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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rheiderland; Rheidt; Rheims; Rhein

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Rheiderland - Rhein.

auf harten Wegen nicht mehr zu benutzen sind. Für Behandlung der R. sind kalte und erweichende Umschläge um die Hufe, Aderlaß und Abführmittel zunächst angezeigt. In den spätern Stadien der Krankheit ist allein von der Hufpflege eine Verbesserung des Zustandes zu erwarten. Vgl. Möller, Hufkrankheiten des Pferdes (Berl. 1880).

Rheiderland, fruchtbare Landstrich im preuß. Regierungsbezirk Aurich (Ostfriesland), bildet den Kreis Weener, liegt auf der linken Seite der Ems und erstreckt sich bis an den Dollart.

Rheidt, Stadt, s. Rheydt.

Rheims, Stadt s. Reims.

Rhein (Rhenus, franz. Rhin, nach der romanischen Sprache seiner Quellbezirksbewohner Rin), einer der Hauptflüsse Europas, der ansehnlichste Deutschlands, vielbesucht wegen seiner romantischen Ufer, entspringt im schweizerischen Kanton Graubünden aus einer Anzahl von Gebirgsbächen, von denen man zwei als Hauptquelle, als Vorder- und Hinterrhein, zu unterscheiden pflegt. Der Vorderrhein hat seinen Ursprung am nordöstlichen Abhang der St. Gotthardgruppe, unweit des Oberalppasses im Tomasee, in 2344 m Höhe; er verstärkt sich bald durch einen links vom Crispalt und rechts vom Cornera kommenden wassereichen Gletscherbach, durchfließt das 12 km lange Tavetscher Thal und verfolgt in einer Länge von 70 km nordöstliche Richtung. Auf dieser Strecke fließen ihm namentlich von rechts erhebliche Zuflüsse zu, so Disentis gegenüber der vom Lukmanier kommende R. von Medels, häufig Mittelrhein genannt, bei Somvix der R. von Somvix vom Camadra, bei Ilanz der Lungnetzer R. oder Glenner, ein Zusammenfluß aus Vriner und Valser R., welche in der Adulagruppe entspringen, und der Safier R. vom Bärenhorn. Nach einem Laufe von etwa 45 km vereinigt sich der Vorderrhein bei Reichenau mit dem Tomleschger R., der in einer Höhe von 2216 m aus dem Zapportgletscher am Rheinwaldhorn in der Adulagruppe entspringt und als der wasserreichste aller bisherigen Zuflüsse unter dem Namen Hinterrhein (s. d.) als zweiter Quellstrom des Rheins betrachtet wird. Der vereinigte, 45 m breite Fluß wendet sich bei Chur, wo er die Plessur empfängt, nach N. und tritt in das Thal ein, das sich mit nördlicher Hauptrichtung bis an den Bodensee erstreckt. Weitere Zuflüsse sind hier von der rechten Seite die Lanquart und Ill, von links die Tamina. Der R. ergießt sich darauf in den Bodensee (s. d.), sein Läuterungsbassin, und verläßt diesen wieder zwischen Konstanz und Peterhausen, wo er, 6 km westwärts fließend, den Zeller oder Untersee bildet. In den Boden- und Untersee ergießen sich rechts: die Bregenzer Aach, die Arge, die Schussen, die Seefelder Aach und die Stockach. Von seinem Austritt aus dem Untersee bis Schaffhausen trägt der R., in westlicher Richtung meist zwischen ziemlich hohen Ufern hinfließend und bei einer Breite von 60-130 m, schon größere Kähne. Unterhalb Schaffhausen zeigt der Strom bedeutende Wirbel; das Bett wird schmäler, das Gefälle stärker. Das Wasser wogt über eine Menge von Kalkfelsen, und endlich stürzt die ganze 150 m breite Wassermasse über eine 21 m hohe Felswand hinunter in einen tiefen Kessel. Dies ist der Rheinfall, über dem zur Linken das Schloß Laufen (s. d. 2) thront. Unmittelbar unterhalb des Falles, der natürlich die Schiffahrt unterbricht, beim Schlößchen Wörth, wird der Fluß wieder ruhig und fließt zwischen einsamen und abschüssigen Ufern in westlicher Richtung weiter. Ein zweiter Rheinfall (Kleiner Laufen genannt) unterhalb Zurzach, bei der Mündung der Aare und Wutach, wird durch einen quer den Strom durchschneidenden Felsendamm verursacht, in dessen Mitte eine etwa 6 m breite Lücke bei niedrigem Wasser den Schiffen eine gefahrlose Durchfahrt bietet, während bei hohem Wasserstand der Strom über die Felsen braust und dann alle Schifffahrt unmöglich macht. Weiterhin, bei Laufenburg, drängen Felsenmassen das Gewässer von neuem zusammen und verursachen einen heftigen Sturz der Wogen (Großer Laufen), so daß die Schiffahrt hier zum drittenmal unterbrochen wird. Oberhalb Rheinfelden, im sogen. Gewild, wird das Bett nochmals felsig und verursacht Stromschnellen, von denen eine der stärksten der sogen. Höllenhaken ist, welcher für Schiffe nur mit der größten Vorsicht zu passieren ist. Die auf dieser Strecke bis Basel in den R. fallenden Zuflüsse sind rechts: die Wutach, Alb, Wehra und Wiese (Wiesen); links: die Thur, Glatt, Aare und Birs. Der ganze Oberlauf des Rheins, teils ganz in der Schweiz, teils zwischen dieser auf der linken und Tirol, Bayern, Württemberg und Baden auf der rechten Seite, ist 456 km lang.

