Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sachsen-Koburg-Gotha'
Anmerkung: Fortsetzung von [Herzogtum Koburg.]
die Landwirtschaft. Felder und Wiesen nehmen 36,155 Hektar, Waldungen 15,900
(davon Domäneneigentum 5745), Weinberge 28, Weiden, Obstanlagen, Öd- und Unland
1328 Hektar ein. Die Förderung der Landwirtschaft läßt sich ein
Landwirtschaftlicher Verein zu Koburg nebst zahlreichen Zweigvereinen im
Land angelegen sein. Herrschendes Wirtschaftssystem ist die Dreifelderwirtschaft;
die Grundstückszusammenlegung hat noch keinen Eingang gefunden. Der blühende
Ackerbau liefert die gewöhnlichen Halmfrüchte, Kartoffeln, Rüben, Hülsenfrüchte,
Klee und Flachs. Der Getreidebau gewährt einen durchschnittlichen Ertrag von ca.
31,400 Doppelztr. Weizen, 35,400 Roggen, 30,700 Gerste, 34,300 Doppelztr. Hafer.
Der durchschnittliche Ertrag an Hülsenfrüchten beläuft sich auf ca. 7400, der an
Kartoffeln auf 221,900, der an Rüben, Runkelrüben und Kraut auf 135,600 Doppelzentner.
Von Handelsgewächsen wird nur Hopfen, doch mehr für den inländischen Bedarf,
erzeugt. Der Garten- und Obstbau ist beträchtlich; namentlich wird aus dem Amt
Königsberg, wo man in geringer Ausdehnung auch Weinbau treibt, Obst in bedeutender
Quantität ausgeführt. Trefflicher Wiesenbau findet besonders in den Thälern der
Itz, Rodach, Röthen und Lauter statt. Von großem Belang ist die Rindviehzucht
(besonders im Itzgrund), von geringerm die Schafzucht. Man zählte 1883: 1163
Pferde, 24,335 Stück Rindvieh, 12,265 Schafe, 12,761 Schweine und 6222 Ziegen.
Allenthalben verbreitet ist die Hühner-, Tauben-, Enten- und Gänsezucht. Jagd
und Fischerei sind nicht ohne Bedeutung, besonders ist guter Auerwildstand
vorhanden. Künstliche Fischzucht wird in Mönchröden betrieben. Von den Forsten
sind 6/10 Nadel-, 4/10 Laubholz. Bergbau hat das Herzogtum nicht. Die Industrie
ist ansehnlich. Hauptindustriezweige sind die Spielwarenfabrikation in Neustadt
und Umgegend und die Korbwarenfabrikation im Amtsbezirk Sonnefeld; beides sind
Hausindustrien. Der Export der Erzeugnisse wird durch Handelshäuser vermittelt,
von denen allein für die Korbwarenbranche 17 in der Stadt Koburg domiziliert sind.
An sonstigen größern Etablissements bestehen im Land eine Kammgarnspinnerei und
eine mechanische Baumwollweberei. Sehr ansehnlich sind ferner: die
Thonwarenfabrikation (Öslau), die Ziegelbrennerei und die Fabrikation von
chemischen Produkten, Porzellan- und Steingutwaren, Wagen und Möbeln; von geringerm
Belang ist die Papierfabrikation. In schwunghaftem Betrieb sind die Gerberei sowie
besonders die Bierbrauerei, auch für den Absatz ins Ausland. Handel und Verkehr
sind lebhaft. Die Werraeisenbahn durchzieht mit der Hauptbahn und mit der Zweigbahn
nach Sonneberg das Land in einer Länge von 48 km. Die Landstraßen haben eine
Länge von 121 km. In Koburg bestehen: eine Kreditbank (19. Mai 1856 konzessioniert),
ein Spar- und Vorschußverein, eine städtische Sparkasse; Vorschußvereine außerdem in vier andern Orten.
