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Regen (Bestandteile des Regenwassers, Regenmengen im mittlern Euopa ^[richtig: Europa]).
Periode der Sonnenflecke (s. Sonne) sich auch beim R. kenntlich mache. Nachdem diese Behauptung zuerst von Meldrum aus den Beobachtungen in Mauritius abgeleitet und später von Stewart, Hennessey, Jevons u. a. vertreten wurde, zeigte zuerst Symons, daß eine zehnjährige Periode des Regenfalls im allgemeinen nicht bestehe, und später fügte dann Whipple aus den Beobachtungen von Paris (1689-1875) noch hinzu, daß der Regenfall keine Periode besitzt, wenigstens keine, welche 5-13 Jahre beträgt. Da auch die Untersuchungen der Regenbeobachtungen von London, Madras, Mailand, Padua etc. keine Periode gezeigt haben, muß die Behauptung, daß die Sonnenfleckenperiode, welche 11,1 Jahre beträgt, und zwar vom Minimum zum Maximum ca. 3,7 und vom Maximum zum Minimum ca. 7,4 Jahre, sich bei den Regenmengen wiederfindet, als vorläufig unbewiesen bezeichnet werden.
Die Anzahl der Tage mit Niederschlag, speziell der Regentage, steht nicht in direktem Verhältnis zu der Regenmenge des betreffenden Ortes; während diese in den tropischen Gegenden am größten ist, ist die Anzahl der Regentage in der gemäßigten Zone am größten, wo in allen Monaten des Jahrs R. fällt. Man hat erst in neuerer Zeit diesen für den allgemeinen Witterungscharakter, für die Landwirtschaft und Pflanzengeographie höchst wichtigen Faktor der Regenverhältnisse mehr beachtet, und in der That ist die Art der Verteilung des Niederschlags der Zeit nach für die erwähnten Verhältnisse oft von größerm Einfluß als die Regenmenge selbst. Dividiert man die Anzahl der Tage eines Monats in die mittlere Anzahl der Tage mit Niederschlag in diesem Monat, so gibt der Quotient die sog. Regenwahrscheinlichkeit für diesen Monat an einem bestimmten Ort an. Das Regenwasser ist als verdichteter Wasserdampf sehr rein und enthält nur die in der Atmosphäre vorhandenen fremden Stoffe (besonders reichlich nach langer Dürre): Sauerstoff, Stickstoff, Kohlensäure, Ammoniaksalze, salpetrige und Salpetersäure, Alkali-, Kalk- und Magnesiasalze, kleine Organismen und Teile von solchen. Zur Zeit der Kiefernblüte bringt das Regenwasser oft so viel schwefelgelben Pollen herab, daß dieser sich auf der Erde sammelt und zur Fabel vom Schwefelregen Veranlassung gegeben hat. Die Größe der Regentropfen variiert von dem feinsten Tröpfchen bis zu jenen großen Tropfen der Tropenregen, welche Schmerz verursachen, wenn sie auf die nackte Haut fallen. Bilden sich die Tropfen unmittelbar über dem Boden, so sind sie sehr fein (mistend); dagegen wachsen sie bedeutend an, wenn sie aus der Höhe durch eine starke Wolkenschicht fallen. An einem und demselben Ort wird eine verschiedene Regenhöhe beobachtet, je nachdem der Regenmesser verschieden hoch über dem Erdboden aufgestellt ist. Von allen hierüber gemachten Beobachtungen sollen nur die von Chrimes zu Boston angegeben werden. Dieselben ergaben im Mittel der Jahre 1866-73:
Regenhöhe Höhe des Regenmessers über dem Erdboden in Fuß
1 5 10 15 20 25
In Zoll 24,46 23,04 22,18 21,98 21,67 21,43
In Prozenten 100 94 91 90 89 88
Als Grund dieser Erscheinung ist der Einfluß des Windes auf die fallenden Regentropfen erkannt worden, indem der R. ebenso wie der Schnee durch den Wind angehäuft und deshalb die vom Regenmesser aufgefangene Regenmenge durch partielle Luftströme verändert werden kann. Um richtige Resultate für die Niederschläge zu erhalten, werden die Regenmesser gegenwärtig auf möglichst freien Flächen so aufgestellt, daß die Höhe der Auffangeflächen 1,5 m über dem Erdboden beträgt.
Nachstehende Tabelle gibt für Deutschland die nach langjährigen Beobachtungen auf 213 Stationen gemessene jährliche Durchschnittsregenmenge in Millimetern und die prozentige Verteilung derselben nach den Jahreszeiten nach den von van Bebber veröffentlichten Regentafeln an:
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Distrikte Zahl der Stationen Jährliche Regenmenge in Millim. Regenmenge nach Prozenten
Winter Frühling Sommer Herbst
Norddeutsches Tiefland.
Schleswig. Holst., Nordseeküste 7 687 21 18 28 33
" " Ostseeküste 12 620 22 18 30 30
Mecklenburg 9 504 21 20 35 24
Pommern 6 572 19 21 35 25
Preußen, West- 3 510 17 20 38 25
" Ost 4 599 16 19 38 27
Hannover und Oldenburg 12 690 21 20 32 27
Brandenburg 11 548 21 22 36 21
Posen 2 515 19 21 38 22
Schlesische Ebene 10 576 16 22 40 22
Westfalen 6 765 23 21 31 25
Niederrhein 6 693 24 22 29 25
Mitteldeutsch. Bergland
Rheinisches Schiefergebirge 6 644 22 23 30 25
Hessen 8 628 21 22 33 24
Thüringen u. Provinz Sachsen 13 605 19 23 35 23
Harz 6 916 22 22 33 23
Königreich Sachsen 25 634 19 24 35 22
Schlesisches Gebirge 8 714 16 24 38 22
Süddeutsches Bergland
Rheinpfalz 4 613 21 23 30 26
Lothringen (Metz) 1 648 23 22 28 27
Elsaß, Vogesen 3 1360 28 24 24 24
" Rheinebene 5 668 20 24 31 25
Baden 12 918 17 25 30 28
Württemberg 24 718 18 24 34 24
Bayern 10 766 19 22 35 24
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Zur Vervollständigung dieser Angaben dient nachstehende kurze Übersicht der jährlichen Regenmenge einiger Orte in Österreich-Ungarn, im Alpengebiet; in Italien, der iberischen Halbinsel, im Innern von Frankreich, in Belgien und in den Niederlanden. Die jährliche Regenmenge beträgt in:
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Österreich-Ungarn.
Millim.
Wien 574
Linz 698
Prag 390
Rehberg (Böhmerwald) 1687
Hohenelbe (Riesengeb.) 926
Krakau 526
Ofen 452
Hermannstadt 647
Laibach 1378
Triest 1093
Alpengebiet.
Nordfuß der Alpen:
Einsiedeln 1653
Tegernsee 1188
Salzburg 1098
Alpenpässe:
St. Bernhard 1252
Bernhardin 2564
Stilfser Joch 2312
Südfuß der Alpen:
Lugano 1618
Tolmezzo 2437
Raibl (Kärnten) 2055
Schweiz:
Zürich 790
Genf 770
Italien, Iber. Halbinsel:
Mailand 966
Florenz 931
Rom 800
Palermo 581
Madrid 407
Lissabon 783
Frankreich:
Toulouse 626
Joyeuse a. Rhône 1241
Bordeaux 660
Lyon 777
Dijon 696
Paris 579
Rouen 838
Châlons sur Marne 585
Nancy 889
Belgien, Niederlande:
Lüttich 750
Löwen 721
Brüssel 714
Amsterdam 669