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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Regen; Regenbogen

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Regen - Regenbogen.

Die durchschnittliche Regenmenge für ganz Deutschland beträgt 710 mm, spezieller für das norddeutsche Tiefland 613 mm, für die mitteldeutschen Berglandschaften 690 und für die süddeutsche Berglandschaft 825 mm. Die größten Regenmengen findet man in den Vogesen: Rothlach 1540; im Schwarzwald: Baden-Baden 1445, Höhenschwand 1377, Freudenstadt 1386; im Algäu: Isny 1393, und im Harz: Klausthal 1427, Brocken 1293 mm. Die kleinsten Regenmengen sind: Sigmaringen 374, Breslau 400, Dürkheim 403, Mülhausen 413, Poel (Mecklenburg) 414, Pammin (Regierungsbezirk Frankfurt a. O.) 417 mm. Im norddeutschen Tiefland findet man die größte Regenmenge an der Nordseeküste; sie nimmt von da nach O. zu rasch ab, erreicht ein Minimum in Mecklenburg, wird dann wieder größer in Pommern, nimmt wieder ab nach Westpreußen und steigt wieder um weniges in Ostpreußen. Mit der Entfernung von der Küste nimmt die Regenmenge zuerst ab, steigt dann aber wieder mit der Annäherung an die Gebirge. Die geringe Regenmenge in der schlesischen Ebene wird dagegen durch die Nähe des Riesengebirges hervorgerufen, welches die Regenwinde von SW. durch W. bis NW. abfängt und die schlesische Ebene trockner macht als das unter gleichen Verhältnissen gelegene Mittel- und Westdeutschland. Das Maximum des Regenfalls tritt ein: in Dänemark und Schleswig-Holstein im September, an der Nordseeküste im August, im übrigen Deutschland im Juli, so auch an der Ostseeküste. Im Innern von Deutschland ist eine Tendenz zu größerm Regenfall im Juni vorhanden. Nach den Untersuchungen von Hellmann existiert sowohl in der Regenhäufigkeit als auch in der Regenmenge der Sommermonate ein doppeltes Maximum in Deutschland. Das erste fällt für die Regenmenge auf den Anfang der zweiten Hälfte des Juni, für die Regenhäufigkeit auf Anfang Juni, während das zweite Maximum für beide Mitte August eintritt. Die trockenste Zeit fällt in Dänemark auf den April, in Schleswig-Holstein und an der deutschen Nordseeküste (inkl. Holland) auf den März, im Innern des Landes auf den Februar. Der nordwestliche Teil Deutschlands in der Nähe des Meers hat einen regenreichern Herbst gegenüber dem Frühling, das innere und östliche Deutschland einen trocknen Herbst und etwas regenreichern Frühling. In Mittel- und Süddeutschland ist der Mai regenreicher als die Herbstmonate. Die jährliche Periodizität des Regenfalls ist an den Küsten der Ost- und Nordsee schärfer ausgeprägt als in Mittel- und Süddeutschland. Von praktischer Wichtigkeit ist es, die Regenmenge kennen zu lernen, die während eines Wolkenbruchs (s. oben) in wenigen Stunden fallen kann. Im ebenen Norddeutschland ist auf Stundenmaxima von 60-75 mm zu rechnen, z. B. fielen in Breslau 6. Aug. 1858 in 1½ Stunde 95 mm, in Trier 17. Juni 1856 in 1 Stunde 73,2 mm R. Halten derartige Regenmengen selbst in geringem Maß längere Zeit an, so sind verheerende Überschwemmungen ihre notwendige Folge, wie z. B. die bedeutenden Überschwemmungen in Schlesien und Westpreußen im August 1888 durch die starken Regengüsse des Juni und Juli hervorgerufen wurden. Die mittlere jährliche Regenwahrscheinlichkeit (s. oben) in Deutschland ist 0,43, d. h. auf 10 Tage kommen 4,3 Regentage. Die kleinste Regenwahrscheinlichkeit hat die schlesische Ebene, 0,37, die größte der Harz, 0,49. Überhaupt ist das Harzgebirge, wie schon Dove nachgewiesen hat, der Hauptkondensator des norddeutschen Tieflandes, namentlich auf der Südwestseite dieses Gebirges. So fallen z. B. in Klausthal bei einer Meereshöhe von 565 m jährlich 1427 mm R., auf dem Brocken in 1134 m Höhe nur 1240 mm, obwohl im allgemeinen in Deutschland mit der Meereshöhe die Regenmenge zunimmt; von 100-200 m bis zu 1000-1200 m Höhe nimmt diese nämlich zu von durchschnittlich 583 mm bis zu 1308 mm. Die mit Gewitterregen im Sommer herabfallenden Regenmengen können mitunter denjenigen der tropischen Gegenden nahekommen. Die größten Regenmengen fallen mit West- und Nordwestwinden, wie die von Dove berechneten Regenwindrosen deutlich zeigen. Vgl. Dove, Klimatologische Beiträge, Bd. 2 (Berl. 1869); v. Bebber, Die Regenverhältnisse Deutschlands (Münch. 1877); Wojeikof, Die atmosphärische Zirkulation (Gotha 1874); Hellmann, Niederschlagsverhältnisse Deutschlands (in der "Meteorologischen Zeitschrift" 1886); Derselbe, Größte Niederschlagsmengen in Deutschland (in der "Zeitschrift des königlich preußischen Statistischen Büreaus" 1884).

