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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Richelsdorfer Gebirge; Richepin; Richēr; Richmond

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Richelsdorfer Gebirge - Richmond.

damit nicht und wurde von ihnen im Verein mit der Linken im Dezember 1821 wieder gestürzt. Er starb 17. Mai 1822. Sein Titel ging, da er keinen direkten Erben hinterließ, auf seinen Neffen Armand Franz Odet de Jumilhac, geb. 19. Dez. 1804, über, der 1879 starb und ihn ebenfalls auf einen Neffen, Marie Odet Armand de Jumilhac, vererbte, nach dessen Tod (28. Juni 1880) derselbe auf seinen gleichnamigen Sohn (geb. 21. Dez. 1875) überging.

Richelsdorfer Gebirge, Berge im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg, zwischen Sontra und Hönebach, 460 m hoch, gehören vorzugsweise der Zechsteinformation an und enthalten Kupferschiefer- und Kobaltbergwerke, die seit 1684 auf Rechnung der Landesherrschaft betrieben werden und besonders im 18. Jahrh. in Aufschwung kamen. Gegenwärtig beschränkt sich der Bergbau auf die Gegend zwischen Richelsdorf und Nentershausen und die Umgegend von Iba; er geschieht in etwa zehn Revieren, die Schmelzungen aber auf der Richelsdorfer und Friedrichhütte.

Richepin (spr. rihsch'päng), Jean, franz. Dichter, geb. 1849 zu Medea in Algerien, erhielt seine Bildung auf dem Lyceum zu Douai und der Normalschule zu Paris, wandte sich der Litteratur zu und veröffentlichte eine Reihe von Romanen und andern Dichtungen, die ihm eine hervorragende Stelle unter den französischen Schriftstellern der Gegenwart verschafften. Von seinen Romanen und sonstigen Prosaschriften nennen wir: "Les étapes d'un réfractaire" (1872), "Les morts bizarres" (1876), "La glu" (1881), "Le pavé, paysages et coins de rue" (1883), "Sappho" (1884), "Sophie Monnier, maîtresse de Mirabeau" (1884), "Braves gens" (1886) etc.; von seinen Dichtungen: "La chanson des Gueux" (1876), welche ihm eine Verurteilung zuzog; "Les caresses" (1877), "Les blasphèmes" (1884) und "La mer" (1885) sowie das Drama "Nana Sahib" (1883) und das Lustspiel "Monsieur Scapin" (1886).

Richēr (Richerius), fränk. Geschichtschreiber des 10. Jahrh., trat nach 966 in das Benediktinerkloster St. Remigius zu Reims und verfaßte im Auftrag des Erzbischofs Gerbert eine durch das Streben nach rhetorischem Schwung und Schmuck unzuverlässige, flüchtige und in französischem Interesse parteiische, aber dennoch wertvolle Geschichte Frankreichs von 882 bis 995, die allein in dem Originalexemplar vorhanden ist, das früher der ehemaligen Benediktinerabtei Michaelsberg zu Bamberg gehörte, gegen Ende des 11. Jahrh. von dem Geschichtschreiber Abt Eckehard benutzt, 1833 in der öffentlichen Bibliothek zu Bamberg wieder aufgefunden, von Pertz in den "Monumenta Germaniae historica" (Bd. 3, Separatausg.; 2. Aufl. 1877) herausgegeben und von Osten-Sacken (Berl. 1854) ins Deutsche übersetzt wurde. Vgl. Reimann, De Richeri vita et scriptis (Öls 1845).

