselzersetzung; sie sind meist farblos, die löslichen normalen reagieren sauer; sie werden meist durch Wasser zersetzt und geben dabei gelbes basisches Salz, beim Erhitzen verflüchtigen sie sich aber nur zum Teil unzersetzt. Aus ihren Lösungen fällt Kalilauge gelbes Oxyd; Ammoniak gibt einen weißen, kohlensaures Alkali einen rotbraunen, gelbes Blutlaugensalz einen weißen, rotes Blutlaugensalz einen gelben Niederschlag; Schwefelwasserstoff und