Von Basel, wo er nördliche Richtung annimmt, bis oberhalb Bonn fließt der R. ungefähr die ersten zwei Dritteile dieser Strecke (bis Mainz), und zwar erst zwischen Elsaß-Lothringen und Baden, dann zwischen Rheinbayern und Baden und zuletzt durch Hessen bis an die preußische Grenze, in weitem Thal zwischen niedrigen Ufern vielfach sich windend; im letzten Dritteil aber zwischen Hessen und Preußen, darauf zwischen den preußischen Provinzen Hessen-Nassau und Rheinland und dann ganz in letztere eingetreten, strömt er in einem durch schroffe Berge mehr oder weniger eingeengten Thal dahin. Von Basel bis Mainz und Bingen durchströmt er die Oberrheinische Tiefebene, in der er bis Germersheim durch Teilung seines Bettes zahlreiche Werder, oberhalb Straßburg Kiesbänke, unterhalb grüne Inseln, bildet. Durch die Rheinkorrektion nach dem Plan des badischen Ingenieurs Tulla ist aber von 1818 bis 1872 auf dieser Strecke für den Strom ein ziemlich gerader Thalweg geschaffen worden, wodurch eine Abkürzung des Flußlaufs um 72 km stattgefunden hat und zahlreiche tote Rheinarme gebildet sind. Unterhalb Germersheim macht der Strom große Krümmungen. Von Biebrich-Mosbach (6 km nordwestlich unter Mainz) bis Bingen ist seine Richtung westsüdwestlich. Der Strom ist hier sehr breit und hat mehrere zum Teil umfangreiche Inseln. Bei Bingen wendet er sich, einen stumpfen Winkel bildend und in das Rheinische Schiefergebirge eintretend, nach NNW. und dann unterhalb Koblenz nach NW. Das Stromthal ist von Bingen an sehr eng, und die steilen Berge treten oft so nahe an das Ufer, daß an manchen Stellen kaum für die Landstraße Raum ist. Für die Schifffahrt gefährlich galt früher das Binger Loch bei Bingen (s. d.). Auch die Felsengruppe zwischen Bacharach und Kaub, das sogen. Wilde Gefährt, und der Felsendamm bei St. Goar, die Bank genannt, galten früher für gefährliche Punkte. Zwischen Boppard und Braubach, wo das Stromthal sich etwas erweitert, macht der Fluß eine bedeutende Biegung. Von einer Reihe Basaltfelsen, die bei Unkel teils über, teils unter dem Wasser liegen, ward die größere Gruppe, der Unkelstein, unter der französischen Herrschaft hinweggeräumt; die kleinere wird von leeren Schiffen überfahren. Bei Königswinter, am Fuß des Siebengebirges und am Austritt des Stroms aus dem Schiefergebirge, erweitert sich das