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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sachsa; Sachse-Hofmeister; Sachsen

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Sachsa - Sachsen.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sachs'

Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 1)

Eine neuere Gesamtausgabe, von Adalb. v. Keller und Edm. Götze redigiert, erscheint in den Publikationen des Litterarischen Vereins zu Stuttgart (bis 1886: 15 Bde.); eine Sammlung der»Sämtlichen Fastnachtsspiele« in chronologischer Ordnung herausgegeben von Edm. Götze, in den »Neudrucken deutscher Litteraturwerke des 16. und 17. Jahrhunderts« (Halle 1880 ff.). Die Biographie des Dichters schrieben Salom. Ranisch (Altenb. 1765), J. L. ^[Johann Leonhard] Hoffmann (Nürnb. 1847), Weller (das. 1868), Lützelberger (das. 1874) und Genée (Berl. 1887). Vgl. außerdem K. Schnorr v. Carolsfeld, Zur Geschichte des deutschen Meistergesangs (Berl. 1872).

2) Michael, jüd. Gelehrter und Kanzelredner, geb. 3. Sept. 1808 zu Großglogau, studierte in Berlin, ward 1836 als Prediger der israelitischen Gemeinde nach Prag berufen und wirkte seit 1844 in gleicher Eigenschaft in Berlin, wo er 31. Jan. 1864 starb. Von seinen zahlreichen Werken, die im Sinn des konservativen Judentums viel zur Aufhellung der Litteratur und Geschichte desselben beigetragen haben, sind zu erwähnen: die Übersetzung und Erläuterung der Psalmen (Berl. 1835); »Stimmen vom Jordan und Euphrat« (das. 1852, 2. Aufl. 1868); »Beiträge zur Sprach- und Altertumsforschung« (das. 1852-54, 2 Bde., die Beziehungen zwischen der griechisch-römischen Welt und der talmudisch-midraschischen Litteratur behandelnd); »Die religiöse Poesie der Juden in Spanien« (das. 1845); die meisterhafte Übersetzung der israelitischen Festgebete (»Machsor«) und des Gebetbuchs (»Siddur«). Eine Auswahl seiner »Predigten« erschien in 2 Bänden (Berl. 1866-69). Für die Zunzsche »Bibel für Israeliten« übersetzte S. 15 Bücher.

3) Julius, Pflanzenphysiolog, geb. 2. Okt. 1832 zu Breslau, ging 1850 als Privatassistent zu Purkinje nach Prag, studierte an der dortigen Universität, habilitierte sich daselbst als Privatdozent für Pflanzenphysiologie, ward 1859 Assistent für Pflanzenphysiologie am agrikulturchemischen Laboratorium in Tharandt, 1861 Professor der Botanik an der landwirtschaftlichen Lehranstalt zu Poppelsdorf bei Bonn, 1867 Professor der Botanik an der Universität Freiburg, 1868 zu Würzburg, wo ein großes pflanzenphysiologisches Institut unter seiner Leitung errichtet wurde. Die Experimentalphysiologie hat durch seine zahlreichen Untersuchungen einen neuen Aufschwung genommen. Dieselben beziehen sich hauptsächlich auf die Einwirkung des Lichts und der Temperatur auf die Lebensprozesse der Pflanze, auf die Stoffbildungen, auf die Keimung, auf das Wachstum und auf die Bewegungserscheinungen der Pflanzen. Er schrieb: »Handbuch der Experimentalphysiologie der Pflanzen« (Leipz. 1866); »Lehrbuch der Botanik« (4. Aufl., das. 1874); »Grundzüge der Pflanzenphysiologie« (das. 1873); »Vorlesungen über Pflanzenphysiologie« (2. Aufl., das. 1887); »Geschichte der Botanik vom 16. Jahrhundert bis 1860« (Münch. 1875). Seit 1873 gibt er heraus: »Arbeiten des botanischen Instituts in Würzburg«.

Sachsa, Stadt und besuchter Luftkurort im preuß. Regierungsbezirk Erfurt, Kreis Nordhausen, am Harz, an der Uffe und der Linie Soest-Nordhausen (Station Tettenborn) der Preußischen Staatsbahn, hat (1885) 1434 evang. Einwohner. In der Nähe der Sachsenstein,, ein hoher und blendend weißer Gipsfels, und der wegen seiner Aussicht vielbesuchte Ravensberg (s. d.). Vgl. Falk, Bad S. (Nordh. 1888).