Regen, linker Nebenfluß der Donau in Bayern, entsteht auf dem Böhmerwald, im Regierungsbezirk Niederbayern, aus dem Schwarzen und Weißen R., von denen jener bei Zwiesel aus dem Großen und Kleinen R. gebildet wird, fließt westlich in den Regierungsbezirk Oberpfalz, nimmt dort die Cham auf, wendet sich später südlich und mündet nach einem Laufe von 165 km bei Stadtamhof, Regensburg gegenüber, in die Donau.

Regen, Flecken und Bezirkshauptort im Regierungsbezirk Niederbayern, am Schwarzen Regen und an der Linie Rosenheim-Eisenstein der Bayrischen Staatsbahn, 543 m ü. M., hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, starke Bierbrauerei und Brennerei, besuchte Viehmärkte und (1885) 2184 Einw. Im Bezirksamt R. befinden sich viele Glashütten und die höchsten Berge des Böhmerwaldes.

Regenbogen, eine optische Erscheinung, welche man beobachtet, wenn bei niederfallendem Regen gleichzeitig die Sonne scheint. Der R. bildet einen auf der äußern Seite rot, auf der innern violett gefärbten Kreisbogen der Sonne gegenüber am Himmel. Eine gerade Linie durch die Sonne und das Auge des Beobachters geht durch den Mittelpunkt dieses Kreisbogens. Daher wird sich die Lage des Regenbogens ändern, wenn sich der Stand der Sonne oder der des Beobachters ändert, und zwei verschiedene Beobachter werden demnach auch verschiedene R. sehen. Der Bogen wird desto größer, je tiefer die Sonne steht, er wird ein Halbkreis, wenn sich die Sonne im Horizont befindet, und es wird sich überhaupt kein R. bilden, wenn die Sonne eine gewisse Höhe (42°) über dem Horizont übersteigt. Bei tief stehender Sonne ist oft nur der unterste Teil des Regenbogens sichtbar und bildet dann einen kurzen farbigen Streifen, welcher auf dem Horizont senkrecht steht und mit dem Namen Regengalle oder Wassergalle bezeichnet wird. Außer dem Hauptregenbogen entsteht meistens auf seiner äußern Seite mit ihm konzentrisch ein zweiter Nebenregenbogen, dessen Farben die umgekehrte Reihenfolge haben wie die des Hauptregenbogens und schwächer sind. Der Hauptregenbogen hat für den violetten Kreis einen Radius von 40°, für den roten Kreis einen Radius von 42¼°. Zwischen diesen äußersten Kreisbogen, dem roten und violetten, erscheinen die der übrigen prismatischen Farben, so daß der R. gewissermaßen ein zu einem kreisförmigèn Bogen ausgedehntes Spektrum bildet. Die ganze Breite des Regenbogens beträgt ca. 2°. Der Nebenregenbogen ist von dem Hauptregen-^[folgende Seite]