Richmond (spr. rittschmŏnd), 1) alte Stadt im North-Riding von Yorkshire (England), malerisch am Swale gelegen, mit großartigem Schloß aus der Zeit Wilhelms des Eroberers auf steilem Felsen, alter Hauptkirche, theologischem Seminar der Wesleyaner und (1881) 4502 Einw. Dicht dabei das Dorf Hipswell, angeblich Geburtsort Wiclefs. - 2) Stadt in der engl. Grafschaft Surrey, 10 km westsüdwestlich vom Hyde Park in London, an der Themse, hat einen von Karl I. angelegten Park (912 Hektar), an dessen Eingang der berühmte Gasthof "Star and Garter" (1869 mit einem Aufwand von 190,000 Pfd. Sterl. neu erbaut), eine Hauptkirche, in welcher der Dichter Thomson und der Schauspieler Edmund Kean begraben sind, ein theologisches Seminar der Wesleyaner: zahlreiche Privatschulen, ein litterarisches Institut, eine schöne Brücke über die Themse, wichtigen Gartenbau und (1881) 19,066 Einw. R. ist ein vielbesuchter Vergnügungsort der Londoner und berühmt durch seine schönen Umgebungen, namentlich durch die reizende Fernsicht von der Terrasse des Richmond Hill: es war längere Zeit der Aufenthalt von Temple, Swift und andern Berühmtheiten. Die Schönheit seiner Umgebungen ist durch viele englische Dichter verherrlicht worden. Bis 1497 hieß der Ort Sheen ("Schön"). Der damals erbaute königliche Palast wurde 1648 auf Befehl des Parlaments abgerissen. - 3) Hauptstadt des nordamerikan. Staats Virginia, liegt malerisch auf sieben Hügeln am linken Ufer des James River, unmittelbar unterhalb der Stromschnellen desselben, und ist der soziale Mittelpunkt des amerikanischen Südens. Das Kapitol auf dem Shockoehügel überragt alle andern Gebäude der Stadt. Es ist nach dem Muster der Maison carrée zu Nîmes erbaut und enthält ein Standbild Washingtons von Houdon. Auf dem freien Platz vor demselben stehen Crawfords berühmtes Reiterstandbild Washingtons und Statuen Henry Clays, Stonewall Jacksons und des Generals F. R. Lee; das Rathaus und das Haus des Governor grenzen an diesen Platz. Andre öffentliche Gebäude sind: das Zollhaus, die Tabaksbörse, das Zuchthaus, das Irrenhaus und das Theater. Unter den Kirchen sind die alte St. Johnskirche (in welcher der Konvent von 1788 abgehalten wurde) und die an Stelle des 1811 abgebrannten Theaters erbaute Monumental Church die bedeutendsten. R. hatte 1870: 51,038, 1880 aber 63,600 Einw. Seine Industrie ist bedeutend und macht erfreuliche Fortschritte. Wichtig sind vor allen die Tabaks- und Zigarrenfabriken, die Eisenhütte, die Werkstätten, in denen Maschinen u. Eisenbahnwagen gebaut werden, die Zuckersiedereien, Kornmühlen, Baumwollwebereien, Töpfereien und Papiermühlen. R. liegt günstig für den Handel. Schiffe von 3 m Tiefgang gelangen in seine Docks, ein Kanal umgeht die Wasserfälle, die seinen Fabriken eine willkommene Triebkraft bieten, und 5 Eisenbahnen laufen hier zusammen. Die Ausfuhr (vorwiegend Tabak und Mehl) erreichte 1887/88 einen Wert von 7,206,942 Dollar, die Einfuhr von 49,770 Doll. R. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Von Bildungsanstalten sind zu erwähnen: eine öffentliche Bibliothek, eine medizinische Schule, ein Baptistenseminar für schwarze Geistliche. Drei Brücken verbinden R. mit seiner Vorstadt Manchester (5729 Einw.). Im W. liegt der schöne Friedhof Hollywood. Die Umgegend hat reiche Steinkohlen- und Eisenlager. - R. wurde 1737 gegründet und 1779 zum Sitz der Regierung von Virginia erhoben. Wichtige politische Konvente wurden hier 1788, 1829, 1850 und 1861 abgehalten. Von 1861 bis 1865 war R. Sitz der Regierung der konföderierten Südstaaten. Während dieser Zeit wurde es stark befestigt und fiel, nach einer dreitägigen blutigen Schlacht, 3. April 1865 in die Hände der Unionsarmee, wodurch der ganze Bürgerkrieg faktisch beendigt wurde. Die großen Warenhäuser und die Brücken wurden von den abziehenden Konföderierten in Asche gelegt, sind aber wiederhergestellt worden. Eins der Tabakslager wurde während des Kriegs als Gefängnis benutzt und gewann als Libby Prison eine traurige Berühmtheit. - 4) Stadt nahe der Ostgrenze des nordamerikan. Staats Indiana, Grafschaft Wayne, am East Fork des Whitewater River, hat Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen, Baumwollwaren, Papier etc. und (1880) 12,742 Einw., worunter