Sachse-Hofmeister, Anna, geborne Hofmeister, Sängerin, geb. 26. Juli 1852 zu Gumpoldskirchen bei Wien, machte sich schon in früher Jugend als ↔ Kirchensängerin bemerklich und bildete dann ihren schönen und hellen Sopran am Wiener Konservatorium bei Frau Passy-Cornet, später auch beim Kapellmeister Proch weiter aus. 1870 debütierte sie als Valentine (»Hugenotten«) in Würzburg, war 1872 bis 1876 am Stadttheater in Frankfurt a. M., darauf an der Berliner Hofoper und nach ihrer Verehelichung mit dem Tenoristen Sachse (1878) am Dresdener Hoftheater thätig. Zwei Jahre darauf verließ sie auch dieses, um Gastspiele zu geben, war dann 1880-82 Mitglied des Leipziger Stadttheaters und ist seitdem wieder an der Berliner Hofbühne engagiert. Zu ihren besten Rollen zählt man Valentine (»Hugenotten«), Fidelio, Elsa (»Lohengrin«), Senta (»Holländer«), Elisabeth (»Tannhäuser«), Gräfin (»Figaros Hochzeit«), Donna Anna (»Don Juan«), Euryanthe, Sieglinde (»Götterdämmerung«) u. a.

Sachsen. Übersicht der zugehörigen Artikel:

Der Volksstamm 123
Das alte Herzogtum S. 124
Das jüngere Herzogtum S. 125
Die Pfalzgrafschaft S. 125
Die ernestinische Linie 125
Das Königreich S. (Geogr.) 126
Geschichte des Kurstaats (seit 1423) und Königreichs S. 133
Preußische Provinz S. 141
Sächsische Herzogtümer.
Sachsen-Altenburg 143
S.-Gotha (Geschichte) 145
S.-Hildburghausen (Gesch.) 146
S.-Coburg-Gotha 146
S.-Meiningen 150
S.-Weimar-Eisenach 153

Der Volksstamm der Sachsen

Die Sachsen sind gleich den Alemannen u. a. ein germanischer Völkerbund (Sachsenbund), in welchem die Cherusker, Chauken, Marsen, Angrivarier u. a. aufgegangen waren, und der nach Widukind seinen Namen von einer Waffe, Sahs (Steinmesser), erhielt, während andre ihn als Sassen, d. h. Seßhafte, erklären. Sie wohnten zu beiden Seiten der Elbmündung und auf den Inseln vor derselben (Insulae Saxonum), von wo sie sich nach Westen und Süden bis zur Ems, Lippe und zum Harz ausbreiteten. Als Seeräuber suchten sie die Küsten der Nordsee heim, plünderten die Küsten Britanniens und Galliens, und mit ihrer Hilfe bemächtigte sich 287 der Menapier Carausius der Herrschaft Britanniens. In Gemeinschaft mit den Angeln setzten sie sich um 450 in dem von den Römern verlassenen Britannien dauernd fest und gründeten daselbst das angelsächsische Reich (s. Angelsachsen). In ihrer festländischen Heimat schieden sie sich nach der Lage ihrer Wohnsitze in die Ostfalen im O., die Westfalen im W. der Weser, die Engern (Angrarier) zu beiden Seiten derselben und die Nordalbingier im N. der Elbe. Von den Erschütterungen der Völkerwanderung wenig berührt, bewahrten sie unverändert die Grundzüge altgermanischen Wesens. Neben den freien Grundeigentümern, den Frilingen oder Fronen, aus denen die Edelinge hervorragten, gab es dienstpflichtige Unfreie, Liten (Laten), und Leibeigne. Sie bildeten freie Volksgemeinden und Gaugenossenschaften unter gewählten Vorstehern; nur in Kriegszeiten stellten sie sich unter die Führung eines Herzogs. Alljährlich fand zu Marklo an der Weser eine Versammlung von Abgeordneten der einzelnen Gaue statt, welche über gemeinsame Angelegenheiten, besonders über Krieg und Frieden, beriet. Städte hatten die S. nicht, nur Burgen (Eresburg u. a.). Gleich den alten Germanen hatten sie keinen Priesterstand, hingen aber dem heidnischen Götterdienst mit Eifer und Treue an.

Nachdem die S. 530 im Bund mit den Franken das Thüringerreich zerstört und das Land zwischen Harz und Unstrut erworben hatten, gerieten sie allmählich in Abhängigkeit von den Franken, denen sie sich 553

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 124.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 124.