Das Herzogtum Gotha, welches mehrere fremdländische Enklaven umschließt, grenzt
im N. und O. an Preußen, im SO. an Schwarzburg-Sondershausen und an das weimarische
Amt Ilmenau, im Süden und SW. an Preußen und an Sachsen-Meiningen, im W. an
Sachsen-Weimar-Eisenach. Von den dazu gehörigen Parzellen ist der von
preußischem und schwarzburgischem Gebiet umschlossene frühere Amtsbezirk
Volkenroda die größte. Man unterscheidet den »Wald« und das »Land«, indem man
unter ersterm den etwa 550 qkm großen Anteil am Thüringer Wald, unter letzterm
das diesem im NO. vorgelagerte Hügelland ↔ versteht. Der Thüringer
Wald hat im Herzogtum seine höchsten Spitzen: den Großen Beerberg (983 m),
Schneekopf (976 m) und Inselsberg (916 m). Das nordöstliche Hügelland steigt in
der Wachsenburg 414 m, im Großen Seeberg bei Gotha 410 m an. Die Gewässer fließen
teils der Saale, teils der Werra zu: zur Saale die Ilm, nur als Grenzfluß das
Land berührend, die Unstrut, den nordöstlichsten Teil auf eine Strecke
durchfließend, die Gera mit der Wipfra und Apfelstädt; zur Werra, welche
selbst auf eine kurze Strecke die Parzelle Nazza durchfließt, die Hasel mit
der Schwarza, welche die Lichtenau aufnimmt, und mit dem Mühlwasser oder
der Struth, die Schmalkalde und die Hörsel. Letztere empfängt das Schilfwasser,
Wutha (Erbstrom oder Ruhlaer Wasser) und Nesse. Teiche und Weiher gibt es
viele. Mineralquellen fehlen; dagegen sind zu erwähnen die Wasserheilanstalt
zu Elgersburg sowie der Bade- und klimatische Kurort Friedrichroda. Das Klima
auf dem »Wald« ist ziemlich rauh, im flachen Land milder und in den nördlichsten
Strichen am mildesten und angenehmsten. Über die mittlere Jahrestemperatur
Gothas s. oben. Das Herzogtum hat einen Flächeninhalt von
1394,2 qkm (25,3 QM.)
mit (1885) 141,446 Einw. Die Bewohner sind thüringischen Stammes und bekennen
sich, mit Ausnahme weniger Katholiken, Juden etc., zur evangelisch-lutherischen
Kirche. Das Herzogtum zählt 5 Städte. Die Volksbildung steht auf hoher Stufe.
Es bestehen 176 Volksschulen, 5 Gewerbe- und Fortbildungsschulen, ein
Schullehrerseminar, eine höhere Bürgerschule für Knaben, eine desgleichen für
Mädchen, ein Gymnasium (zugleich Realgymnasium) und eine Handelsschule, letztere
alle in Gotha; ein Progymnasium mit Realschule zu Ohrdruf. Eine Fachschule ist
die Akkouchieranstalt mit Hebammenunterricht zu Gotha. Als Anstalten für
Wissenschaft und Kunst sind die zum Familienfideikommiß der drei herzoglich
sächsischen Häuser gehörigen Sammlungen auf dem Schloß Friedenstein
zu Gotha (s. d.) und in dem Museum daselbst sowie die
Sternwarte zu Gotha zu nennen. Ein sehr bekanntes Institut ist die ausgedehnte
kartographische Anstalt von Justus Perthes daselbst.
Haupterwerbszweig ist hier ebenfalls die Landwirtschaft. Felder und Wiesen nehmen
85,711 Hektar, Waldungen 42,833 Hektar (davon Domäneneigentum 32,110 Hektar),
Weiden, Obstanlagen, Öd- und Unland 3354 Hektar ein. Auch zu Gotha ist ein
Landwirtschaftlicher Hauptverein mit einer Anzahl von Zweigvereinen thätig.
Der Ackerbau ist ergiebig und erzeugt dieselben Früchte wie im Koburgischen.
Der Garten- und Obstbau ist ebenfalls beträchtlich, namentlich sind der Gemüsebau
und die Handelsgärtnerei von Belang. Guter Wiesenbau findet vornehmlich in
den Walddistrikten und um Ohrdruf statt. Die Rindviehzucht steht der im
Koburgischen nach, bedeutender ist dagegen die Schafzucht und namentlich auch
die Pferdezucht. Man zählte 1883: 7024 Pferde, 33,861 Stück Rindvieh, 60,984 Schafe,
38,788 Schweine, 20,793 Ziegen. Die Jagd gibt in den ausgedehnten Waldungen
noch gute Beute. Von den Forsten sind 7/10 Nadelholz, 3/10 Laubholz. Bergbau
wird auf Braunstein, Steinkohlen und Eisenstein getrieben. Die reichhaltige
Sole, welche zu Ernsthalle bei Bufleben versotten wird, gewinnt man durch
Bohren. Die gewerbliche Industrie ist ebenfalls blühend. Von Wichtigkeit sind
namentlich zu Zella und Mehlis die Gewehrfabrikation, die Fabrikation von
Schlosser- und Kurzwaren, eisernen Maschinen und Maschinenteilen sowie von
eisernen Geldschränken zu Gotha,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 148.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 148.